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Aus Blau soll Rot werden: Angst um die Arbeitsplätze
Versäumnisse in Sachen Stromkonzessionsvertrag räumt das RWE Rheinland Westfalen Netz ein. Doch kampflos aufgeben will man nicht, sondern um jede Ortsgmeinde ringen. Dazu will man informieren, denn immerhin stehen 85 Jahre Partnerschaft auf der Kippe. Es stehen aber auch viele Arbeitsplätze auf dem Spiel. Dies macht der Betriebsrat deutlich.
Kreis Altenkirchen. Aus Blau soll Rot werden, statt des RWE soll ab 2011 Eon die Konzessionsverträge für das Verteilnetz (Niederspannungsnetz) im Landkreis erhalten - geht es nach dem Willen der Arbeitsgruppe des Kreises. Die Handlungsempfehlung für die Räte in den Ortsgemeinden und Städten spricht eine klare Sprache: Im 19-seitigen Papier steht am Ende die Empfehlung: Eon Mitte.
Das bringt nun aber die mehr als 70 RWE-Beschäftigten in große Sorge. Es gibt einen offenen Brief des Betriebsrates und man will auf jeden Fall kämpfen. Daran lässt der Betriebsrat keinen Zweifel. "Es hat Versäumnisse gegeben, wir haben uns zu spät bewegt", räumt Frank Eikel, Leiter der RWE-Kommunalbetreuung für die Region ein. Die Bewertungskriterien im Vergabevorschlag sieht er sehr kritisch, da fehle unter anderem eine Wirtschaftlichkeitsberechnung.
Frank Schwermer ist Leiter des RWE-Regionalzentrums Sieg. Er sieht das Tempo, mit dem jetzt die Räte in den 115 Ortsgemeinden entscheiden sollen, mit Unverständnis. Die Frage, ob die Räte in den fraglichen Ortsgemeinden wirklich Bescheid wissen, was da auf sie zukommt, macht ihm und vielen RWE-Mitarbeitern Kummer. "Wir würden gerne in den Ortsgemeinden informieren", bietet Schwermer an. 85 Jahre RWE Stromversorgung stehen auf der Kippe. Klar ist, für die Privatpersonen wird sich überhaupt nichts ändern - oder doch?
Seit 28 Jahren ist Achim Loos Netzmeister beim Unternehmen und im Betriebsrat. Ihm treibt es die Zornesröte ins Gesicht, dass man so mit den Arbeits- und Ausbildungsplätzen umgeht. "Unsere Mitarbeiter vor Ort geben dem Strom ein Gesicht, egal bei welchem Problem auch immer. Wir fühlen uns völlig verschaukelt. Da sollen die RWE-Mitarbeiter einen Weihnachtsbaum (weil sie einen Steiger haben) im Ort schmücken, und der gleiche Bürgermeister und sein Rat stimmen für Eon", schimpfte Loos im Gespräch mit dem AK-Kurier. Er macht auf etwas aufmerksam, das scheinbar ausgeblendet wurde. Selbst wenn die Arbeitsplätze per Änderungskündigung an Eon übergehen, was ist dann nach einem Jahr? Warum frage niemand nach den vielen indirekten Arbeitsplätzen, die über Jahre hinaus von den Aufträgen des Stromversorgers lebten. Da seien unter anderem Forstbetriebe, Baufirmen, Schlosser, Dachdecker und viele weitere Handwerker betroffen. "Im letzten Jahr wurden rund 12 Millionen Euro im Kreis Altenkirchen investiert, und es gibt die Baupläne für den Standort Altenkirchen, die werden jetzt erst einmal auf Eis gelegt", teilte Pressesprecher Christoph Brombach mit. Die Vergabe der Konzessionsverträge an Eon treffe nicht den RWE-Konzern, sondern die Menschen vor Ort. Die regionale Präsenz sei in 85 Jahren gewachsen, man habe sehr schnelle Reaktionszeiten bei Störungen im Netz. Brombach erinnerte an die großen Sturmereignisse, wo man schnell die Versorgung wieder aufbaute.
Drei Standorte Betzdorf, Wissen und Altenkirchen hat der Konzern im Landkreis. Geht das Verteilnetz an Eon stehen diese Standorte zur Disposition. Auch daran ließ Eikel keinen Zweifel. Für die Überlandleitungen und die Umspannwerke (sie bleiben beim RWE) brauche man keine drei Standorte.
Der Betriebsrat wirft nicht nur die Gefahr um die Arbeitsplätze in die Waagschale, um die Räte auf RWE einzustimmen. Achim Loos und seine Kollegen haben seit vielen Jahren die unterschiedlichsten Projekte unter dem Titel "Aktiv vor Ort" betreut und Geld vom Konzern locker gemacht. Da gibt es eine ganze Menge, sei es der Bolzplatz in Birken-Honigsessen, die Unterstützung der Tafeln in Betzdorf und Wissen oder auch die größeren Sponsoringprojekte, wie etwa Haus Felsenkeller, Ökoprojekt "Schwarzstorch" oder auch den anstehenden Kreisheimattag.
