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Nachricht vom 16.11.2015    

Herbsttagung des Beirats der IHK-Geschäftsstelle Montabaur

Insgesamt zufrieden ist die Wirtschaft im Rhein-Lahn-Kreis und im Westerwaldkreis mit der Entwicklung im zu Ende gehenden Jahr 2015. „Die Unternehmen in Industrie, Handel und Dienstleistung der Region stehen gut da“, so der Vorsitzende des Beirats der IHK-Geschäftsstelle Montabaur, Frank Klein. Auf seiner Herbsttagung analysierte das 19-köpfige Unternehmergremium die Lage und Perspektiven der heimischen Wirtschaft ebenso, wie die aktuelle Flüchtlingslage und Fragen der strukturellen Entwicklung in beiden Landkreisen.

IHK-Beiratsvorsitzender Frank Klein. Fotos: privat.

Montabaur. „Die Unternehmen in beiden Landkreise sehen sich immer neuen und wachsenden Herausforderungen gegenüber“, sagt Klein. In vielen Bereichen sei trotz immer transparenterer Märkte die weitere Entwicklung ungewiss. Die Konjunktur in Asien stagniere teilweise, das Russland-Geschäft sei nahezu zum Erliegen gekommen. Gleichzeitig gebe es Anzeichen dafür, dass sich der Markt für Investitionsgüter in Europa erhole. Dabei sei eine verstärkte Diversifizierung, eine Zwei-Marken-Strategie zu beobachten, die einerseits den High-Tech-Bereich, andererseits aber auch die Volumenmärkte wieder stärker im Fokus habe. „Das aber setzt neue Vertriebsstrategien voraus“, so IHK-Vizepräsidentin Susanne Szczesny-Oßing. Hinzu komme immer mehr das Thema Industrie 4.0 beziehungsweise die Digitalisierung der Unternehmensprozesse, wobei hier nach wie vor deren Ziele oftmals noch unkonkret seien. Insgesamt sind nach Einschätzung des Beirats die Märkte im Wandel: Das Geschäft verändere sich - zum Beispiel rückten auch für den hiesigen Dienstleistungssektor die Auslandsmärkte immer mehr ins Blickfeld. Das wachsende Online-Geschäft stelle für den stationären Handel sowohl Chance wie auch Herausforderung dar. In der Gastronomie setze sich im ländlichen Raum das Sterben der Dorfkneipen und der Aufbau des Investitionsstaus fort. Die noch nicht absehbaren Auswirkungen des VW-Abgasskandals auf die Automobilindustrie und das Markenimage von „Made in Germany, die in vielen Branchen spürbare Nachfolgeproblematik, offene Fragen zur anstehenden Reform der Erbschaftssteuer, die wachsende Gewerbesteuerbelastung für die Unternehmen und die Ertragsprobleme im Banken- und Versicherungssektor aufgrund eines Zinsniveaus nahe Null wurden ebenfalls besprochen. „Mit anderen Worten: Es tun sich für die Unternehmen viele Baustellen mit Langfristwirkung auf“, so der IHK-Beirat.

