Werbung

Nachricht vom 07.02.2024    

Fahrlässige Tötung im Straßenverkehr vor dem Amtsgericht Montabaur gesühnt

Von Wolfgang Rabsch

Vor dem Amtsgericht Montabaur fand am Dienstag, 6. Februar, eine Hauptverhandlung statt, bei der es sich um fahrlässige Tötung eines Autofahrers im Straßenverkehr handelte. Die Sitzung wurde von dem Vorsitzenden Richter Dr. Orlik Frank-Piltz geleitet.

Archiv Foto: RS Media TV-Produktion

Montabaur. Was wirft die Staatsanwaltschaft Koblenz dem Angeklagten vor?
Der heute 37-jährige Angeklagte, soll im Februar 2022 auf der A 3, am Dernbacher Dreieck, in der Gemarkung Ebernhahn, infolge Unachtsamkeit, ungebremst auf einen haltenden Pkw am Stauende aufgefahren sein. Durch den Aufprall wurde das Fahrzeug des Ehepaares mit der Beifahrerseite unter einen stehenden 3,5 Tonnen schweren Kastenwagen gedrückt, der wiederum auf einen staubedingt stehenden Silo-Lkw geschoben wurde. Der 71-jährige Beifahrer wurde unter dem Kleinlaster eingeklemmt und musste durch die Feuerwehren Wirges und Ransbach-Baumbach mit der Rettungsschere aus dem Auto befreit werden. Er wurde mit schweren Verletzungen mittels Rettungshubschrauber in ein Koblenzer Krankenhaus gebracht. Dessen Frau und der Unfallverursacher wurden ebenfalls verletzt und zur Beobachtung in umliegenden Krankenhäusern aufgenommen. Der 71-Jährige verstarb etwa einen Monat nach dem Verkehrsunfall an den Folgen des Unfalls. Tatvorwurf gemäß Paragraf 222 Strafgesetzbuch (StGB)

Der Vorsitzende stellte zunächst fest, dass keinerlei Gespräche zur Herbeiführung einer tatsächlichen Verständigung (sogenannter Deal) zwischen den Verfahrensbeteiligten stattgefunden haben.

Nach Verlesen der Anklage äußerte sich der Angeklagte und machte zunächst Angaben zu seiner Person. Er sei erwerbsunfähig und leide an psychischen Beeinträchtigungen, er sei verheiratet und habe fünf Kinder. Die Familie lebt vom sogenannten Bürgergeld.

Nach eingehender Belehrung durch den Vorsitzenden ließ der Angeklagte sich zur Sache ein. Er bedauerte zutiefst, dass es zu dem schlimmen Unfall gekommen sei und entschuldigte sich bei den Angehörigen des Verstorbenen in aller Form. Als er bemerkte, dass er auf ein Stauende zufuhr, hätte er nicht mehr rechtzeitig bremsen können, um den Aufprall zu vermeiden. Es wäre ein unerklärliches Augenblicksversagen seinerseits gewesen, welches er alleine zu verantworten habe.



Die Ehefrau des Unfallopfers, die Fahrerin des Pkw war, schilderte die letzten Augenblicke vor dem Unfall: "Ich musste am Ende des Verkehrsstaus anhalten und sah im Rückspiegel, wie der Angeklagte mit unverminderter Geschwindigkeit auf uns zufuhr. Ich hatte keine Möglichkeit irgendwie zu reagieren, dann erfolgte auch schon der Aufprall. Meine Familie und ich leiden noch heute sehr unter dem Tod meines Mannes".

Die Sachverständige vom rechtsmedizinischen Institut der Universität Mainz erstattete ihr Gutachten und berichtete, dass der 71-Jährige zwar Vorerkrankungen gehabt hätte, aber letztendlich an den Folgen des Unfalls und den dadurch erlittenen Verletzungen verstorben sei.

Der Vorsitzende stellte fest, dass der Angeklagte zum Unfallzeitpunkt nicht unter Drogen stand. Die Aufprallgeschwindigkeit betrug 96 km/h, eine Geschwindigkeitsbegrenzung habe an der Unfallstelle nicht bestanden.

Der Bundeszentralregisterauszug (BZR) wurde verlesen, es lagen insgesamt sechs Eintragungen vor, unter anderem wegen Betrugs und Verkehrsvergehen.

