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Nachricht vom 15.06.2016    

Musikalischer Witz mit Niveau

Mit einer ungewohnten Mischung gastiert der Sänger Denis Wittberg mit seiner Band, den „Schellack-Solisten“, am Samstag, 9. Juli, 20 Uhr, im Schlosshof in Hadamar. Auf Einladung der Kulturvereinigung Hadamar präsentieren sie in einem Open-Air-Konzert das Programm „Zeitlos“. Ungewöhnlich ist das Arrangement vieler Titel des Konzerts.

Denis Wittberg und die Schellack-Solisten. Bildquelle: DiHu Fotokunst

Hadamar. Das Ungewöhnliche am Arrangementist: Sie stammen aus der punkig angehauchten Neuen Deutschen Welle aus den 1980er Jahren, werden aber im Schlagerstil der „Goldenen 20er“ zu hören sein, wie man ihn von den Comedian Harmonists, Otto Reutter oder Friedrich Hollaender kennt. Wie es zu dieser Kombination kam, erklärt Denis Wittberg im Interview.

Einen fast 100 Jahre alten Musikstil mit einem gerade mal 30 Jahre alten zusammenbringen: Wie kommt man darauf?

Wittberg: Zunächst muss man sagen, dass wir in Hadamar nicht nur diese speziellen Arrangements bringen, sondern vor allem unveränderte oder nur geringfügig überarbeitete Klassiker aus der Schlagerwelt der 20er und 30er Jahre. Das ist die Musikrichtung, die mich schon seit Jahrzehnten beschäftigt und begeistert.

Aber auch das ist ungewöhnlich. Viele der damaligen Titel kennt man heutzutage nicht einmal mehr.

Wittberg: Schon in früher Kindheit habe ich bei meiner Großmutter im Schrank eine Tanzplatte aus ihrer Jugend gefunden. Von da an hat sich diese Musik wie ein roter Faden durch mein Leben gezogen, auch wenn ich zeitweise ganz andere Dinge gemacht habe. Ich war stark in der Mainzer Fastnacht engagiert und bei der großen Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ dabei. Ein kleiner Abstecher hat mich auch in den Theaterchor Mainz geführt, unter anderem zu Aufführungen von „Macbeth“ und „Parsival“. Aber ganz verschwanden Tanzmusik, Schlager und Close-Harmony-Gesang aus dem ersten Drittel des vergangenen Jahrhunderts nie.

Wie kam dann die vollständige Hinwendung zu dieser Musik?

Wittberg: Mitte der 90er Jahre habe ich mich entschlossen, mich ganz auf meine Leidenschaft zu konzentrieren, vor etwa 15 Jahren haben sich dann die Schellack-Solisten formiert. Bei unseren ersten Konzerten haben wir mit vielleicht 15 Titeln angefangen. Inzwischen umfasst unser Repertoire rund 190 Stücke.

Was genau ist das Faszinierende an der Musik dieser Epoche?

Wittberg: Da gibt es einen Wortwitz, eine Ironie, die im heutigen Schlager fast vollständig verschwunden sind. Es sind eindeutig zweideutige Texte. Die damaligen Musikern und Vortragskünstlern haben sie mit todernster Mine und dem kleinen Augenzwinkern im richtigen Moment unglaublich gekonnt auf die Bühne gebracht. Klamauk und Albernheit kann jeder, aber im Frack und mit Pomade im Haar hintersinnigen Humor zu verkörpern, bedeutet echte Klasse. Dafür bewundere ich die Künstler der Goldenen 20er, zumal heute nur noch wenige von ihnen bekannt sind. Viele waren Juden, und selbst wenn sie die Verfolgung überlebt hatten, wurde die Erinnerung an sie nahezu ausgelöscht.



Wie kam es nun zur Kombination mit Liedern der Neuen Deutschen Welle wie „Major Tom“ oder „Kleine Taschenlampe brenn“?

Wittberg: Die Idee hatte ich bereits vor etwa sechs Jahren. In der Band gab es unterschiedliche Auffassungen, aber Jörg-Walter Gerlach und Jens Hunstein waren sofort Feuer und Flamme. Sie haben Stücke arrangiert und ich habe die noch zögerlichen Musiker ein wenig gedrängt. Dann haben wir es einfach gewagt und „Sternenhimmel“ in ein Konzert eingebaut. Das war ein Riesen-Erfolg beim Publikum. Die Leute kennen die Originale, nehmen den im besten Wortsinn komischen Kontrast zum Bühnenauftritt wahr und lachen sich schief.

Wenn Sie die 190 Stücke des Repertoires betrachten: Welches ist Ihnen am liebsten?

Wittberg: Da kann ich kein einzelnes nennen. Am liebsten sind mir Titel, die den Wortwitz und eine hintergründige, nie plumpe Frivolität transportieren. „Weißt du was, du kannst mich am Nachmittag besuchen“ von Austin Egen ist ein sehr schönes Beispiel, aber auch „Die Bar zum Krokodil“ von Willy Engel-Berger oder „Die Braut vom Alexander, die geht so auseinander“ von Fritz Rotter. Alles wunderbare Titel, aber heute kaum noch bekannt. Einige von ihnen werden in Hadamar zu hören sein.

Der Kartenvorverkauf für das Open-Air-Konzert „Zeitlos“ am 9. Juli hat begonnen. Tickets gibt es zum Preis von 18 Euro bei Schreibwaren Dutell, Gymnasiumstraße 6, und Buchhandlung Hämmerer, Gymnasiumstraße 11, in Hadamar, bei AH Tischwäsche Stick & mehr, Dorfbachstraße 2, in Niederhadamar, bei „Buch & Tee“, Rathausstraße 2, in Elz und in der neuen Vorverkaufsstelle FC Factory Clothing, Neumarkt 14, in Limburg. Darüber hinaus bietet die Kulturvereinigung Hadamar auf ihrer Webseite http://www.kulturvereinigung-hadamar.de einen elektronischen Kartenvorverkauf an. Eventuell noch vorhandene Restkarten werden an der Abendkasse für 20 Euro erhältlich sein. Einlass ist ab 19.15 Uhr. Die Kulturvereinigung bewirtet ihre Gäste mit Getränken und Kleinigkeiten gegen den Hunger. Falls das Wetter schlecht sein sollte, wird die Veranstaltung in die Stadthalle Hadamar verlegt.


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