Werbung

Nachricht vom 14.04.2021    

NI: Der Wolf ist zurück, um zu bleiben

"MdB Erwin Rüddel ist auf der falschen Fährte und schießt über das Ziel hinaus", analysieren die Wildtierexperten der Naturschutzinitiative e.V. (NI) Gabriele Neumann und Günter Hahn.

Wölfe. Foto: Wolfgang Tischler

Quirnbach. „Die Rückkehr des Wolfes ist ein Gewinn für die biologische Vielfalt und das gesamte Ökosystem. Daher heißen wir den Wolf willkommen. Er ist, nachdem er im 19. Jahrhundert wie Luchs, Wildkatze, Fischotter und Biber gezielt ausgerottet wurde, wieder zurückgekommen, um zu bleiben“, erklärte Gabriele Neumann, Naturwissenschaftlerin und Projektleiterin Großkarnivoren des Umweltverbandes Naturschutzinitiative (NI).

„Das hat MdB Erwin Rüddel leider noch nicht verstanden. Anstatt sich an einer sachlichen Aufklärung zu beteiligen, schürt er weiter Angst und Panik. Das ist völlig unverantwortlich“, betonte Biologe Günter Hahn, Sprecher der Naturschutzinitiative e.V. (NI) und Wissenschaftlicher Beirat des Umweltverbandes.

Der Umweltverband NI kritisiert scharf die ständigen Forderungen des Abgeordneten zu einer „Regulierung“ des sogenannten Wolfsbestandes im Westerwald.

Seine ständigen Forderungen, den Westerwald oder einen der örtlichen Landkreise von Wölfen frei zu halten, ist bei einer weit wandernden Art wie dem Wolf gar nicht möglich. Im Grunde genommen fordert Herr Rüddel damit die erneute Ausrottung einer Wildtierart, was aufgrund des Schutzstatus des Wolfes rechtswidrig wäre. „Das erachten wir als ungeheuerlich, handelt es sich beim Wolf doch um eine nach bundesdeutschem und vor allem nach europäischem Recht streng geschützte FFH-Art, deren Erhaltungszustand sogar zu verbessern ist“, so Gabriele Neumann und Günter Hahn.

Erst Ende 2019 hat der Europäische Gerichtshof eindeutig klargestellt, unter welchen Voraussetzungen einzelne Wölfe überhaupt geschossen werden dürfen. Alle diese Voraussetzungen sind im ganzen Land Rheinland-Pfalz nicht erfüllt.

Rheinland-Pfalz verfügt über einen guten Wolf-Managementplan, der unter Einbeziehung vieler Akteure und auch der Weidetierhalter entwickelt wurde. Damit werden von Wolfsrissen betroffene Weidetierhalter unbürokratisch und schnell entschädigt.

Die erforderlichen Präventionsmaßnahmen müssten von den Tierhaltern natürlich auch umgesetzt werden, so der Umweltverband. „Eine ungeschützte Schafherde ist für den Wolf wie ein ‚Drive In‘: Einfacher geht es für ihn nicht“, erklärte Gabriele Neumann.



WW-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

„Wir müssen uns als Menschen wieder daran gewöhnen, auch mit größeren Tieren zu leben, wie das in den meisten Ländern der Erde der Fall ist, und auf den heimischen Weiden Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wie es früher üblich war. Denn die Natur gehört nicht uns, wir sollten wieder neu lernen, mit der Natur und nicht gegen sie zu leben“, so Gabriele Neumann.

Auch die immer wiederkehrenden „Hochrechnungen“ von MdB Rüddel zur Entwicklung der Wolfsbestände in Deutschland sind völlig unrealistisch und zeugen von wenig wildbiologischer Sachkenntnis. Bei der Populationsstruktur des Wolfes und seiner beanspruchten Reviergröße von 200 bis 250 Quadratkilometer je Rudel sind die von ihm genannten Zahlen überhaupt nicht möglich und rein populistisch motiviert, so der Verband.

„Die Forderungen nach Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht lehnen wir strikt ab und würden wir auch nicht akzeptieren. Denn der Wolf müsste als streng geschützte und FFH-Art mit einer ganzjährigen Schonzeit belegt werden, was alles noch komplizierter machen würde“, betonte Biologe Günter Hahn.

