Rock und Pop vom Feinsten auf der Glockenspitze in Altenkirchen
Nach einigen etwas ruhigeren Konzerten war es nun an der Zeit, es mal richtig krachen zu lassen beim Kultursommer des Hauses Felsenkeller in Altenkirchen. Helmut Nöllgen vom Veranstalter-Team brauchte dafür nicht allzu weit in die Ferne schweifen. Die Band „Natural Born Grillaz“ (NBG) aus der Region Hachenburg lieferte eine fulminante Darbietung ab.
Altenkirchen. Die Gruppe „Natural Born Grillaz“ hat sich auch überregional seit Jahren einen guten Ruf erspielt. Wieso – das konnte man bei ihrem Konzert auf der Glockenspitze sehen und vor allem hören. Von Anfang an. Bei seiner Begrüßung bedauerte Helmut Nöllgen, dass wegen der Wetterprognosen etliche Besucher nicht erschienen sind, obwohl sie bereits Karten erworben hatten. Vorab kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es erstens während des gesamten Konzertes trocken blieb und zweitens die Ferngebliebenen ein grandioses Konzert verpasst haben.
Wie eingangs erwähnt, haben die Musiker von NBG in den Jahren vor der Pandemie im gesamten Westerwald eine echte Fangemeinde hinter sich versammelt. Im Zirkuszelt wurde die Band auch euphorisch begrüßt. Schon beim ersten Song „Seven Nation Army“, im Original von den „White Stripes“, kam Bewegung ins Publikum, indem man einfach mitzutanzen begann. Das ganze Konzert war nichts für Zartbesaitete, denn die Anzahl der Messeinheit Dezibel bewegte sich gerade noch im Rahmen des Erlaubten.
Allerdings muss man bestätigen, dass eine Band, die einen Mix aus Rock und Pop, Hip-Hop, Deutsch Pop, Metal und Ska zum Besten gibt, zärtlich flüsternd nicht sein Publikum erreicht. NBG zelebrierte jeden Song auf ihre eigene, unverwechselbare Art. Sie versuchten nicht, die Originale 1:1 zu interpretieren - und das war gut so. Abgesehen von den schnellen Rhythmen, die Gitarren und Schlagzeug vorgaben, machten die Bläser den Unterschied. Marius Buttenhoff (Trompete) und Andreas Klöckner (Posaune) gaben den Songs das gewisse Etwas. Die häufig stakkatomäßig ausgestoßenen Töne der Bläser peppten fast jedes Lied auf. „The bad touch“ von der Bloodhound Gang war eine sehr eigenwillige Interpretation, die im Publikum wild beklatscht wurde. Als NBG mit „Fight for your right“ von den Beastie Boys extrem losrockte, herrschte im Zelt eine Stimmung wie bei einer Dancefloor-Party.
Wenn die Münchener Freiheit anwesend gewesen wäre, dann hätten sie sicherlich ihren großen Hit „Ohne dich schlaf ich heut Nacht nicht ein“ nicht wiedererkannt: total verrockt, mit wirbelnden und hüpfenden Sängern auf der Bühne, dazu ziemlich laut. Da war keine Zeit für aufkommende Gefühle. Trotzdem - einfach Klasse gemacht. Da wir gerade im Deutsch-Rock und Pop sind, auch Markus musste daran glauben. Sein Monster-Hit „Ich will Spaß“ wurde von NBG als Abkehr von Depressionen während der Pandemie gefeiert, sozusagen als Synonym für die neue Freiheit nach Ende des Lock-Downs. Mit dem Original hatte dieser Song nur im Ansatz Ähnlichkeit, denn so stark verjazzt und verskatet hatte man den Ohrwurm nicht in Erinnerung. „Billie Jean“ klang ebenfalls moderner als bei Michael Jackson. Den „King of Pop“ kann man nicht interpretieren. Wer das versucht, der wird kläglich scheitern.
Das knapp dreistündige Konzert bescherte den Besuchern eine Rundreise durch die verschiedenen Stilrichtungen der Pop Historie, dadurch wurde der Spannungsbogen hochgehalten und es entstand nie das Gefühl von Langweile.
Im Vordergrund bei NBG standen natürlich die beiden Sänger Manuel Becker und Dominik Schneider, wobei Letztgenannter sich dauernd mit Gerrit Schütz an der „Schießbude“, den Drums, abwechselte. Es war der erste Auftritt von NBG seit Weihnachten 2019. Das Konzert spricht für die Klasse der Band, die trotz weniger Proben ein Konzert hinlegte – welches den Besuchern spürbar große Freude bereitete, und entsprechend gefeiert wurde. (Wolfgang Rabsch)
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