Publikum genoss Vielfalt der Wäller Kirchenmusik
Die Nacht der Kirchenmusik in Selters war ein Erfolg. Viele Besucher erlebten in Selters mehr als ein Dutzend Ensembles und genossen die erstaunliche Vielfalt der Kirchenmusik. Die Musikstafette kam in der Landeskirche an. Gesang und Instrumentalmusik in der Kirche sorgte für ein begeistertes Publikum.
Selters. Die Nacht der Kirchenmusik hat ihrem Namen alle Ehre gemacht: Mehr als vier Stunden lang haben 13 Ensembles und Solisten aus den Gemeinden des Dekanates die vielen Gäste in der Evangelischen Kirche Selters begeistert. Und sie haben bewiesen, dass die Wäller Kirchenmusik erstaunlich farbenfroh ist. Denn es war ein langer, aber abwechslungsreicher Abend.
Und ein angemessenes Willkommenskonzert für die Musikstafette der Evangelischen Kirche in Deutschland, die an diesem Abend zum ersten Mal in die Landeskirche gekommen ist.
Denn bevor das erste Ensemble sein Können unter Beweis stellte, überreichte der Koblenzer Kantor Christian Tegel ein prall gefülltes Buch an Dekanatskantor Jens Schawaller – die Kirchenmusikstafette, die nicht nur von den Kirchenmusikern des Dekanates, sondern auch von Landesmusikdirektorin Christa Kirschbaum, Propsteikantor Karl-Peter Chilla, Dekan Wolfgang Weik und Pröpstin Annegret Puttkammer in der Landeskirche willkommen geheißen wurde. „Die Welt ist ohne Musik nicht vorstellbar“, sagte die Pröpstin und dankte allen, die andere an der „Gottesgabe der Musik“ teilhaben lassen. „Wie gut, dass Sie mit Ihrem Tun Gott loben und den Menschen das Herz wärmen.“
Die Jugendband des Selterser Propst-Herbert-Hauses waren die ersten, die es den vielen Zuhörern warm ums Herz werden ließen. Sie eröffneten die „Nacht der Kirchenmusik“ mit modernen, flotten Lobpreis-Songs.
Es folgte das „Gastensembles“ des Abends – der Evangelische Posaunenchor der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche aus Gemünden. Die Bläser zeigten mit der Choralbearbeitung von „Ein feste Burg“ und einem schmissigen Boogaloo-Blues, dass auch die Klangfarben von Jazz und Pop ihren Platz in den Wäller Gotteshäusern haben. Und sie präsentierten auch zum ersten Mal ein Stück, das sich wie ein roter Faden durch den Abend zog: „Jesu, meine Freude“ - das Wochenlied, das in Selters in den unterschiedlichsten Variationen erklang.
Auch der Posaunenchor aus Neuhäusel widmete sich diesem Stück in einer erhabenen, ruhigen Fassung – ein schöner Kontrast zum flotten Spiritual „He's got the whole World“, das die Bläser ebenfalls souverän zum Besten gaben.
Mit Spirituals wie „Somebody's knocking at your Door“ begeisterte auch der Dekanatschor Dreifelden die Zuhörer. Und am Ende bewiesen die Sängerinnen und Sänger unter Leitung von Kantor im Dekanat Tobias Martin, dass sie nicht nur afro-amerikanische Kirchenmusik beherrschen: Mit zwei Teilen aus einer Pop-Liturgie setzten sie noch einmal einen überzeugenden deutschsprachigen Akzent.
Durch und durch überzeugend geriet auch der Auftritt der Praising Teen Voices aus Montabaur: Die Jungen und Mädchen des Chores sorgten mit ihren temporeichen Gospels, dem sympathischen Auftreten und den flotten Percussion-Einlagen für einen der Höhepunkte des Abends. Die Zuschauer sahen das genauso und belohnten die Praising Teen Voices mit überschwänglichem Jubel.
Ganz anders, aber nicht minder beeindruckend, präsentierte sich die junge Cellistin Isabel Walter dem Publikum: Während ihrer Interpretation einer a-Moll-Sonate des Komponisten Francesco Geminiani konnte man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Die Sicherheit und Emotionalität, mit der Isabel Walter ihr Instrument streichelte, bezauberte nicht nur das Publikum, sondern auch Dekanatskantor Jens Schawaller, der die Cellistin an der Truhenorgel begleitete.