Dringender denn je ist es die Aufgabe der politisch Verantwortlichen, einen funktionierenden Biotopverbund zu schaffen, um die Lebensräume und Habitate miteinander zu vernetzen. Deutschland ist hierzu durch die Berner Konvention, die Natura 2000-Richtlinien und die Biodiversitätskonvention von Rio 1992 verpflichtet. Erst vor kurzem hatte die EU Deutschland vor dem EuGH verklagt, weil es zu wenig für den Naturschutz tut.

Für dieses wichtige Ziel zum Erhalt und zur Förderung der Biologischen Vielfalt sollte sich Herr Rüddel engagieren und nicht die Ausrottung einer streng geschützten Art fordern.

„Die Rückkehr der Wölfe stellt sicher eine Herausforderung dar, aber wir werden lernen, mit dieser Facette der wilden Natur zu leben, so wie es auch in den anderen europäischen Ländern mit Wolfsvorkommen gelungen ist. Der Wolf ist nicht zurückgekommen, um erschossen zu werden, sondern um zu bleiben“, so Gabriele Neumann und Günter Hahn. (PM)


Mehr dazu:   Wolf  
Lokales: Selters & Umgebung

Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Selters auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Politik


Union und SPD einigen sich auf Termin für Neuwahlen zum Bundestag

Region. Nach dem Bruch der Ampelkoalition gab es zunächst ganz unterschiedliche Auffassungen, wann Bundeskanzler Olaf Scholz ...

Auch Monate nach der Kommunalwahl: Viele Ortsbürgermeisterstellen unbesetzt

Mainz/Region. "Die kommunalpolitischen Ehrenämter bilden das Rückgrat unserer Demokratie vor Ort, und es ist besorgniserregend, ...

Versorgung mit medizinischen Fachabteilungen in Altenkirchen, Hachenburg und Kirchen

Westerwaldkreis/Kreis Altenkirchen. Nachdem sie bereits nach der Situation der medizinischen Versorgung in den Landkreisen ...

LKA-RP: Einführung einer anonymen Meldeplattform für Korruption und Wirtschaftskriminalität

Mainz. Wirtschaftskriminalität umfasst Straftaten wie Betrug, Geldwäsche und Insiderhandel. Ein Beispiel für Wirtschaftskriminalität ...

Generationenwechsel in der SPD Westerburger Land

Pottum. Hendrik Hering war es ganz besonders wichtig, dem neu zu wählenden Vorstand seine volle Unterstützung zuzusichern. ...

Ehrenamt im Katastrophenschutz: Junge Freie Wähler fordern stärkere Unterstützung

Mainz. David Eilert, Generalsekretär der Jungen Freien Wähler Rheinland-Pfalz, betont in einer Pressemitteilung die unverzichtbare ...

Weitere Artikel


Westerwälder Unternehmen produziert Corona-Schutzmasken für den Weltmarkt

Eichelhardt. Vor einigen Jahrzehnten hieß es noch despektierlich, wenn die Rede auf den Westerwald kam: "Die können doch ...

Umbau Hisgen-Gebäude startet

Montabaur. Mit dem Entfernen der Fußgängerampel und der Sperrung des Taxistandes beginnen parallel die Rückbauarbeiten am ...

Klimaschutzmanager Johannes Baumann nimmt Arbeit auf

Montabaur. Teil dieses Projekts ist auch die Einrichtung eines Klimaschutzmanagements in der Kreisverwaltung und damit die ...

CDU: Radwegekonzept für Alltagsradmobilität kommt voran

Montabaur. Das Projekt „Erstellung eines Radwegekonzeptes für Alltagsradmobilität im Westerwaldkreis“ hat nach Mitteilung ...

Der R56+ Award widmet sich 2021 dem Thema „Future Work“

Koblenz. Die Tage klassischer Nine-to-five Jobs sind schon lange gezählt und COVID19 hat die Entwicklung neuer Kollaborationsformen ...

Fahrer während Ausgangssperre alkoholisiert unterwegs

Alpenrod. Im Rahmen der Streifenfahrt wurde in der Ortschaft Alpenrod durch Beamte der PI Hachenburg, am Mittwoch in der ...

Werbung