Nachdem die Beweisaufnahme geschlossen wurde, beantragte die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen den Angeklagten eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten auszusprechen, deren Vollstreckung jedoch zur Bewährung ausgesetzt werden kann.

Die Verteidigerin des Angeklagten beantragte eine milde Strafe zur Bewährung.

In seinem letzten Wort entschuldigte sich nochmals der Angeklagte bei den Hinterbliebenen, es täte ihm wahnsinnig leid, was vorgefallen sei.

Urteil im Namen des Volkes
Der Angeklagte wird wegen der fahrlässigen Tötung im Straßenverkehr zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt wird.

Rechtsmittelbelehrung wurde erteilt, da dazu keine Erklärungen abgegeben wurden, ist das Urteil bislang nicht rechtskräftig.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Mehr dazu:   Blaulicht  
Lokales: Montabaur & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Montabaur auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Alkohol am Steuer und ohne Führerschein: 21-Jährige verursacht Verkehrsunfall in Montabaur

Montabaur-Eschelbach. Gegen 21.40 Uhr am Mittwochabend kam es zu einem Verkehrsunfall auf der L 313 am Ortsausgang von Montabaur, ...

Schwerer Zusammenstoß zwischen Pkw und Lkw: Fahrer erheblich verletzt

Zehnhausen bei Rennerod. Ein heftiger Unfall ereignete sich auf der K 36 von Oberroßbach Richtung Zehnhausen, bei dem ein ...

Wenn Politik, Sport und Musik auf Kunst treffen: Heinz Kuppler stellt "Portraits" im Stöffel-Park aus

Enspel. Zur Vernissage (Ausstellungseröffnung) erschien Dr. Tanja Machalet, die heimische Bundestagsabgeordnete für den Westerwaldkreis, ...

Westerwälder Rezepte - Selbstgemachte Kartoffelkroketten

Dierdorf. Zutaten für vier Portionen:
800 Gramm mehligkochende Kartoffeln
20 Gramm Butter
2 Eigelbe
3 Esslöffel Mehl
1 ...

40 Jahre Westerwald-Verein Buchfinkenland: Jubiläum und Sterntreffen am 23. Juni

Gackenbach. In den vergangenen vier Jahrzehnten hat sich der Westerwald-Verein Buchfinkenland einen Namen im Hinblick auf ...

Klappstuhl-Konzerte am Wiesensee: Sommer voller Musik beginnt

Westerburg. Am Mittwoch, 5. Juni, werden wieder die Staubdecken von den Klappstühlen entfernt und das gesellige Beisammensein ...

Weitere Artikel


Mysteriöses Gold: Gert und Heike, die der 31. August 2023 verbindet, werden als Zeugen gesucht

Koblenz. das Polizeipräsidium Koblenz einen außergewöhnlichen Aufruf. Es handelt sich dabei um einen Appell an die Bevölkerung, ...

Aufenthaltserlaubnis für ukrainische Kriegsflüchtlinge bis März 2025 verlängert

Region. Die Kreisverwaltungen weisen aktuell auf die Info zur Aufenthaltserlaubnis hin und bitten darum, von Anfragen bezüglich ...

Einwohnerversammlung zur Neugestaltung der Bahnhofstraße in Montabaur: Wie geht es weiter?

Montabaur. Weitgehend fertiggestellt ist der mittlere und größte Bauabschnitt zwischen dem Kreisel Alleestraße/Eschelbacher ...

Rekordbesuch beim Prinzenempfang der Handwerkskammer Koblenz

Region. Am Morgen des Tages vor Schwerdonnerstag (also am 7. Februar), pünktlich ab 11.11 Uhr, verwandelte sich das Atrium ...

Karnevalsumzüge 2024 im Westerwald: Wer zieht wann durch welche Straßen

Region. Neben vielen aufwendigen Festwagen bereichern Fußgruppen und Musikvereine die närrischen Umzüge. Mit dem Nähen von ...

Das Wetter an Karneval: Es scheint, Petrus treibt närrischen Schabernack!

Region. Von wegen heiße Phase: In der Nacht zu Donnerstag, 8. Februar, kann es im nördlichen Teil des Landkreises Altenkirchen ...

Werbung