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Nachricht vom 15.08.2021    

„Plewka & Schmedje“ berührten mit ihren Songs beim Sommer-Festival in Altenkirchen

Von Wolfgang Rabsch

Das war ein besonderes Konzert, an das die Besucher noch lange mit einem Lächeln zurückdenken werden. Jan Plewka (Frontmann von Selig) und Marco Schmedje begeisterten auf der Glockenspitze restlos. Dreimal wurden sie vom Publikum wieder auf die Bühne gerufen.

Marco Schmedje und Jan Plewka begeisterten in Altenkirchen. (Fotos: Wolfgang Rabsch)

Altenkirchen. Im Zelt wäre noch für viele Fans Platz gewesen. Doch das tat der prima Stimmung keinen Abbruch, weil das Jan Plewka und Marco Schmedje nicht nur sehr lebhaft begrüßt wurden – die einzelnen Songs ernteten durchgehend begeisterten Applaus. Wenn die beiden als Duo auftreten, dann stehen zwei absolut gleichberechtigte Künstler auf der Bühne. Jan Plewka hat sich in der Deutschrock- Grunge- und Indie-Szene als Gründungsmitglied und Frontmann der Kultband Selig einen Namen gemacht. Er wird kongenial von Marco Schmedje an der Gitarre begleitet, der ebenfalls in der Szene kein Unbekannter ist und selbst als Singer-Songwriter brilliert.

Plewka und Schmedje bewiesen in Altenkirchen ihre musikalische Flexibilität, indem sie nicht ein Konzert in vorgegebener Reihenfolge der Songs runterspielten, sondern das Publikum miteinbezogen. Dazu hatte Plewka die Songs des Abends auf Papierschnipsel geschrieben und diese in eine Jutetasche gesteckt. Nach jedem Song verließ er die Bühne und ließ wie bei einem Zufallsgenerator, von jemandem der Besucher einen Schnipsel aus der Tasche ziehen, dieser Song wurde dann gespielt.

Unterhaltsamer Smalltalk mit Plewka und Schmedje
Auf der Bühne verwickelte Plewka seinen Kumpel Schmedje immer wieder in Zwiegespräche. Dabei produzierten sie den einen oder anderen Lacher. Beide Musiker kokettierten mit ihrer norddeutschen Herkunft, speziell die Hamburger Lebensweise. Sie sprachen von durchzechten Nächten - komischerweise hätten sie dabei die besten Ideen für neue Songs. Sie nähmen die Texte und Melodien grob mit ihren Handys auf, denn am anderen Morgen könnten sie sich nicht mehr daran erinnern. Plewka erläuterte den Besuchern, wie der Spruch „Wo früher meine Leber war, ist heute eine Mini-Bar“ zustande kam. Diese zutreffende Aussage sei nach einem Konzert in Frankfurt entstanden, wo sie vor einer elitären Gesellschaft, bestehend aus Bankern und Managern, ein Konzert gegeben hätten. Doch die feinen Herrschaften hätten ihnen praktisch nicht zugehört, seien nur mit ihren Handys und Laptops beschäftigt gewesen. Nach der vereinbarten Zeit hätten die beiden flugs die Location verlassen und sich in ihr feudales Hotel begeben. Nach kurzer Zeit hätte es an der Tür von Plewka geklopft. Davor sei Schmedje mit der Mini-Bar aus seinem Zimmer unter dem Arm gestanden. Gemeinsam hätten sich dann beide über die Mini-Bars hergemacht, so dass es doch noch ein schöner Abend geworden sei – mit Erinnerungslücken.

Die Songs von Plewka und Schmedje hatten viel Tiefgang, bei denen man sehr genau zuhören musste. Mucksmäuschenstill war es während der Lieder, weil die Texte lohnten, darüber nachzudenken. Geschichten aus dem wahren Leben wurden erzählt, von Liebe, Treue, Freundschaft, Einsamkeit, Sehnsucht und Trauer. Jeder Song für sich berührte die Zuhörer, bei manchem Lied wurde die eigene Geschichte lebendig. Einige Titel, die das Duo in Altenkirchen zum Besten gab: „Old friends“, „Für den Rest einer Nacht“, „Herbst“, In Nächten wie diesen“, „Halt dich an deiner Liebe fest“.



Plewka und Schmedje gehen auch mit ihren speziellen Rio Reiser und „Simon & Garfunkel“-Konzerten auf Tournee. „Mrs. Robinson“ und „Feelin´ Groovy“ animierten das Publikum zum Mitsingen unter dem Dirigat von Jan Plewka. Plewka beeindruckte mit seiner charismatischen Stimme, mal rauchig und etwas krächzend, dann wieder einschmeichelnd zärtlich und leise. Das Lied „Für immer und Dich“ von Rio Reiser schien ihm auf den Leib geschrieben. Hier konnte er alle vorher beschriebenen Eigenschaften voll auskosten, weil er diesen Song auch körperlich erlebte, voller Hingabe und Inbrunst.

Drei Zugaben, erst dann war Feierabend
Plewka blieb immer locker und zu Scherzen aufgelegt, sprach viel mit dem Publikum. Trotzdem wirkte der Abend nicht überzogen, es menschelte sehr im Zelt. Mit Marco Schmedje stand Jan Plewka ein hochsensibler Gitarrist zur Seite, der das Spiel mit seinem Instrument par exzellent beherrscht, sich musikalisch genau der Stimme von Plewka anpasst. Mal schreiend laut und dann im nächsten Moment nur leise flüsternd – ein Virtuose, der mit den Saiten seiner Gitarre blind spielt, sie aber sehr fürsorglich behandelt.
Das Publikum dankte dem Duo mit Standing Ovations, sie wurden insgesamt dreimal wieder zur Bühne gerufen, weil man noch einen Song und noch einen Song hören wollte. Plewka und Schmedje haben in Altenkirchen einen großen Fußabdruck hinterlassen.

Es stehen noch Karten zur Verfügung
Helmut Nöllgen war mit der Verpflichtung der beiden Vollblutmusiker die Fortsetzung anspruchsvoller Konzerte während des „Open Air – Kultursommers 2021“ auf der Glockenspitze in Altenkirchen gelungen. In seiner Begrüßung war es ihm wichtig, darauf hinzuweisen, dass für alle noch kommenden Veranstaltungen Karten zur Verfügung stehen, auch für die als ausverkauft gemeldete Veranstaltung mit Wolfgang Niedecken, der Bob Dylan liest und singt. Der Grund liegt an der positiven Veränderung der Inzidenzzahlen während der Pandemie und den damit verbundenen Lockerungen, die auch größere Zuschauerzahlen zulassen.



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