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Nachricht vom 28.05.2015    

Räder rollten für den Frieden

Für die Mitglieder der „Equipe France“ ist Radsport nicht nur um im reiferen Alter fit zu bleiben. Er ist auch ein Vehikel, um eine Botschaft zu transportieren: die Notwendigkeit der Europäischen Einigung und der Deutsch-Französische Freundschaft. Mit der „Deutsch-Französischen Friedensfahrt“ wurde jetzt ein deutliches Zeichen gesetzt.

Der „Friedensring“ in Compiegne gefiel den Radlern besonders. Foto: Veranstalter

Montabaur. Dabei wurde den 20 deutschen und französischen Radlern die „Gnade der späten Geburt“ bewusst. Denn wenige Generationen früher geboren, hätten sich die ehemaligen „Erbfeinde“ bekriegen müssen. Jetzt rollten ihre Räder gemeinsam auf 8 Etappen über 1.120 km für den Frieden. Dabei wurde täglich auf Schlachtfeldern, an Gedenkstätten sowie Mahnmalen und in Museen an die Grausamkeiten vergangener Kriege erinnert. Dies waren im Wesentlichen der Deutsch-französischen Krieg von 1870/71 sowie die beiden Weltkriege.

Mit dieser „Friedensfahrt“ hat die „Equipe France“ für einen Höhepunkt ihrer langjährigen Aktivitäten im Rahmen bestehender Städtepartnerschaften gesorgt. Denn schon seit mehr als 3 Jahrzehnten sind die das Team tragenden beiden heimischen Radsportvereine RSG Montabaur und RSV Oraniern Nassau im Rahmen langlebiger „Jumelages“ mit Tonnerre (Burgund) und Pont Chateau (Bretagne) aktiv. Aktueller Anlass für die thematische Tour war das 40-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen Pont Chateau und der Stadt an der Lahn.

Der Start zur Friedensfahrt erfolgte am Omaha Beach in der Normandie, wo 1944 die Alliierten gelandet waren. Dort, wo damals die Amerikaner aus den Landungsbooten sprangen, erinnert noch heute vieles an den Krieg. Schwer zu beschreibende Gefühle wurden auch über 70 Jahre später bei den Radlern noch wach.

Ein weiteres wichtiges Etappenziel der Friedensfahrt war die kleine nordfranzösische Stadt Compiègne. Diese wurde bekannt durch die Unterzeichnung zweier Waffenstillstände zwischen Deutschland und Frankreich. Am 11. November 1918 wurde im Wald von Compiègne in einem Eisenbahnwagen der Erste Weltkrieg beendet. Fast 22 Jahre später, am 22. Juni 1940, wurde im gleichen „Museumswagen“ der zweite Waffenstillstand unterzeichnet. Besonderes Interesse bei den Friedensfahrern fand der große „Friedensring“ - ein Kunstwerk, auf dem das Wort Frieden in allen Sprachen zu lesen ist (siehe beigefügtes Foto).
Die Entscheidungsschlacht des deutsch-französischen Krieges wurde am Morgen des 1. September 1870 bei Sedan eröffnet (siehe Gemälde unten). Die Schlacht dauerte bis 4 Uhr nachmittags, als Napoleon die Aussichtslosigkeit der

Lage erkannte und befahl, die weiße Fahne zu hissen. Auch auf diesem Schlachtfeld blieb die deutsch-französische Radlerequipe nicht unbeeindruckt. Dies galt auch für die am folgenden Tag besuchten Schlachtfelder von Verdun. Dieser Ort steht für eines der blutigsten Kapitel des Ersten Weltkriegs. Ganze Armeen fielen im Kampf um wenige hundert Meter Boden. Bis heute ist das sinnlose Massensterben im Stellungskrieg von Verdun ein Symbol für das menschenverachtende Antlitz des Ersten Weltkrieges. Verdun wurde für eine ganze Generation von Franzosen und Deutschen zum Trauma. Im „Beinhaus“ gedachten die Radler den ca. 700.000 dort gefallenen französischen und deutschen Soldaten.



Die Folgeetappe führte teilweise entlang der Maginot-Linie. Mit diesem aus einer Linie von Bunkern bestehenden Verteidigungssystem versuchte sich Frankreich ab 1930 vor dem Nachbarn zu schützen. Wie wir heute wissen, ohne Erfolg.

Wie sehr sich die Zeiten zumindest im weitgehend friedlichen Mitteleuropa zum positiven geändert haben, zeigte ein Besuch in Schengen. Die nach der Kleinstadt in Luxemburg benannten Abkommen regelten insbesondere die Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen der teilnehmenden Staaten. Europa rückte noch mehr zusammen und wurde – zumindest überwiegend - noch friedfertiger.

Die Tour hatte mit dem Thema Frieden eine wichtige und ernste Botschaft. Jedoch waren die Radler auch den sich auf jeder der 8 Etappen bietenden Genüssen wie schöner Landschaft, einem guten Essen oder einem edlen Tropfen nicht abgeneigt. Auf der Königsetappe über 155 km auftretende Schwächen konnten am Abend mit einer „Calvadostherapie“ behoben werden, damit am nächsten Tag wieder alle Räder für den Frieden rollen konnten. Im freundschaftlichen „Wechselgesang“ war abends in den Quartieren auch so manches traditionelle deutsche und französische Liedgut zu hören.

Unterstützt wurde die Tour als Bestandteil der rheinland-pfälzischen Europawoche von der Nassauischen Sparkasse als Hauptsponsor und einigen weiteren Unterstützern aus der Region. Verärgert waren die Radsportler aus beiden Ländern darüber, dass die beiden Jubiläumspartnerstädte sich zu keinerlei Unterstützung der Friedensfahrt durchringen konnten. Bedauert wurde außerdem, dass auch kein einziger Radsporthersteller dazu bereit war. Positiv bleibt allen Tourteilnehmern dagegen besonders die hohe Rücksichtnahme der französischen Autofahrer gegenüber den Radlern in Erinnerung.

Zum Abschluss der Friedensfahrt blieben noch 2 Entspannungstage im Westerwald und an der Lahn. Diese wurden unter Beteiligung der Familien der Radsportler mit Festessen, Spaziergang, Konzertbesuch und gemeinsamem Frühstück verbracht. Die „Equipe France“ plant bereits zwischen dem 12. und 21. August 2016 die nächste Etappenfahrt in Frankreich. Dann als „Gourmet-Tour“ durch Burgund, bei der auch die ein oder andere Partnerstadt besucht werden soll. Infos gerne bei Jochen Wennrich (RSV Nassau), Tel. 02604-4956 oder Uli Schmidt (RSG Montabaur) per Mail unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de.


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