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Nachricht vom 17.08.2021    

Prozessschutz: Totes Holz spendet Leben

Ökosponsoring für den klimakranken Wald: Die IT-Firma codecentric AG mit Sitz in Solingen möchte besonders die ökologische Wiederbewaldung unterstützen und wird im Gemeindewald Heuzert fündig. Der Westerwald - vor allem der Wald - profitiert davon.

Die Lösung für natürliche Wiederaufforstung: Sponsoring (Foto: Röder-Moldenhauer / Quelle: VG Hachenburg)

Heuzert. Der Westerwald gehört seit den klimawandelbedingten Trockenjahren ab 2018 und der daraus resultierenden Borkenkäferkalamität zu den am stärksten geschädigten Waldgebieten der Bundesrepublik.

Totes Holz spendet Leben
Die toten Bäume stellen keine Gefahr mehr für gesunde Fichtenwälder dar, wenn die schädigenden Borkenkäfer ausgeflogen sind. Vielmehr hat totes Holz für den Wald, die Lebensgemeinschaft, das Mikroklima, die Wiederbewaldung und die Wasserbindung ökologisch hochwertige Bedeutung. Genau genommen müsste das Totholz eigentlich "Lebensholz" heißen.

Es braucht eine Finanzierung
Bisher fehlt die Finanzierung der Totholzerhaltung auf den Schadflächen. Die Idee des "temporären Prozessschutzes" ist neu und bisher einmalig. Der Wald wird dabei nicht dauerhaft aus der Nutzung genommen wie beim bekannten Prozessschutz.

Vielmehr wird unter bestimmten Bedingungen, die das Forstamt begutachtet (ausreichend Laubbaumverjüngung, keine Verkehrssicherungspflicht) in einer Phase von 15 bis 20 Jahren "temporärer Prozessschutz" betrieben. Der Wald wird in dieser sensiblen Phase sich selbst überlassen. Alles Totholz bleibt im Wald. Dort leistet es über viele Jahrzehnte (50 bis 70 Jahre) wertvolle Dienste für die Biodiversität und den Wasserhaushalt des Waldes. Moderholz wirkt wie ein kühlender Schwamm. Nach der Prozessschutzphase sind die Stämme dann gefallen oder abgebrochen und die Pflege des Gemeindewaldes zu einem Laubmischwald kann wieder aufgenommen werden.
Eine Win-Win-Win Situation für Wald, Gemeinde und Sponsoren.

Das Forstamt bot dem Sponsor codecentric AG auf Nachfrage nach einer hochwertigen ökologischen Maßnahme mit voller Überzeugung diese Idee an. Die Gemeinde Heuzert ist eine typische Gemeinde, die durch den Wegfall der Einnahmen aus Holzverkauf auch wirtschaftlich schwer getroffen ist.



Ortsbürgermeister Manfred Schneider ergänzte: „Die gesamte Ortsgemeinde Heuzert ist stolz, Pilotgemeinde für dieses ganz besondere Vorhaben zu sein und ich kann versichern, dass wir mit ganzen Kräften zum Gelingen des Projekts beitragen werden.“

Dem schloss sich auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg, Peter Klöckner, an: „Diese Form des Ökosponsorings ist ein Beweis dafür, dass mit viel Engagement innovative Konzepte verwirklicht werden können, mit denen den Folgen des Klimawandels begegnet werden kann und die hoffentlich ein gutes Beispiel für weitere wegweisende Projekte sein werden.“

Das Geschäftsfeld der codecentric AG hat erst einmal so gar nichts mit Wald zu tun. Es handelt sich um ein Unternehmen, das seit 16 Jahren individuelle Software-Entwicklungen und innovative Technologien in Deutschland umsetzt. Dabei geht es immer wieder auch um Nachhaltigkeit. Eine von Mitarbeitern des Unternehmens getriebene Klima-Initiative hat sich gebildet, welche die CO2-Bilanz der Firma Schritt für Schritt verbessert.
„Bei Nachhaltigkeit geht es uns nicht um Publicity, sondern darum einen echten Beitrag zu leisten“, so Unternehmensgründer und Vorstand Rainer Vehns. Das Konzept von Monika Runkel von Landesforsten habe überzeugt, und die codecentric AG freut sich, mit ihr zusammen den ersten Schritt zu machen.

Die 1,5 Hektar, die codecentric unter Prozessschutz gestellt hat, entsprechen etwa der Größe von zwei Fußballfeldern. Das ist nicht viel, vergleicht man es damit, dass Monika Runkel aktuell mit 2000 bis 3000 Hektar Kahlfläche durch Käferplage rechnet. „Es ist ein Anfang. Jetzt geht es darum, mehr Leute von dem Konzept zu überzeugen“, so Johann Wagner.

Auch die Mitarbeitenden von codecentric planen aktuell durch private Spenden ein weiteres Stück Wald zu pachten. (PM)


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