Wenn Autofahren zur Nebensache wird
Aktuelle Kontrollmaßnahmen der Polizei-Inspektion (PI) Westerburg zum Thema Handynutzung: 202 Verstöße in kurzer Zeit festgestellt. Hinsichtlich möglicher Folgen ist Handynutzung beim Fahren vergleichbar mit Alkohol am Steuer. Appell der Polizei: konzentriert fahren ohne Geräteablenkung!
Westerburg. Grundsätzliche Informationen:
Aufgrund einer Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. aus dem Jahr 2015 wurden zahlreiche Studien hinsichtlich der Nutzung des Smartphones ausgewertet. Hierbei kam man zu dem Ergebnis, dass dies hinsichtlich der möglichen Folgen vergleichbar mit Alkohol am Steuer ist. Beim Telefonieren spricht man von einem vergleichbaren Promillewert von 0,8. Das Schreiben eines Textes auf dem Smartphone entspricht sogar einen Wert von etwa 1,1 Promille.
In den letzten Monaten musste die PI Westerburg vermehrt Meldungen von Verkehrsteilnehmern nachgehen, in denen von Schlangenlinien fahrenden Fahrzeugführern gesprochen wurde. Hierbei wurde im Rahmen der anschließenden Verkehrskontrolle fast ausschließlich ein Alkoholwert von 0 Promille festgestellt. Im Bereich der Ausfahrten Feuerwehrwache und Polizeiinspektion Westerburg kam und kommt es immer wieder zu Gefahrensituationen, aufgrund unachtsamer Verkehrsteilnehmer, die oftmals durch die Nutzung ihres Smartphones abgelenkt sind. Zunehmend konnte sogar vom Wachbereich in der Jahnstraße festgestellt werden, wie Verkehrsteilnehmer mit dem Smartphone in der Hand tippend, am Ohr sprechend oder an der Mittelkonsole/Windschutzscheibe befestigt bedienend, an der PI Westerburg vorbeifuhren.
Polizeiliche Reaktion:
Somit wurde in dem Zeitraum vom 18. Mai 2021 auf den 18. Juni 2021 im Bereich Jahnstraße / Einmündung Gartenstraße in Westerburg der fließende Verkehr hinsichtlich der Nutzung des Smartphones während der Fahrt durch Streifenwagenbesatzungen überwacht, die speziell für diese Aufgabe, im Rahmen der Einsatzmöglichkeiten, freigestellt wurden. Auch vorher kam es bereits immer wieder zu Handyverstoß-Kontrollen durch Beamte der PI Westerburg, allerdings oft eingebettet in andere Maßnahmen. - Polizeioberkommissar (POK) Marcus Hoffmann, stellvertretender Dienstgruppenleiter bei der PI Westerburg, begleitete die aktuellen Maßnahmen nun federführend und wertete sie anschließend aus.
Ergebnis:
Das Ergebnis war ernüchternd. An nur 16 Tagen insgesamt wurden von nur einer Streifenwagenbesatzung, die sich nur projektbezogen in einem sehr begrenzten räumlichen Terrain aufhielt, insgesamt 202 (!) Verstöße festgestellt. Daraus können durchaus weitere Besorgnis erregende Ableitungen für die Gesamtzahl der Verstöße im gesamten Dienstgebiet der PI Westerburg gemacht werden, stellt POK Hoffmann fest. 10 FahrerInnen befanden sich sogar noch in der fahrerlaubnisrechtlichen Probezeit. Sie erwartet nun neben dem Bußgeld noch ein kostenintensives Aufbauseminar, dessen Kosten zwischen circa 200 Euro - 500 Euro liegen dürften. Zwei Fahrer oder Fahrerinnen fielen in dem benannten kurzen Zeitraum sogar ein zweites Mal auf. Darüber hinaus wurden zwei Strafverfahren wegen des Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz und Fahrens ohne Fahrerlaubnis eingeleitet. Eine jeweils hochgefährliche Gefahrenkombination, wie POK Hoffmann verdeutlicht.
Die Verstöße teilten sich wie folgt auf: 119 mal Männer (Hauptaltersgruppe: 26-40 Jahre; ältester 65 Jahre) und 83 mal Frauen (Hauptaltersgruppe: 26-40 Jahre, älteste 56 Jahre). Fahrtrichtung: 138 Verkehrsteilnehmer fuhren in Fahrtrichtung PI Westerburg, 64 Verkehrsteilnehmer fuhren aus Fahrtrichtung PI Westerburg. Tathandlung: Männer [36 mal Sprechen / 75 mal Tippen / 8 mal Schauen und Halten] Frauen [31 mal Sprechen / 48 mal Tippen / 4 mal Schauen und Halten].
Fazit:
Während der gesamten Zeit konnte keine Abnahme der Handynutzung festgestellt werden, obwohl fast täglich die besagte Streifenwagenbesatzung an ein und derselben Stelle positioniert war. Das derzeitig geltende Bußgeld in Höhe von 100 Euro inklusive 1 Punkt im Verkehrszentralregister scheinen eine nur sehr begrenzte abschreckende Wirkung zu erzielen. Oftmals waren die Verkehrsteilnehmer sogar so abgelenkt, dass sie nicht einmal das Blaulicht + 'Stopp Polizei' wahrnahmen. Erst die zusätzliche Betätigung des sogenannten äußerst lauten "YELP-Tones" oder des Martinshorns weckte wieder die Aufmerksamkeit für das unmittelbare Straßenverkehrsgeschehen.
Appell:
Die Polizeiinspektion Westerburg weist an dieser Stelle auf die erheblichen Gefahren hin, welche mit der Nutzung des Smartphones einhergehen. Eine Vielzahl von schweren Verkehrsunfällen auf übersichtlichen, geraden Strecken bleiben in der Ursache oft ungeklärt. Wobei sich der Verdacht ergibt, dass womöglich mit dem Smartphone hantiert wurde. Während der Kontrollphase wurden oftmals auch Kleinkinder [bis zu drei Jahren] mit im Fahrzeug festgestellt, bei denen die Folgen selbst kleinerer Verkehrsunfälle gravierend sein können.
Die PI Westerburg bittet daher alle Kraftfahrzeugführer eindringlich, das Handy oder andere vergleichbare Ablenkungen / Geräte während der Fahrt strikt unbenutzt zu lassen. Allenfalls ein Telefonat über Bluetooth-Verbindung (Funk) ist zu vertreten, weil dafür der Blick nach vorne in Fahrrichtung nicht unterbrochen werden muss.
Die Polizei Westerburg wird ihre Kontrollen beibehalten und im Sinne bestmöglicher Unfallursachenbekämpfung auch noch ausweiten, wie Erster Polizeihauptkommissar Frank Fischbach, stellvertretender Leiter der PI Westerburg, auf Anfrage mitteilte. (PM)
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