Typische Probleme in der Logistik: Das kann für Lieferschwierigkeiten sorgen
Das Wort "Lieferschwierigkeiten" ist in der Logistik ein Wort, welches nicht gerne vernommen wird. Ob es sich nun um Verzögerungen, Ausfälle oder kurzzeitige Verzögerungen handelt, ist letztendlich unerheblich, denn jedes Problem in der Lieferkette hat Auswirkungen auf die logistische Weiterverarbeitung. Somit mögen auch Kunden und Konsumenten das Wort nur ungern hören oder in ihrem Bestellstatus sehen. Aber wo treten die Probleme im Lieferprozess auf?
Shipping-Probleme
Aktuell dürfte ein Großteil der Unternehmen, Betriebe und auch etliche Konsumenten von diesen betroffen sein. Mindestens jedoch wurde den Nachrichten entnommen, dass einige Auto-Hersteller zumindest Bänder vorübergehend stilllegen, da es Shipping-Probleme gibt. Aber woran liegt das und welche Gründe gibt es insgesamt?
- Frachthafen Fernost – ein Großteil der Waren wird in Fernost produziert oder zumindest über Fernost weitertransportiert. Ein Ausfall an einem der großen Häfen kann massive Verzögerungen nach sich ziehen. So wurde in China der drittgrößte Containerhafen der Welt für eine Woche aufgrund von Coronafällen vollständig geschlossen und erst nach und nach wieder geöffnet. Die Folge: Es entstand ein massiver Stau, der weiterhin nicht vollständig aufgelöst wurde. Smartphone-Käufer, die auf Geräte von Samsung oder Apple warten, kennen diese Problematik momentan aus eigener Erfahrung. Die Lieferzeiten und Wartezeiten sind exorbitant.
- Havarie – anders als Autos oder auch Flugzeuge können Schiffe nicht spontan umgeleitet werden. Setzt sich also ein Schiff in einem engen Kanal fest, so ist ein massiver Stau unausweichlich. Je nachdem, wie lange es dauert, bis das havarierte Schiff befreit werden kann, steht die Logistik auf dem Wasser still.
- Wetter – auch schwere Unwetter können einen Einfluss auf die Lieferkette haben. Sicherlich sind Containerschiffe gut gegen schwere Stürme gewappnet, auszuschließen ist eine Havarie jedoch nicht.
- Teilemangel – mitunter verzögert sich die Lieferung bereits im Herstellungsprozess der Ware. Ob es nun Halbleiter, Chips oder Baustoffe wie Sand sind, können sie nicht hergestellt und gewonnen werden, so verspätet sich die Herstellung und mit ihr die Auslieferung.
Ein plötzlicher Umstieg auf den Luftweg ist für viele Betriebe nicht möglich. Die Kosten sind wesentlich höher, zumal die Container nicht einfach umgeladen werden können. Ein Schiff kann wenige hundert Meter vor dem Hafen havarieren, das Umladen der Container ist nur unter großer Anstrengung umsetzbar.
Defekte im Lager
Lieferverzögerungen finden ihre Gründe natürlich nicht allein im Ausland. Auch in heimischen Lagern können Probleme auftreten, die eine zügige Lieferung verhindern:
- Umwelteinflüsse – ein defektes Dach, Hochwasser, Feuer – dies kann jedes Lager treffen. Je nach Schwere ist der Lagerbestand zerstört. Möbelstücke, Baustoffe wie Zement oder auch Tierstreu können nach einem Wasserschaden nicht mehr verkauft werden.
- Technische Defekte – gerade kleine Unternehmen besitzen oft nur einen einzelnen Gabelstapler. Ist dieser defekt, steht der Betrieb teilweise still. Sicherlich können auf dem Boden stehende Paletten oder Waren mit Hubwagen bewegt werden, doch besonders schwere Paletten oder gar Waren im Hochregallager sind ohne Gabelstapler nicht transportabel und erreichbar. Glücklicherweise liefern heute auch Spezialanbieter entsprechende Ersatzteile für logistische Maschinen.
