Werbung

Nachricht vom 08.11.2023    

Leserbrief zur DRK Krankenhausinsolvenz: "Umsetzungsplan mit lobbyistischen Interessen"

LESERMEINUNG | Ist die Insolvenz der DRK-Trägergesellschaft "strategisch ein Glücksfall"? Kuriere-Leser Georg Roezel aus Wissen vermutet hinter der Sanierungskonzept "wenig Sinn und Verstand", wenn es um die Gesundheitsversorgung der Menschen geht, dafür aber hochprofessionelles Kalkül in Bezug auf den Profit des Krankenhausträgers.

LESERBRIEF. "'Hütchenspielerei' ist die zutreffende Beschreibung eines Leserbriefschreibers zum Sanierungskonzept, das die insolvente DRK-Krankenhausträgergesellschaft am 19. Oktober öffentlich gemacht hat. Es kann nur von Controllern, betriebswirtschaftlich orientierten 'Experten' und gewöhnlich interessierten Kreisen entworfen worden sein, ohne auch nur ansatzweise die regionalen Bedingungen und Gegebenheiten für eine funktionierende Gesundheitsfürsorge zu berücksichtigen, oder besser gesagt, berücksichtigen zu wollen.

Der Umsetzungsplan ist von lobbyistischen Interessen, politischer Einflussnahme und unter der Prämisse der alles andere unterordnenden Profitorientierung beherrscht. Geschäftsleitung, Experten und das Beratungsunternehmen haben an den Mitarbeitern und der Bevölkerung vorbei ein Konzept nur an partiellen Interessen orientiert präsentiert. Aber selbst die besten rhetorischen Mittel sind nicht geeignet, dieses Konzept als überzeugend, gut oder gar zukunftsweisend zu bezeichnen.

"Unsägliche Standortdiskussion"
Aber zunächst noch mal ein Blick zurück. Da gab es die unsägliche Standortdiskussion für eine neue Klinik mit einer überraschenden Entscheidung für Müschenbach. Das haben offenbar nur die daran Interessierten verstanden. Der Widerstand in der Bevölkerung ist nach wie vor groß.

Dann wurde die Frage gestellt, wie die DRK-Krankenhausträgergesellschaft denn überhaupt die für den Krankenhausneubau erforderliche zehnprozentige Selbstbeteiligung aufbringen soll. Da müssen je nach Kosteneinschätzungen rund 10 bis 25 Millionen Euro eingebracht werden. Millionen, die sie nicht hat. Die Lösung für dieses Problem ist die beantragte Insolvenz. In Eigenverwaltung. Juristisch völlig in Ordnung. Strategisch ein Glücksfall.

Auslöser für den Insolvenzantrag soll Zahlungsunfähigkeit sein, die unter anderem auch durch noch nicht erhaltene staatliche Zuschüsse und Unterstützungszahlungen in Millionenhöhe entstanden war. Dass diese Mittel fließen werden, ist sicher. Nur der Zeitpunkt nicht.



WW-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Für drei Monate fallen die Personalkosten weg, die werden durch Zahlung von Insolvenzgeldern von der Arbeitsagentur übernommen. Wie hoch die in beträchtlicher Millionenhöhe ersparten Personalkosten sind, das wird das Expertenteam ermittelt haben und auch darüber Auskunft geben können.

"Perfide" Personalpolitik?
Und schließlich sollen 165 Frauen und Männer ihren Arbeitsplatz verlieren, 165 Beschäftigte, denen wir in der Corona-Pandemie für ihren über die Grenzen der Belastbarkeit hinausgehenden Einsatz geklatscht haben und denen von dieser Geschäftsleitung für ihre herausragenden Leistungen Dank und Anerkennung ausgesprochen wurde. Perfide.

Wie sieht die Zukunft der Gesundheitsfürsorge im Westerwald aus? Besorgniserregend. Der Mangel an hausärztlicher Versorgung, seit vielen Jahren Politik und auch der kassenärztlichen Vereinigung bekannt, wird bedrohlich. Viel unternommen, um dem entgegenzuwirken, wurde wenig. Jetzt noch dieser Kahlschlag in der stationären Versorgung mit Verlagerung von medizinischer Kompetenz an Standorte, die schon jetzt mit ihrer Infrastruktur heillos überlastet sind.

