Marienrachdorf: Sechsstelliger Förderbescheid zum Kauf des Pfarrhauses
Von Thomas Sonnenschein
Die Ortsgemeinde Marienrachdorf übernimmt das ehemalige Pfarrhaus in der Dorfmitte nebst 2.400 Quadratmetern Grundstück. Der Zugang soll barrierefrei werden und das Gelände einen parkähnlichen Charakter erhalten. Dafür winkt jetzt ein Förderbescheid über 147.800 Euro aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes.
Marienrachdorf. Seit je her ist das ehemalige Pfarrhaus aus dem Jahr 1899 gegenüber der Kirche ein wichtiger Treffpunkt im Zentrum des Dorflebens. Ortsbürgermeister Dieter Klöckner bezeichnet es gar als Schmuckstück. Nach dem Erwerb der Immobilie durch die Ortsgemeinde sollen Pfarrhaus und das großzügige Grundstück drum herum noch schöner werden und zu einem attraktiven Dorfmittelpunkt beitragen. Das Dorferneuerungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz bewilligte jetzt dafür einen Zuschuss in Höhe von 147.800 Euro.
Den Förderbescheid überbrachte Staatssekretärin Nicole Steingaß aus Mainz persönlich. Zum einen wollte sie sich natürlich bei ihrem Besuch vor Ort gerne anschauen, wofür das Geld verwendet wird, zum anderen interessiert sie sich für das Dorfleben, folgte der Einladung des SPD-Abgeordneten Hendrik Hering und nahm wertvolle Erkenntnisse mit nach Mainz zurück.
Hendrik Hering betonte noch einmal, das Dorferneuerungsprogramm sei ein wichtiges Modernisierungsinstrument, mit dem Projekte in Gemeinden gefördert werden, die Ortsmittelpunkte neu beleben oder lebendig erhalten. Dazu gehörten die Sanierung und neue Nutzung der Bausubstanz genauso wie die Sicherung der Grundversorgung. Das Land lege dabei großen Wert auf die Beteiligung der Bürgerschaft. Letztere ist in Marienrachdorf ohne jeden Zweifel gegeben, wird das Pfarrhaus ja schon jetzt von etlichen Ortsbewohnern aktiv genutzt. So kamen denn auch zahlreiche Besucher zur Übergabe des Förderbescheides, was auch Steingaß selbst positiv bewertete.
In seiner ausführlichen Ansprache berichtete Ortsbürgermeister Dieter Klöckner, das ehemalige Pfarrhaus solle nach Vorstellungen des Gemeinderates zum „Herz“ der Gemeinde werden, zu einem Haus der Begegnung für Jung und Alt. Bereits in den letzten Jahren konnten die Veranstaltungsräume im Gebäude für viele Treffen verschiedener Gruppen aus der Gemeinde genutzt werden.
Nach dem Erwerb der Immobilie will die Ortsgemeinde das Haus mit einem barrierefreien Eingang und einer behindertengerechten Toilette für die weitere Nutzung ausbauen. Auf dem Gelände zwischen Dorfplatz und Pfarrhaus könnte bald eine parkähnliche Gartenanlage mit Sitzgruppen, Blumenbeeten, Rasen und Wegen entstehen, wobei die natürliche Beschattung dank der großen Bäume erhalten bleibt. Klöckner betonte, dass gerade ältere Menschen dank der Lage des Gebäudes mitten im Dorf, das Haus und den Park bequem, auch mit dem Rollator, erreichen und ein schattiges Plätzchen zum Ausruhen und Verweilen finden. Hering ergänzte, dies käme auch den Bewohnern des naheliegenden Pflegebauernhofes zugute.
Ehe die Umbaumaßnahmen und die Umgestaltung des Grundstückes beginnen, wird eine Dorfmoderation durchgeführt, bei der Gemeindemitglieder die Möglichkeit haben, eigene Anregungen und Ideen für dieses Projekt einzubringen.
Mit dem Kauf wurde übrigens vereinbart, dass auch die Pfarrei St. Anna die Räume im Erdgeschoss weiterhin, mindestens 15 Jahre lang, gemeinsam mit der Ortsgemeinde nutzen kann. Es werden dort also weiterhin wie gewohnt zahlreiche kirchliche Veranstaltungen durchgeführt, darunter Seniorentreffen, Chorproben, Krabbelgruppe, Messdienerunterricht, Kindergottesdienste, Bastelkurse, Seniorengymnastik, Frauengemeinschaft oder Kaffeekränzchen. Auch die Bücherei soll in den Räumen weitergeführt werden.
Was den Zusammenhalt im Dorf angeht, lobte Dieter Klöckner auch die zahlreichen Aktivitäten der Ortsvereine und ganz besonders das ehrenamtliche Engagement der Zukunftswerkstatt Marienrachdorf, die bereits viele Maßnahmen im Dorf durchgeführt habe. Letztlich sprach er auch Hendrik Hering seinen Dank aus, der sich in der Vergangenheit immer wieder für Marienrachdorf eingesetzt habe, nannte als Beispiele die Mehrzweckhalle und das Rathaus. Hering erwiderte, dass das Rathaus nicht ohne beträchtliche Eigenleistungen des Dorfes möglich gewesen wäre und sprach seinerseits seine Bewunderung für die Dorfgemeinschaft aus. Er sei sich sicher, mit Rathaus und Umgestaltung des Platzes entstehe für die Menschen eine lebendige Ortsmitte.
Das sah auch Verbandsgemeindebürgermeister Klaus Müller so. Er meinte, alle Zuschüsse nützen nichts, wenn es nicht von der Bürgerschaft angenommen würde. In Marienrachdorf hingegen sei das Geld gut angelegt. Laut Haushaltsrecht fließen die Mittel über die Verbandsgemeinde, weshalb Müller den Förderbescheid in Verwahrung nahm. Die Mittel kommen aber garantiert zu 100 Prozent der Ortsgemeinde zugute.
„Mit dem Dorferneuerungsprogramm sorgen wir nicht nur dafür, dass unsere Gemeinden lebens- und liebenswert bleiben, sondern wir helfen auch den heimischen Betrieben, denn nahezu alle ausgeschriebenen Projekte werden von heimischen Handwerks- oder Gewerbebetrieben durchgeführt“, merkte Hering an.
Im Anschluss an die Übergabe nahm sich Nicole Steingaß Zeit, mehr von dem Ortskern zu besichtigen, in dem lediglich ein einziges Gebäude leer steht. Sie selbst müht sich für eine Umkehr der Urbanisierung zurück zu einem lebendigen Landleben. Und genau dafür sprach sie ihrerseits allen Beteiligten ihre Anerkennung aus. (Thomas Sonnenschein)
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