- IT – fast jedes Lager ist heute digitalisiert. Bricht die IT zusammen, lassen sich mitunter Lagerplätze nicht mehr nachvollziehen oder auffinden. Bestellungen können somit nicht oder nur mit großer Verzögerung abgearbeitet werden.
Mit Ausnahme massiver Schäden lassen sich diese Probleme jedoch relativ schnell beheben. Zumindest haben Händler diesbezüglich die Chance, selbst tätig zu werden.
Probleme bei der Lieferung
Die letzte Problematik ist der Versand zum Kunden selbst. Selbst wenn Lieferungen am nächsten Tag garantiert werden, kann es immer zu Fällen der höheren Gewalt kommen, die die Lieferung verhindern oder verschieben. Doch warum ist das so?
- Fahrerauslastung – die Fahrer haben heute äußerst enge Touren. Um sie perfekt zu schaffen, muss jeder einzelne Schritt ideal ablaufen. Funktioniert an irgendeiner Stelle der Tour ein Glied nicht, so zieht sich dieser Schwachpunkt immer fort. Dabei sind die Boten oftmals überlastet, wodurch es geschieht, dass Pakete lieber in die Postfiliale als zum Kunden gebracht werden. Für den Kunden bedeutet dies eine Lieferverzögerung, da er erst am Folgetag das Paket abholen kann.
- Schaden – ob am Fahrzeug oder am Paket: die Lieferung verzögert sich. Fahrzeugschäden können teilweise ausgeglichen werden, sofern ein anderer Fahrer die Tour übernehmen oder der defekte Wagen ersetzt werden kann. Schäden am Paket liegen im Ermessen des Paketboten. Ist das Paket zu stark beschädigt, wird es oft direkt zurück ins Lager gebracht. Die hieraus entstehende Verzögerung ist massiv, da der Händler die Ersatzware erst abschicken wird, wenn der Paketdienstleister den Schaden gemeldet und die Ware zurück an den Händler geschickt hat.
- Wetter – natürlich ist das ein bekanntes Problem rund um die erwarteten Lieferungen. Gerade Wintereinbrüche können zu massiven Verzögerungen führen, aber auch Unwetter tragen häufig zu der Verspätung bei. Diesbezüglich müssen Kunden beachten, dass sich die Witterung auf die komplette Lieferstrecke bezieht. Ist das Versandlager in Thüringen, so kann es zu einer Lieferverzögerung wegen Unwetter kommen – auch wenn der Kunde in Hamburg lebt.
Im Grunde lässt sich die gesamte Lieferkette mit einem Zahnrad in einer alten Uhr vergleichen. Die Zacken des Zahnrads müssen perfekt in die Furchen des Antriebs gleiten, damit die Uhr beständig läuft. Bricht in der heutigen globalen Logistik nur ein Zacken des Zahnrads ab, so steht das gesamte Uhrwerk still.
Fazit – jedes Detail hat Einfluss
In gewisser Weise war es früher einfacher. Die Waren wurden recht nah vor Ort produziert, der Händler holte sie teils noch selbst ab, der Kunde fand sie im Laden oder hat sie geliefert bekommen. Heute bestehen viele Produkte aus so vielen Materialien, die aus der ganzen Welt kommen, dass die Lieferkette an unzähligen Stellen ins Stocken geraten kann. Viele haben sich bei der Havarie des Schiffes im Suez-Kanal wenig gedacht, doch welche Folgen sie hat, sieht man allenthalben: Handwerker erhalten kein Material, Produktionsbänder stehen still, Elektrogeräte haben eine unglaubliche Auslieferungszeit. Sicherlich wird diese Problematik noch durch die zeitweise Stilllegung des chinesischen Hafens befeuert, doch: Es ist Sand im Getriebe. Nur der ist Mangelware. (prm)
Agentur Autor:
Dennis Schmid