Sicher Schwimmen: CDU sieht Handlungsbedarf
Ein insbesondere in den Sommertagen aktuelles Thema „Sicheres Schwimmen“ erörterte die CDU-Kreistagsfraktion gemeinsam mit dem CDU-Gemeindeverband Hachenburg in ihrer als Videokonferenz durchgeführten Reihe „Impulse digital“.
Montabaur. CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel konnte als Experten den Bezirksleiter des DLRG Bezirk Westerwald-Taunus, Henner Mattheus, und den Vorsitzenden des Förderverein Westerwaldbad Westerburg, André Kloft, begrüßen.
Dr. Stephan Krempel und CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Karl-Heinz Boll stellten zu Beginn fest: Seit mehr als einem Jahr lernen Kinder und Jugendliche nicht mehr schwimmen. Die meisten Hallen- und Freibäder waren zu. Das Schwimmen-Lernen habe aber über den reinen Schulsport hinaus eine besondere Bedeutung. Corona habe die Zahl der jugendlichen Nichtschwimmer deutlich erhöht. Krempel und Boll: „Wir müssen überlegen, wie wir auf der lokalen Ebene in einer gemeinsamen Kraftanstrengung ein Angebot schaffen, damit Kinder und Jugendliche auch außerhalb des Schulschwimmens noch Schwimmen lernen. Denn die Problematik kann nicht von den Lehrkräften in den Schulen allein gelöst werden. Was kann von Vereinen, Ehrenamtlern und den Trägern der Schwimmbäder zu einer Lösung beigetragen werden?“
Henner Mattheus erläuterte, dass der DLRG Bezirk Westerwald-Taunus über 22 Ortsgruppen, davon sieben im Westerwaldkreis, mit circa 2500 Mitgliedern verfügt. Wichtige Vereinsaufgaben sei die Schwimmausbildung und die Wasserrettung. Die Schwimmfähigkeit der Kinder und Jugendlichen habe in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen. Tod durch Ertrinken sei die zweithäufigste Todesursache bei Kindern. Bei den DLRG-Schwimmkursen herrsche ein großer Anmeldestau, der nur mit zusätzlichen „Wasserzeiten“ in den Bädern abzubauen sei. Bei Öffnung der Bäder müssten zunächst Ausbilder und Einsatzkräfte ihre „Rettungsfähigkeit“ auffrischen.
André Kloft, beruflich als Kinder- und Jugendpsychotherapeut tätig, hält sicher Schwimmen-Lernen auch aus der Sicht des Sozialverhaltens für äußerst wichtig. Der Treffpunkt Schwimmbad könne bei Kindern und Jugendlichen ein angemessenes Freizeitverhalten entwickeln. Hier sei jedoch auch die Unterstützung der Eltern notwendig. Beim Schulschwimmen stellt Kloft eine mangelnde personelle Ausstattung fest. Angstüberwindung und Motivationssteigerung bei den Schülern seien durch „eine“ Lehrkraft nicht leistbar. Aus Sicht der Betreiber des Westerwaldbades und anderer Schwimmbäder sieht Kloft vor der Bereitstellung zusätzlicher Zeiten für Schwimmkurse wegen der finanziellen Auswirkungen noch Erörterungsbedarf mit der Kommune.
Tanja Sittig von der Ortsgruppe DLRG Wirges berichtete aus ihrer Erfahrung als unterstützende Ausbilderin und Mutter in der Zusammenarbeit mit der Grundschule. Zu Beginn waren bürokratische Hürden zu nehmen und vorhandene Skepsis zu beseitigen. Letztlich habe sich die Unterstützung bewährt, jedoch sei Offenheit seitens der Schulen und der Aufsichtsbehörden bei der Kooperation mit den Vereinen dringend erforderlich.
Handlungsbedarf seitens der Landesregierung sieht die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Jenny Groß MdL. Bei der Lehrerausbildung und vor allem bei der Personalausstattung der Schulen müssten die Voraussetzungen für eine ausreichende Zahl an fachlich gut ausgebildeten Lehrkräften geschaffen werden. Auch die unterstützende Kooperation zwischen Schulen und Vereinen dürfe nicht durch bürokratische Hürden erschwert werden.
Als erfreuliche Tatsache wertet Landrat Achim Schwickert, dass seitens der Kommunen alle im Westerwaldkreis vorhandenen Hallen- und Freibäder weiter betrieben werden sollen. Er halte die bei den Kommunen durch den Betrieb der Bäder und die Bereitstellung von „Wasserzeiten“ eintretenden finanziellen Verluste im Interesse der Kinder und Jugendlichen für vertretbar. Schwickert sieht auch gerade hier Fördermöglichkeiten seitens des Westerwaldkreises, um einen größeren Kreis von Lehrberechtigten für die Durchführung von Schwimmkursen auszubilden.
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel hielt abschließend fest, dass in einem ersten Schritt auf lokaler Ebene zusätzliche „Wasserzeiten“ in den Bädern für die Schwimmkurse bereitgestellt werden müssen, um den Anmeldestau bei den Schwimmkursen aufzulösen. Gleichzeitig sei auch die personelle Basis in den Schulen, bei den Schwimmbadbetreibern und den ehrenamtlich in den Vereinen Engagierten zu verbreitern. Die CDU-Kreistagsfraktion werde sich weiter dafür einsetzen, dass möglichst viele Kinder und Jugendliche „Sicher Schwimmen“ lernen. Dafür seien jetzt intensive Gespräche mit den Kommunen, den Badbetreibern und den Anbietern von Schwimmkursen erforderlich, die die Kreistagsfraktion einleiten werde. (PM)
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