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Nachricht vom 27.05.2021    

Steinigers Küchengruß: „Herzensglück oder Hexentrank?“

Von Uwe Steiniger

KOLUMNE | Bei den Kelten stand der Weißdorn noch für Unglück. Doch mittlerweile sind seine Heilwirkungen wissenschaftlich nachgewiesen. Küchenmeister Uwe Steiniger will das Gewächs salonfähig machen und schenkt den Lesern ein Rezept für einen betörend leckeren Likör.

Schon der Duft des Weißdorns ist verheißungsvoll. Küchenmeister Steiniger erklärt, wie man aus dem Gewächs einen leckeren Likör machen kann. (Fotos: Uwe Steiniger)

Lieber Leserinnen und Leser,

wir sind spät dran in diesem Jahr. Der Mai ist seinem Ruf als Wonnemonat nicht wirklich nachgekommen, zumindest was Sonne und Wärme betrifft. Kühl und nass, das erfreut Landwirte, Gärtner und solche Kräuter-Eumel wie mich. Von daher stelle ich nach der Birke heute ein weiteres Gehölz vor, den Weißdorn, der momentan blüht.

Heute erfreut er sich als Blutdrucksenker großer Beliebtheit, einer der aufs Herz schaut und den Menschen beschützt. Früher allerdings, da verbreitete das Gebüsch eher Angst und Schrecken. Die Kelten sahen in ihm einen Wohnort zahlreicher Geister. Obwohl er auch bei ihnen als Heiliger Baum galt, stand er doch für Unglück. Die Sigambrer hingegen widmeten ihn, wie fast alle Germanenstämme, dem Donnergott „Thor“.

Weißdorn sowie Hagebutten standen für Schutz und Abwehr in den Hecken rund um Siedlungen und Gehege. Beide gehören zu der Familie der Rosengewächse, welche bekanntlich Dornen tragen. Auch heute noch erkennt man solche Orte an ihrem Namen: Hagdorn, Öttershagen, Witthecke. Angst hatte man nur vor den Heckenreiterinnen, welche diese Hindernisse überwinden konnten: Hexe kommt nämlich von Heckse! Blühende Weißdornzweige standen weiterhin als Liebesbeweis, den sich junge Männer im Mai an die Kopfbedeckung steckten. Wurden die Gefühle nicht erwidert, wollte die Herzdame scheinbar nichts mit ihm „am Hut haben“.

Heilwirkungen nachgewiesen

Vor allem den Missionaren war das bunte Treiben rund um den Weißdorn ein Dorn im Auge. Der Duft seiner Blüten verbreitet unter anderem Trimethylamin, bescheiden ausgedrückt: ein spezieller Sexualgeruch! Die Nichte des „Bekehrers“ Bonifatius wurde von ihrem Onkel von daher damit beauftragt, diesen obszönen Bräuchen ebenfalls ein Ende zu bereiten. Ihr Name: Walpurgis. Fälschlicherweise steht sie nun als Namenspatronin für die Nacht auf den ersten Mai, der heutzutage mit wilden Orgien und Hexen assoziiert wird: Die Walpurgisnacht!

Erst die Klöster konnten ihm helfen, den Ruf als Hexenstrauch loszuwerden. Die Mönche wussten um die Heilwirkung und ordneten ihn als Symbol der Keuschheit zu. Ganz geheuer blieb er außerhalb der Klostermauern trotzdem niemand. Anfang des 19. Jahrhunderts befassten sich dann Forscher mit seinen Heilwirkungen, die mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen sind.



Gerade wir Westerwälder sind skeptische Leute, von daher versuche ich den Weißdorn als Likörchen wieder salonfähig zu machen. Er hat es wirklich verdient!

300ml Burgschiefer Riesling – Hammerstein (Weingut Emmel)
100ml Wodka
1 Bio-Zitrone
4 EL Honig vom Kloster Marienthal
6 Blätter Melisse
3 Hände Weißdornblüten und -blätter

Die Zitrone in gleichmäßig Scheiben schneiden, den Honig im Riesling und Wodka „auflösen“. Weißdornblätter und Blüten, sowie die Zitronenscheiben in ein Glas mit Schraubverschluss schichten und leicht zusammendrücken. Danach das Riesling-Wodka-Honig-Gemisch übergießen. Anschließend das Glas verschließen und an einem gleichmäßig warmen, aber nicht sonnigen Platz mindestens zwei Wochen ziehen lassen. Täglich gut schütteln, danach durch ein feines Sieb seihen und in eine Apotheke-Flasche abfüllen.

Allabendlich ein kleines Likörgläschen davon einnehmen. Das hilft nicht nur fürs Herz, sondern auch beim Einschlafen. Wer auf die roten Beeren im Herbst warten möchte, der kann dies auch mit getrockneten Blüten und Blättern machen. Dies ergibt dann eine schöne Farbkombination. Auf die Gesundheit, die Liebe und all ihrem Zauber …

machen wir einfach das Beste draus,

Euer



---

Über Uwe Steiniger
Küchenmeister Uwe Steiniger steht seit rund 35 Jahren am Herd. Nach etlichen Stationen im In- und Ausland betreibt er seit rund fünf Jahren die Klostergastronomie Marienthal. Im Westerwald zählt er zu den bekanntesten Köchen, denn neben seiner Kochkunst schätzt man seinen Ideenreichtum sowie seine lockere Art. Für die Kuriere stellt er regelmäßig seine Favoriten aus der Küche und Besonderheiten rund um gutes Essen und Trinken vor.




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Mehr dazu:   Westerwälder Rezepte   Steinigers Küchengruß  

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