Der IHK-Beirat unterstreicht vor allem, dass die Probleme der Personalbeschaffung immer größer werden. In manchen Berufsbildern sei es mittlerweile nahezu unmöglich, Fachkräfte zu finden – egal, ob in der Region selbst oder von außerhalb. Es gebe Engpässe in einzelnen technischen Berufsfeldern sowie in Gesundheits- und Pflegeberufen. Auffällig: Mangelsituationen zeigten sich zunehmend nicht nur bei akademischen, sondern auch bei nichtakademischen Fachkräften. Intensive Ausbildungsanstrengungen der Betriebe würden immer wichtiger, stießen aber auch schon an ihre Grenzen. 2014 konnten bereits 32 Prozent der Betriebe nicht alle angebotenen Ausbildungsplätze besetzen – fast dreimal so viele wie noch zehn Jahre zuvor. Ein wichtiger Grund für diese Entwicklung sei auch der wachsende Trend zur akademischen Ausbildung, so die Analyse des IHK-Beirates. Frank Klein: „Erstmals überhaupt hat in diesem Jahr mehr als die Hälfte aller Schulabgängerinnen und Schulabgänger eine akademische Ausbildung begonnen. Das ist keine gesunde Entwicklung, wenn man bedenkt, dass davon wieder mindestens ein Drittel das Studium abbrechen wird.“ Der IHK-Beirat unterstreicht, dass die duale Ausbildung keinen Karrierestart zweiter Klasse darstellt. „Im Gegenteil: Wer diesen Weg in die Berufsbildung wählt, hat alle Chancen für seinen weiteren Lebensweg. Die duale Ausbildung ist eine solide Grundlage für berufliches Weiterkommen und gute Verdienstmöglichkeiten: Es winken Weiterbildungsabschlüsse als Fachwirt oder Meister oder der Übergang ins Studium“, ergänzt IHK-Regionalgeschäftsführer Richard Hover.



Mit Blick auf den Themenkomplex Flüchtlinge mahnt der Beirat mehr Realitätssinn und weniger Emotion an. Die Bewältigung der Aufgabe sei zweifellos eine große Herausforderung, sie berge aber Chancen – auch hinsichtlich der Ausbildungsmöglichkeiten für jugendliche Flüchtlinge. Beiratsvorsitzender Klein: „Leider ist aber das Lagebild noch immer sehr unklar. Wir wissen nach wie vor viel zu wenig, um geeigneten Flüchtlingen systematische Angebote für Sprachkurse, Praktika oder Ausbildungsmöglichkeiten machen zu können. Die Erfassung der Flüchtlinge läuft dafür zu schleppend.“ Man warte noch auf die Beantwortung entsprechender Fragen, die man zum Beispiel an die Kreisverwaltung des Westerwaldkreises gerichtet habe. Mit Sorge sieht der IHK-Beirat, dass diffuse Ängste von Bürgern durch rechtsgerichtete Gruppierungen für deren eigene Ziele instrumentalisiert würden. Angst sei ein schlechter Ratgeber. Offenheit und Toleranz seien hingegen für eine Exportnation unabdingbare Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander und einen Standort Deutschland, der attraktiv zum Leben und Arbeiten ist. Niemand werde dort investieren oder leben, wo er auf Ablehnung stoße, so die Beiräte. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf das Positionspapier des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) vom 25. März 2015 zum Thema Zuwanderung und Integration.

Thema der Herbstklausur des Beirats war auch die künftige Entwicklung der beiden Landkreise als weiterhin attraktive Standorte. In 2014 hatte das Unternehmergremium entsprechende Positionspapiere für den Rhein-Lahn-Kreis und den Westerwaldkreis veröffentlicht. Inhalte des IHK-Positionspapiers für den Rhein-Lahn-Kreis fanden auch Eingang in dessen Kreisentwicklungskonzept. Beiratsvorsitzender Frank Klein: „Das hat uns gefreut, jedoch haben wir den Eindruck, dass dieses Kreisentwicklungskonzept von den Akteuren vor Ort nicht genug beworben beziehungsweise ins öffentliche Blickfeld gerückt wird. Es wird zu wenig wahrgenommen.“ Im IHK-Positionspapier für den Westerwaldkreis wurde im April 2014 ebenfalls die Erarbeitung eines Kreisentwicklungskonzepts dort eingefordert. Klein: „Kurz danach wurde im Frühsommer 2014 seitens der Kreisgremien beschlossen, ein solches Konzept zu erarbeiten und hierzu eine Arbeitsgruppe gebildet. Auch das freute uns. Jetzt nähern wir uns aber dem Jahresende 2015 und wir haben seitdem nichts mehr gehört. Wir kennen den Sachstand der Arbeiten nicht und würden uns deshalb Offenheit wünschen.“



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