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Nachricht vom 14.08.2012    

11.000 Arbeitsplätze vom Tourismus abhängig

Im Westerwaldkreis hängen rund 11.000 Arbeitsplätze vom Tourismus ab. Auch im Hinblick auf die fehlenden Fachkräfte will man sich nun stark dafür einsetzen, die Arbeitsplätze behindertengerechter zu gestalten, um Menschen mit einem Handicap einen erneuten Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen.

Die Mitarbeiter des Diakonischen Werkes und des Integrationsfachdienstes (IFD) nach einem intensiven Gespräch gemeinsam mit den Gästen Wilfried Kehr, Martin Willuweit, Uli Schmidt, Brigitte Orschel, Sarah Jansson, Gabriele Crezelius, Tim Herrmann und Landesbehindertenbeauftragter Ottmar Miles-Paul (von links). (Foto: pr)

Westerwaldkreis. Das Forum Soziale Gerechtigkeit setzt sich mit vielen anderen Akteuren im Westerwaldkreis für eine Gesellschaft ein, in der Menschen mit unterschiedlichsten Behinderungen in allen Lebensbereichen selbstverständlich dazugehören. Dies gilt insbesondere auch für die Arbeitswelt sowie für touristische Angebote. Gemeinsam erkundeten andesbehindertenbeauftragter Ottmar Miles-Paul und Forumssprecher Uli Schmidt (Horbach) jetzt in Montabaur, wie weit die Inklusion in diesen Bereichen bereits vorangekommen ist.

Mit vielen Einzelschicksalen wurden die Gäste zunächst im derzeit laufenden neunmonatigen Reha-Lehrgang beim Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft (BWHW) konfrontiert. Dort suchen 17 Erwachsene nach einer beruflichen Perspektive, die nach einem Unfall, wegen einer Erkrankung oder einer Allergie ihren Beruf nicht mehr ausüben können. „Viele von unseren Teilnehmern stehen oft von einem auf den anderen Tag vor dem Nichts“, so Standortkoordinator Peter Bill. „Wenn wir uns in einem Betrieb bewerben, hören wir oft: Kranke haben wir hier schon genug!“, so ein Kursteilnehmer. Bei allen herrscht Unverständnis darüber, dass man ihnen keine Chance mehr gibt, obwohl sie teilweise seit Jahrzehnten ihren Beruf erfolgreich ausgeübt haben. Ottmar Miles-Paul sagte Unterstützung in einem Einzelfall zu und war beeindruckt von dem Zusammenhalt in der Lehrgangsgruppe. Das Fazit der Teilnehmer: „Hier helfen wir uns alle gegenseitig, damit wir nicht verkümmern.“

Aufgabe des Integrationsfachdienstes (IFD) beim Diakonischen Werk (DW) ist es, Menschen mit einer Behinderung oder einer psychischen Erkrankung bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitsplatz zu unterstützen und zu begleiten. Der Geschäftsführer des DW im Westerwaldkreis, Wilfried Kehr, begrüßte die Gäste in der Außenstelle in der Kreisstadt. Als Bereichsleiter Arbeit stellte Martin Willuweit das Angebot vor, das alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen um Erfahrungen aus ihrer praktischen Arbeit bereicherten.
Es wurde festgestellt, dass bei beeinträchtigten Jugendlichen oft eine Arbeitsaufnahme an der geeigneten Verkehrsanbindung scheitert. Positiv wurde bewertet, dass Betriebe wegen fehlender Fachkräfte bei der Kündigung schwerbehinderter Mitarbeiter zunehmend zurückhaltend sind. Über einen Mangel an Arbeit können sich die sieben Mitarbeiter des Integrationsfachdienstes nicht beklagen: „Es kommen immer mehr Leute mit einem Handicap zu uns, aber bisher mussten wir noch niemand wegschicken“, so Tim Herrmann, der schon seit elf Jahren in der Berufsbegleitung arbeitet. Uli Schmidt äußerte die Hoffnung, dass das noch recht neue Projekt „Übergang Schule-Beruf“ vielen Schülern an den Förderschulen in Wirges und Höhn eine berufliche Perspektive bringt.



In einem weiteren Gespräch beim Westerwald Touristik-Service stand die barrierefreie Gestaltung des touristischen Angebotes in der Region im Mittelpunkt. Geschäftsführer Christoph Hoopmann wies auf insgesamt bis zu 11.000 Arbeitsplätze hin, die in der WW-Region vom Tourismus abhängen. „Leider ist bei uns noch keine für behinderte Menschen nutzbare Infrastruktur vorhanden, wir stehen noch am Anfang“, so der Tourismuschef. Er kündigte ein Konzept an, das beschreibe, welche Lösungen kurz-, mittel- oder langfristig angegangen werden sollen. Miles-Paul berichtete über erfolgreiche Initiativen beispielsweise in der Südwest-Pfalz, wo alle barrierefreien Tourismusaktivitäten in einer übersichtlichen Broschüre dargestellt wurden. „Da muss irgendwann auch der Westerwald hinkommen, dass geschlossene Serviceketten angeboten werden können“, so der Gast aus Mainz.

Uli Schmidt wies darauf hin, dass sich das Forum Soziale Gerechtigkeit auch in künftigen Veranstaltungen mit der Inklusion behinderter Menschen im Westerwaldkreis beschäftigen wird. So sollen am 5. Dezember gemeinsam mit der behindertenpolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion und dem Landesbehindertenbeauftragten drei Unternehmen in der Region besucht werden, die bei der Integration behinderter Mitarbeiter besonders beispielhaft sind. Am 6. März 2013 ist gemeinsam mit der Kreishandwerkerschaft ein Seminar zu den Grundlagen eines inklusiven Arbeitsmarktes geplant.



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