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Nachricht vom 04.12.2014    

Ökumenischer Arbeitskreis setzt sich für Flüchtlinge ein

Es war ein Treffen, das Mut macht: Mehr als zwei Dutzend Gäste haben im Selterser Haus der Kirche einen Arbeitskreis für Flüchtlinge ins Leben gerufen. Ein Netzwerk, das Flüchtlinge nicht nur in Deutschland willkommen heißen will, sondern ihnen mit konkreter Hilfe zur Seite steht.

Foto: privat

Westerwaldkreis. Betreut wird das ökumenische Projekt von der Diakoniemitarbeiterin Swetlana Glück. Sie organisiert nicht nur die regelmäßigen Treffen des Arbeitskreises, sondern pflegt die Kontakte zwischen Ehrenamtlichen, Kirchen, der Islamischen Gemeinde und den Kommunen – Einrichtungen, die bei der Flüchtlingshilfe künftig Hand in Hand arbeiten wollen.

Dass das nötiger ist denn je, bringt ihr Kollege Alexander Böhler in Selters eindrücklich auf den Punkt: „Zurzeit gibt es bei Diakonie und Caritas eine 0,9-Stelle für die Flüchtlingsarbeit. Viel zu wenig für die rund 600 Menschen, die dieses Jahr in den Westerwaldkreis gekommen sind – geschweige denn für die 1200, die es Prognosen zufolge 2015 sein könnten.“

Ängste schüren will Böhler mit diesen Zahlen freilich nicht. „Ganz im Gegenteil: Wir leben in einem der reichsten Länder, und Flüchtlinge sollen bei uns Zuflucht und Schutz finden. Sie tun uns gut, denn viele von ihnen sind gebildete, hochmotivierte Leute!“

Der Fachbereichsleiter für Bürgerdienste der Verbandsgemeinde Selters, Oliver Fender, teilt diese Auffassung. Er glaubt, dass die Flüchtlinge inzwischen mit einem viel größeren Willen zur Integration nach Deutschland kommen als in früheren Jahrzehnten. „Diejenigen, die heute in unser Land fliehen, wissen: Es gibt wahrscheinlich keinen Weg zurück in die alte Heimat – und deshalb muss ich mich in Deutschland möglichst schnell und gut integrieren.“

Doch damit die Betroffenen dazu überhaupt Gelegenheit haben, brauchen sie vor allen Dingen Unterstützung beim Erlernen unserer Sprache und angemessene Unterkünfte. „Im Moment finden wir zwar noch Wohnungen, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Situation kippt und wir Probleme bekommen“, gibt Fender zu bedenken und hofft, dass sich immer mehr Wohnungsbesitzer bereit erklären, Flüchtlinge aufzunehmen. „Um die Miete müssen sie sich übrigens keine Sorgen machen: Die übernimmt die Verbandsgemeinde“, erläutert Fender.



Auch wenn es ums Deutschlernen geht, können Ehrenamtliche helfen. Denn Asylbewerber haben in der Regel keinen Anspruch auf einen Sprachkurs. „Deshalb sind wir auch hier auf gutmeinende Menschen angewiesen“, sagt Fender.

Die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung in Selters meinen es gut mit den Flüchtlingen und wollen helfen. Ein Engagement, das Koordinatorin Swetlana Glück Mut macht: „Wir lassen sie nicht alleine“, verspricht sie und sagt den Ehrenamtlichen Unterstützung in Form von Schulungen und Supervision an. Eine Hilfe, die die Helfer brauchen werden. „Denn die Menschen, denen Sie begegnen, sind oft traumatisiert, können das wegen der Sprachbarriere aber nicht ausdrücken. In solchen Momenten kommt freiwilliges Engagement oft an seine Grenzen. Daher ist es wichtig, dass wir uns austauschen und Probleme ansprechen.“ Das Ziel des Arbeitskreises soll es schließlich sein, den Menschen zu helfen, sie aber nicht zu bevormunden. „Unsere Aufgabe ist es, die Flüchtlinge aufzuklären, ihnen aber Entscheidungen zu überlassen; ihnen helfen, Kontakte zu knüpfen und für sie da zu sein – ob bei Behördengängen oder bei alltäglichen Dingen. Die Flüchtlinge sollen erfahren, dass sie nicht alleine sind. Und wir können erleben, dass die Arbeit mit diesen Menschen wirklich schön ist. Denn die Männer, Frauen und Kinder geben uns sehr viel zurück. Egal, ob sie nun aus dem Iran, Syrien oder Eritrea kommen.“

Eine Erfahrung, die auch Herbert Bruns, ehrenamtlicher Vertreter der Pfarrei St. Anna, gemacht hat. „Es ist nicht immer leicht, Kontakt zu den Flüchtlingen aufzubauen“, erzählt er. „Aber wenn das Vertrauen einmal da ist, ist das ergreifend. Die Arbeit mit diesen Menschen ist zwar manchmal herzzerreißend. Aber sie ist eine große Freude.“ Bon

Menschen, die sich für die Arbeit mit Flüchtlingen interessieren, können sich bei der Diakoniemitarbeiterin Swetlana Glück unter Telefon 02602/10698-73, oder per E-Mail s.glueck@diakonie-westerwald.de melden.


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