Hausbesuchsdienst der KV RLP auch im südlichen Westerwaldkreis
Die flächendeckende Optimierung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes (ÄBD) schreitet weiter voran: Nach dem Start in der Pilotregion Rheinhessen-Nahe am 1. Oktober 2020 kommt der mobile Aufsuchende Ärztliche Bereitschaftsdienst (AÄBD) ab dem 5. Juli 2021 auch im südlichen Westerwaldkreis zum Einsatz.
Mainz/Region. Für die Patientinnen und Patienten in Koblenz, dem Landkreis Rhein-Lahn und dem südlichen Westerwaldkreis ändert sich nicht viel, außer: Wer nachts oder am Wochenende dringend den ÄBD benötigt, aber aus körperlichen oder medizinischen Gründen nicht die Wohnung verlassen kann, zu dem kommt dann der spezielle AÄBD direkt nach Hause. Voraussetzung ist, dass Betroffene immer zuerst die Rufnummer des Patientenservice 116117 wählen und dort die Notwendigkeit eines Hausbesuchs festgestellt wird.
Die Steuerung der Patientinnen und Patienten in die richtige Versorgungsebene erfolgt zentral über diese Telefonnummer des Patientenservice 116117. Der Einsatz des zertifizierten Medizinproduktes „Strukturierte medizinische Ersteinschätzung für Deutschland“ (SmED) gibt dem medizinischen Fachpersonal im Patientenservice 116117 zusätzlich die Sicherheit, nichts zu übersehen. Wird die Anmeldung in einer Ärztlichen Bereitschaftspraxis (ÄBP) erforderlich, werden Wartezeiten dort minimiert, denn der Patientenservice 116117 übermittelt bereits die Patientendaten.
Um diese effektive Patientensteuerung zu ermöglichen, „appellieren wir an die Bevölkerung, die 116117 konsequent zu nutzen und nicht einfach ohne Termin oder ohne Rücksprache mit einem Arzt zur nächstgelegenen Bereitschaftspraxis zu fahren“, so der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) und Facharzt für Allgemeinmedizin, Doktor Peter Heinz. Die KV RLP bittet daher darum, in Bekanntmachungen ausschließlich die Telefonnummer 116117 zu veröffentlichen.
Der AÄBD bringt gerade für immobile Menschen Vorteile
Für die Hausbesuchsdienste werden eigens Ärztinnen und Ärzte eingeteilt, die nicht gleichzeitig für die Patientenbehandlung in den ÄBP zuständig sind. Der Patientenservice 116117 koordiniert alle Hausbesuchseinsätze bedarfsgerecht und fahrzeitoptimiert. So werden Reaktionszeiten nach Anforderung eines Hausbesuchs erheblich verkürzt.
Die neue Organisation des ÄBD bedeute eine Verbesserung der Patientenversorgung, betont Professor Doktor Martin Seemann, der leitende Koordinator des Pilotprojekts in der Region Rheinhessen-Nahe. „Dank des Fahrdienstes sind die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen recht schnell beim Patienten und können dadurch auch solch kranke Menschen behandeln, die körperlich nicht in der Lage sind, eine Ärztliche Bereitschaftspraxis aufzusuchen. Für diesen Patientenkreis spielt es ohnehin keine Rolle, ob der nächste Standort zwei oder 20 Kilometer von ihrer Wohnung entfernt liegt.“ Wichtigstes Kriterium ist nach wie vor die medizinische Dringlichkeit. Wartezeiten ließen sich dabei nie ganz vermeiden. „Das ist aber auch früher nicht anders gewesen und die Reform wird einen Beitrag leisten, lange Wartezeiten tendenziell zu verkürzen“, ist sich der Orthopäde und Bereitschaftsarzt sicher.