Grundsatz der Menschlichkeit?
Mir scheint ohne Sinn und Verstand, wenn es um die Gesundheitsversorgung der Menschen in unserer Region geht, aber hochprofessionell, wenn es um den Profit des Krankenhausträgers und seiner Experten geht. Achja. Eins noch. Ich empfehle den Verantwortlichen der DRK Krankenhausträgergesellschaft noch mal einen intensiven Blick in das von ihr selbst geschaffene Leitbild ihres Unternehmens, in dem es unter anderem heißt: "Der Grundsatz der Menschlichkeit hat dabei eine besondere Bedeutung für uns. Er ist es, der uns die Richtung weist bei der Beziehung zu den Patienten, bei der Zusammenarbeit mit anderen und beim Umgang miteinander."

Vielleicht sollten Geschäftsführung, Politik und das Expertenteam noch mal über das, was sie da vorhaben, nachdenken. Und am besten korrigieren. Oder einen moralischen Offenbarungseid leisten."

Georg Roezel, Wissen



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Lesermeinung   Insolvenz DRK Trägergesellschaft  

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Altenkirchen-Flammersfeld auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Zwei Brände im ehemaligen Hotel Kannenbäckerland in Ransbach-Baumbach

Ransbach-Baumbach. Das einstige Hotel Kannenbäckerland in Ransbach-Baumbach wurde am Wochenende gleich zweimal von Flammen ...

Schwerer Verkehrsunfall auf der A3: Ein Toter und sechs Verletzte

Montabaur. Gegen 4.44 Uhr fuhr ein Pkw Ford am Sonntag die A 3 entlang, als der Fahrer nach links von der Fahrbahn abkam ...

Ministerrat beschließt Änderungen im Ehrensoldgesetz

Region. Der Ministerrat hat Innenminister Michael Eblings Vorschlag zugestimmt, das Ehrensoldgesetz zu ändern. Ziel ist es, ...

"Motorradtage 2024" im Stöffel-Park - Ein Festival für Zweiräder

Enspel. Die "Motorrad-Reise-Freunde Westerwald e.V." sind ein eingetragener Verein, dem sogar vom Amtsgericht Montabaur die ...

Riskantes Überholmanöver in Rennerod: Fußgänger und Hund entgehen knapp einer Kollision

Rennerod. Auf der Hauptstraße in Rennerod kam es am Nachmittag des 12. Mai 2024 zu einer Gefährdung eines Fußgängers durch ...

Brand in einer Lagerhalle: Entdeckung verhindert Katastrophe in Wirges

Wirges. Die Polizeidirektion Montabaur berichtete über einen Brand, der am Samstag (18. Mai) gegen 4 Uhr morgens, in einer ...

Weitere Artikel


Holocaustopfer Hanuš Hachenburg: Buchvorstellung und Ausstellung im Vogtshof Hachenburg

Hachenburg. Im Vogtshof in Hachenburg läuft die Ausstellung über Hanuš Hachenburg nur noch wenige Tage - Bis zum 12. November. ...

Montabaur: Gefährliche Körperverletzung - 37-Jähriger durch Messerstiche verletzt

Montabaur. Am gestrigen Dienstag (7. November) kam es gegen 18.40 Uhr zu einer gefährlichen Körperverletzung auf dem Konrad-Adenauer-Platz ...

Lichttestaktion: Polizei Rheinland-Pfalz zieht nach landesweitem Kontrolltag Bilanz

Region. 674 Verkehrsordnungswidrigkeiten und 17 Straftaten: Das ist die Bilanz von landesweiten Verkehrskontrollen, um das ...

Verein zur Förderung der Kinderhospizarbeit im Westerwald gegründet

Ailertchen. Etwa 120 Kinder und Jugendliche sind im Westerwald lebensverkürzend erkrankt (geschätzt auf Basis offizieller ...

SPD Mörlen/Unnau will Geburtshilfe in Hachenburg erhalten und Krankenhausneubau realisieren

Mörlen. Breiten Raum nahm bei der Sitzung des Ortsvereinsvorstands der SPD Mörlen/Unnau die beabsichtigte Schließung der ...

Leser stellen bei "Matinee im Eiscafé" in Hachenburg ihr Lieblingsbuch vor

Hachenburg. Das können Romane oder Thriller, Sachbücher oder Bilderbücher, Kochbücher oder Bildbände sei - Besucher können ...

Werbung