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Nachricht vom 15.05.2022    

Der Kampf um die Rettung der Ortskerne

Große wie kleine Städte sehen sich schon seit längerem einem Problem gegenüber: Die Ortskerne sterben aus. Wo früher lebendige Fußgängerzonen waren, steht heute die Hälfte aller Läden leer, weitere Ladenbesitzer stehen kurz vor der Aufgabe. Im besten Fall übernehmen Ketten die leerstehenden Verkaufsflächen und retten so die Altstadt vor dem völligen Zusammenbruch, allerdings um einen hohen Preis, denn der individuelle Charakter der Ortschaften geht dabei verloren. Die Ereignisse der letzten beiden Jahre haben das Sterben der Einkaufsstraßen noch beschleunigt und zwingen die Kommunen, zu handeln. Immer mehr Ortschaften entwickeln neue Konzepte, um ihr Zentrum wiederzubeleben und es erneut zu einer öffentlichen Begegnungsstätte zu machen.

Foto Quelle: pixabay.com / geralt

Abwanderung ins Internet
Im letzten Jahrzehnt ist der Onlinehandel Jahr für Jahr weiter angewachsen, während der Umsatz im stationären Handel schrumpfte. Und nicht nur der Handel mit Gütern verlegt sich in den Cyberspace. Von Streamingdiensten für Filme wie Netflix bis hin zu Casinos wie etwa Hyperino finden auch Freizeit und Unterhaltung zunehmend online statt. In der Folge müssen nicht nur Geschäfte die Türen schließen, sondern auch viele kleine Kinos und Spielhallen. Und auch viele Gastronomen müssen Einbußen hinnehmen. Ihnen fehlen die Kunden, die sich früher nach einem Einkaufsbummel auf einen Kaffee hinsetzten oder mit ihrem Gewinn aus dem Glücksspiel in der nächsten Kneipe eine Runde ausgaben. Viele der früheren Besucher zieht es nicht mehr in die Altstadt, mit der Folge, dass die Straßen selbst an Samstagen leer bleiben. Es sind dringend neue Konzepte nötig, um wieder Besucher anzuziehen. Aber den meisten Unternehmern fehlt es aufgrund ausbleibender Umsätze an Geld für Investitionen – ein Teufelskreis, aus dem sie sich ohne Hilfe kaum befreien können.

Digitalisierung als Chance begreifen
Trotzdem gibt es auch Betriebe, die die Digitalisierung als Chance begreifen und versuchen, auf der Welle mitzuschwimmen. Einige Cafés richten sich etwa neu als digitale Lounge aus. Während ihre Gäste ihren Aktivitäten im Cyberspace nachgehen, egal ob sie nun online shoppen, Filme ansehen, spielen oder lesen, kümmern sie sich um das Wohl ihrer Besucher. Mit einem trendigen Ambiente, bequemen Sitzmöbeln sowie günstigen Snacks und Getränken versuchen sie, die Kundschaft aus dem heimischen Wohnzimmer wegzulocken. Und natürlich gehört zu diesem Erfolgsrezept auch kostenloses WLAN mit einer schnellen Internetverbindung. Einige Geschäfte haben die Erfahrungen der Pandemie genutzt und bauen das Click-&-Collect-Modell weiter aus: Kunden können bequem von zu Hause aus bestellen, sparen sich aber die Versandkosten, indem sie vor Ort die Ware abholen. Die Hoffnung der Ladenbetreiber ist, dass dabei auch der eine oder andere Zusatzeinkauf hängen bleibt.

Öffentliche Unterstützung
Ohne öffentliche Unterstützung haben diese Projekte aber kaum das Potenzial, den Abwärtstrend umzukehren. Die Ortskerne müssen für Besucher wieder attraktiver gemacht werden, und hier kommt den Kommunen eine besondere Verantwortung zu. Eine Möglichkeit wären günstige Tickets für die öffentlichen Verkehrsmittel, die mit Einkäufen in der Innenstadt verrechnet werden oder zu Rabatten berechtigen. Auch ausreichend Grünflächen und eine ansprechende Gestaltung der öffentlichen Flächen können dazu beitragen, dass sich wieder mehr Menschen auf die Innenstädte besinnen. Eine weitere Möglichkeit sind Veranstaltungen wie besondere Märkte oder Musikfestivals. Solche Maßnahmen würden langfristig zu steigenden Einnahmen aus der Gewerbesteuer führen und sich so auch für die Kommunen lohnen. (prm)



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