Jens Schawaller hatte an diesem Abend natürlich eine ganze Menge zu tun: Als Dekanatskantor hat er die „Nacht der Kirchenmusik“ mit seinem Kollegen Tobias Martin, Dekan Wolfgang Weik und Öffentlichkeitsreferenten Peter Bongard nicht nur maßgeblich organisiert. Er führte das Publikum mit kurzweiligen Ansagen auch durch das Programm und leitete gleich mehrere Ensembles – etwa die Gruppe „Frechblech“, die - wie immer höchst unterhaltsam – außergewöhnliche Bläserarrangements zum Besten gab. In Selters lag der Schwerpunkt des Quartetts auf den Klassikern von „Ol' Blue Eyes“ Frank Sinatra, die die Bläser wieder mit jeder Menge Chuzpe interpretierten.
Ebenfalls ein „Klassiker“ ist die Maxsainer Kirchenmusikerin Eva Mussa, die seit mehr als zehn Jahren im Dekanat tätig ist und selbstverständlich auch bei der „Nacht der Kirchenmusik“ dabei war. Sie leitete nicht nur den Kirchenchor Maxsain, sondern begleitete auch ihre zehnjähriges Enkelkind Sina Barth, das die Zuhörer in Selters mit ihrem sicheren Geigenspiel überzeugte. Gemeinsam interpretierten sie bekannte Stücke wie „Großer Gott, wir loben Dich“ oder „Amazing Grace“ - eine tolle Leistung, für die besonders Sina Barth mit lang anhaltendem Applaus belohnt wurde.
Vom Duo zum großen Ensemble: Eines der Herzstücke der Wäller Kirchenmusik ist die Montabaurer Kantorei. Auch an diesem Abend überzeugte sie wieder mit opulenten Interpretationen beeindruckender Chorwerke wie dem allgegenwärtigen „Jesu, meine Freude“ oder „Wenn meine Sünd mich kränken“ in einer Bearbeitung Jens Schawallers. Unter dessen Leitung breitete sich der Gesang wie ein warmer Strom im Kirchenschiff aus, und die Begleitung des Quintetts des Diezer Instrumentalensembles verlieh den Stimmen wie immer den angemessenen Rahmen.
Auch der Auftritt des Kirchenchores aus Wirges bezauberte die Zuhörer – wenn auch auf eine ganz andere Art als derjenige der Kantorei: Das Ensemble interpretierte Passagen aus Tomasz Glancs „Via Dolorosa“; eine Passionskantate mit Texten von Ursula Lubitz, deren Tonsprache zwischen Klassik, Pop und Jazz hin- und hertänzelte. Begleitet wurden die souveränen Sänger kongenial von einem virtuosen Tomasz Glanc am Klavier. Ein weiterer ungewöhnlicher Farbtupfer in einem bunten Abend.
Der Minichor Mc SAB aus Alsbach reduzierte das Chor-Konzept am Ende des Abends abermals. Denn sowohl Sopran und Alt als auch Bass waren genau einmal besetzt. Dass Musikalität aber keine Frage der Ensemblegröße ist, bewies das Terzett mit ergreifend schönen Interpretationen des französischen Vaterunsers oder des Stücks „Vor Deinem Kreuz“.
Dem Evangelischen Singkreis Selters kam schließlich die Ehre zu, den abwechslungsreichen Abend zu beenden. Noch einmal lauschten die Besucher „Jesu meine Freunde“, und noch einmal erlebten sie ein hochklassiges Vokalensemble, das von einer ebenso souverän und geschmackvoll aufspielenden Band begleitet wurde. Ein würdiger Schlusspunkt einer wunderschönen Nacht der Kirchenmusik.
„Viele von uns gehen beschenkt nach Hause“, sagte Dekan Wolfgang Weik zum Abschluss dieses dritten Dekanatskirchenmusiktages. „Es ist ein Abend, an dem Glauben Töne gefunden hat. Ein Abend, an dem es nicht um den besten Musiker oder die beste Kantorei geht: Es geht um das Lob Gottes.“ (bon)
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