Für den Netzmeister und seine Kollegen vor Ort ist die Vergabeempfehlung wie ein Schlag ins Gesicht. "Wir freuen uns über jede Kommune, die bei uns bleibt, das sage ich auch im Namen meiner Kollegen"“, stellt Achim Loos deutlich heraus. (hw)
Hier der Wortlaut des Offenen Briefes des RWE-Betriebsrates:
Offener Brief des Betriebsrats Siegen zu den Konzessionsverhandlungen im Kreis Altenkirchen
Die kommunale Arbeitsgruppe "Konzessionen" im Kreis Altenkirchen - einer der größten kommunalen RWE Anteilseigner - spricht den Gemeinden die Empfehlung aus, die neu zu vergebenden Konzessionsverträge ab 2011 mit E.ON Mitte abzuschließen.
Das bedeutet für die Region und unsere Mitarbeiter: Wegfall von RWE-Arbeitsplätzen.
RWE ist regional mit den Netzplanungs-und Netzbetriebsstandorten in Altenkirchen, Betzdorf und Wissen mit rund 70 MitarbeiterInnen aufgestellt.
Darüber hinaus erhalten 15 junge Menschen aus dem Kreis Altenkirchen eine qualifizierte Berufsausbildung als Energieelektroniker bzw. Industriekaufmann.
EON setzt seine Strategieschwerpunkte auf Energieerzeugung und Handel. Wir stellen uns die Frage: Wie lange werden die Arbeitsplätze der Mitarbeiter gesichert sein, da EON jetzt schon erwägt Stromnetze zu verkaufen?
Der Betriebsrat setzt sich daher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für die Sicherung der Arbeitsplätze der RWE-Mitarbeiter ein!
Wegfall von sozialem Engagement unserer Mitarbeiter vor Ort
Mit dem Programm "Aktiv vor Ort – Mitarbeiter für Mitmenschen" unterstützt RWE die ehrenamtliche Arbeit unserer Mitarbeiter mit einem Zuschuss von bis zu 2.000 € je Projekt im sozialen Bereich. Im Kreis Altenkirchen wurde bereits zugunsten der Gemeinden und Ihrer Bürger 92 Projekte mit einer Fördersumme von rund 184.000 € durchgeführt.
Wegfall der Unterstützung im Bereich der Kultur-und Jugendarbeit auf Kommunal-und Kreisebene
RWE unterstützt seit vielen Jahren erfolgreich verschiedene Sponsoringprojekte besonders im Bereich der Kultur-und Jugendarbeit, wie z. B. das Haus Felsenkeller in Altenkirchen, Kreisheimattag, Ökoprojekt "Schwarzstorch", kulturWERKwissen, Filmprojekt "Betzdorf Bergbaubahn Bewegte Zeiten". RWE-Mitarbeiter haben auch für verschiedene Projekte in Betzdorf (Betzdorfer Tafel) und Wissen (Haus Steckenstein) gespendet.
Fakten zum Kreis Altenkirchen:
Wir sind seit 85 Jahren zuverlässiger Partner für alle Städte und Gemeinden!
Wir investieren in 2010 ca. 12 Mio. € in die Netze. Das sichert Arbeitsplätze und erhöht die Versorgungssicherheit.
Wir beschäftigen regionale Unternehmen -Tiefbauunternehmen, Forstbetriebe und Montagefirmen.
Wir zahlen den maximal zulässigen Gemeinderabatt – keiner darf mehr!
Wir prüfen die Einspeisung erneuerbarer Energien kostenlos. Für die Berechnung einer Photovoltaikanlage > 30 KW verlangt E.ON eine Pauschale von 339,80 €. Ein Windkraftbetreiber > 500 KW bezahlt für die Prüfung 1.077,03 €.
Der Strompreis steigt. Er beinhaltet auch einen Betrag für die Nutzung der Netze. Bei E.ON zahlt ein Kunde mit einem Jahresverbrauch von 7.000 KWh 100 € mehr, bei einem Jahresverbrauch von 100.000 KWh bezahlt ein Unternehmen 2.500 € mehr – hochgerechnet auf den Kreis Altenkirchen ca. 3 Mio. Euro mehr.
Ein durchschnittlicher Stromanschluss kostet bei E.ON 270 € mehr.
Vieles spricht für RWE !
Bitte berücksichtigen Sie das bei Ihrer Entscheidung,und schenken Sie unseren Mitarbeitern weiterhin Ihr Vertrauen. Entscheiden Sie sich für den Konzessionsvertrag mit RWE.
Herausgeber: RWE Rheinland Westfalen Netz AG | Friedrichstraße 60 | 57072 Siegen Ansprechpartner/Redaktion: Jörg Eckhardt | Betriebsrat Siegen