Optimierung der Versorgung trotz Ärztemangel
Durch diese neue, intelligentere Organisation des ÄBD können ÄBP, so auch die den Landkreisen Cochem-Zell und Rhein-Hunsrück, entsprechend dem Bedarf besetzt werden. Die Ärztinnen und Ärzte der Region werden so von Bereitschaftsdiensten zu solchen Zeiten entlastet, in denen keine oder nur sehr wenige Patientinnen und Patienten Hilfe benötigen. Diese Hilfe kann durch den Patientenservice 116117 effizienter gesteuert werden und die in den ÄBP freiwerdenden ungenutzten ärztlichen Arbeitszeiten können die vielfach schon stark belasteten Ärztinnen und Ärzte für die Regelversorgung in ihren Praxen nutzen. So profitieren am Ende alle Menschen, ab 5. Juli 2021 auch in Koblenz, dem Landkreis Rhein-Lahn und dem südlichen Westerwaldkreis.
Mit der angestoßenen Bereitschaftsdienstreform 2020/2021 erhält die KV RLP angesichts des bestehenden und sich noch verschärfenden Ärztemangels die Versorgungssituation im ÄBD in Rheinland-Pfalz weiterhin auf einem hohen Niveau. Zugleich ist es der KV RLP ein wichtiges Anliegen, nicht nur den derzeit praktizierenden Ärztinnen und Ärzten, sondern auch künftigen Niederlassungswilligen ein attraktives Arbeitsumfeld zu gestalten. Denn eine Entlastung bei der Dienstbereitschaft macht eine Praxisgründung oder eine Anstellung in der ambulanten Versorgung für ausgebildete und noch unentschlossene Medizinerinnen und Mediziner interessanter. Weniger Zeit im Bereitschaftsdienst ohne Patientenkontakte bedeutet zugleich mehr Zeit für Beratung, Diagnose, Therapie und Behandlung in der Regelversorgung. Das ist der jungen Medizinergeneration wichtig.
Die Corona-Pandemie beeinflusst auch die 116117
Bedingt durch die Corona-Pandemie kann es bei der 116117 (ohne Vorwahl, gebührenfrei) insbesondere am Wochenende leider auch zu Wartezeiten bis zur Verbindung kommen. Die KV RLP bittet alle Bürgerinnen und Bürger um Verständnis: Die KV RLP ist kontinuierlich dabei, Personal für den Patientenservice 116117 zu qualifizieren, wodurch Wartezeiten künftig weiter reduziert, wenn auch nicht immer gänzlich vermieden werden können.
WICHTIG: Im Notfall immer 112!
Bei Lebensgefahr, schweren Unfällen, unerträglichen Schmerzen und, wenn ohne sofortige Behandlung gesundheitliche Folgeschäden zu befürchten sind, ist die Notfallrettung in der Trägerschaft des Landes, der Landkreise und der kreisfreien Städte zuständig (A.III.3 Landesrettungsdienstplan Rheinland-Pfalz | § 3 Rettungsdienstgesetz Rheinland-Pfalz). Der Rettungsdienst kann über die Telefonnummer 112 angefordert werden und trifft in kürzester Zeit ein.
Wann ist der ÄBD unter 116117 zuständig?
Für alle anderen gesundheitlichen Probleme gibt es den ÄBD, der zum Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigungen gehört (Sozialgesetzbuch V). Zur Diagnose und zur Behandlung aller nicht unmittelbar akut gefährdender Gesundheitsstörungen sind zu deren Öffnungszeiten die niedergelassenen Haus- und Facharztpraxen zuständig. Außerhalb der regulären Praxisöffnungszeiten, also abends, nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen, dient der ÄBD so ausschließlich der Versorgung solcher Patientinnen und Patienten, die während der Öffnungszeiten die Hausärztin oder den Hausarzt aufgesucht hätten (A.III.3 Landesrettungsdienstplan Rheinland-Pfalz). Der ÄBD ist rund um die Uhr unter der kostenlosen Telefonnummer 116117 erreichbar.
Weiterführende Informationen zur Bereitschaftsdienstreform 2020/21 finden interessierte Bürgerinnen und Bürger unter www.kv-rlp.de/893350-24976.