Eine neue Waffe gegen Gewalt: Friedensgitarre aus Munitionsteilen gebaut
Der Brandscheider Bassist Uli Altrichter beendete im Juli ein ganz besonderes Projekt. Der Hobby-Gitarrenbauer stellte aus alten Munitionsteilen eine E-Gitarre her, welche er als Friedensgitarre und Symbol gegen Gewalt an andere Musiker ausleihen möchte.
Brandscheid. Als Bassist der Gruppe Walk the Line hat Uli Altrichter nicht nur ein Händchen für Gitarren, sein Hobby ist es sogar, E-Gitarren herzustellen. Nun aber hat er einen besonderen Schatz geschaffen: eine Gitarre, die ihre Stimme für den Frieden erhebt. „Bullets to music“ ist ihr Motto. Ihr Körper ist ein Benzinkanister. Patronenböden und die spitzen Geschosse von Projektilen sind als Stimmwirbel, Lautstärkeregler und Dot-Inlays verbaut. Die tödlichen Boten werden hier zu Dienern der Musik.
Der leuchtend rote Gitarren-Körper ist übersät mit Tattoos: Die Malerin Evelyn Hethey aus Koblenz schrieb zur Mahnung zahlreiche Amokläufe auf das Musikinstrument. Denn die Idee ist nur eine: Verwandle Musik zur Friedensbotschaft, stimme Hass in Harmonie um, schreie deine negativen Emotionen heraus mit den schrillen Tönen der E-Gitarre – aber feiere das Leben und schütze deinen Nächsten. „Durch die Gitarre werden tödliche Teile zu etwas Friedlichem.“
„Wenn diese Gitarre nur einen Toten verhindern kann, hat sie ihren Sinn schon erreicht“, sagt Uli Altrichter. Und er gibt seine „Bullets to music“-Gitarre dafür gerne in fremde Hände. Anderthalb Jahre Vorarbeit hat er für das Instrument aufgewendet. Er ist ihr Erfinder und Erbauer. Wie gesagt: „Guitars against Violence“ steht nicht nur auf seinem T-Shirt geschrieben. Er will, dass seine kleine, freche Gitarre genau dafür steht und kämpft, sie soll ihren „Mund“ nicht halten.
Das Konzept ist einfach: Jeder Musiker, der das Konzept unterstützt, darf die Gitarre ausleihen und ihre Friedensbotschaft in seinen Auftritt oder sein Konzert einbauen. Mitgeliefert wird auch ein 12-Takte-Riff, das jeder nach Gusto ausbauen darf. Zum Dank werden die künftigen E-Gitarren-Spieler auch für sich selbst ganz praktische Kleinigkeiten finden: Ein Flaschenöffner ist beispielsweise auch an der „Bullets to music“-Gitarre verbaut. Der Kanister kann geöffnet und als Köfferchen genutzt werden. Die Tülle wird zur Plecbox – einem Fach für Plektren (Gitrarrenplättchen).
Gitarrist Erhard Reichelt schlägt einige Töne auf der kleinen, roten Friedensgitarre an. Er schätzt Uli Altrichter nicht nur als Bandmitglied von Walk the Line, sondern auch als Gitarrenbauer. Ansonsten hat er Ulis Projekt zwar nicht aktiv, aber „emotional begleitet“, wie er mit einem freundschaftlichen Lächeln sagt.
„Die Idee zu dem allen kam nicht spontan“, sagt Uli Altrichter. Sie hat sich entwickelt. „Wir leben in einer Ellenbogengesellschaft. Es gibt Leute, die damit nicht zurechtkommen. Manche ziehen sich zurück, andere laufen Amok.“ Sein Gitarren-Projekt ist klar ein Aufruf an alle, Menschen offen und mit Wohlwollen zu begegnen, um ein positives Miteinander überhaupt zu ermöglichen.
Musiker, die Uli Altrichters Botschaft unterstützen möchten, können sich gerne an ihn wenden und die Bullets to Music als Leihgabe erhalten: E-Mail altrichter-me@web.de, Betreff „Bullets to music“. (PM)
Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.
Lokales: Westerburg & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Westerburg auf Facebook werden!