“Pflegekräfte sind halt so“: Spenden statt Sommerfest des Pflegedienstes Forum Pflege
Die Pflegekräfte des Pflegedienstes Forum Pflege GmbH spenden ihre Sommerfeste für die Opfer der Flutkatastrophe. So gingen 3.500 Euro an die Flutopfer im Ahrtal.
Montabaur. Unter der Schirmherrschaft und den wertschätzenden, dankenden Worten des Verbandsgemeindebürgermeisters, Dr. Richter-Hopprich, wurden 3.500 Euro von der Belegschaft des ambulanten Pflegedienstes Forum Pflege auf ihrem Sommerfest in Daubach, an die Flutopfer im Ahrtal gespendet.
Die Spende wurde an Ralf Effert aus Bad Neuenahr übergeben, der mit seiner Metzgerei und Partyservice - auf eigene Kosten - von Beginn an rund 200 Menschen täglich versorgt hat, und dies auch weiterhin tun wird. Zugleich möchte er auch die Spende direkt vor Ort weitergeben.
Ursprünglich hatte der Pflegedienst für seine Teams aus den Landkreisen Westerwald, Rhein-Lahn, Mayen-Koblenz und Eifel jeweils ein Budget von je 500 Euro für sieben regional, selbst organisierte Sommer-/ Grillfeste zur Verfügung gestellt. Nach langer Zeit und aufopfernden und noch anhaltenden Pflegeeinsätzen der ganzen Belegschaft während der Pandemie und des Lockdowns wollte Forum Pflege auf diesem Wege ihren Mitarbeitern für ihr unermüdliches Engagement Danke sagen.
„Nach mehr als 1,5 Jahren Corona und den einhergehenden Belastungen in der Pflege sowie der Verzicht auf viele übliche Lebensgewohnheiten war es längst an der Zeit, sich bei dem gesamten Kollegium zu bedanken. Auch allen anderen Bereichen, wie der Verwaltung, die im Homeoffice verweilten und all die vielen restriktiven Maßnahmen mit Geduld ertragen haben, gilt ein großer Dank ausgesprochen. Vielen Dank euch an dieser Stelle! Nur mit euch allen war das zu meistern“, so Geschäftsführer Tobias Houy. Es sollte eine Anerkennung und auch eine klare Botschaft sein. Die Mitarbeiter hatten die Ankündigung der Sommerfeste mit Begeisterung quittiert und brachten ihre Freude ungeschminkt zum Ausdruck. Sie planten fleißig und organisierten ihre Feste voller Vorfreude, um nach dem Lockdown endlich einmal wieder Normalität zu erleben und es mit Kollegen mal wieder ‚krachen‘ zu lassen“.
Jedoch kamen dann die Flutkatstrophen in der Eifel und in Nordrhein-Westfalen. Und plötzlich war alles anders. Ganz Deutschland verfolgte mit traurigen und sprachlosen Blicken das Ausmaß der Zerstörungen, welche an Kriegsgebiete erinnern. „Auch wir hatten Sorge um unsere Patienten, auch beatmungspflichtige Intensivpatienten, die von uns 24 Stunden täglich häuslich versorgt werden und nahe der Mosel und in der Eifel wohnen“, so der Geschäftsführer. Für eine Patientin an der Mosel kam das Hochwasser derart schnell, dass es für eine Evakuierung samt Beatmungsgerät und Intensivpflegebett zu spät war. In der Eifel war es ähnlich. Doch was machte nun die im Dienst befindliche Pflegekraft? Sie harrte mit der Patientin tagelang aus und wich nicht von Ihrer Seite. „Da bangst du tagelang um Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen und bist sprachlos über ein unvorstellbares Engagement deiner Kollegen, und dann kommt die nächste Überraschung: Die Teams, die sich ursprünglich auf ihre Grillfeste gefreut hatten, kontaktierten mich mit der Bitte, die Budgets für diese Sommerfeste an die Flutopfer zu spenden“, so Tobias Houy, der mit feuchten Augen sichtlich ergriffen ist. Die Mitarbeiter des Pflegedienstes wollten nicht feiern und grillen, während in der Nachbarschaft viele Menschen Ihr gesamtes Hab und Gut oder auch Ihr Leben verloren haben. Viele Mitarbeiter haben freiwillig vor Ort geholfen und wieder andere sind in diversen Hilfsdiensten tätig, wie dem Technischen Hilfswerk oder Deutschen Roten Kreuz. Diese wurden für Ihren Einsatz selbstverständlich vom Dienst freigestellt. Auch gab es Kollegen, die helfen wollten, dies jedoch nicht konnten, da Sie ihren Diensten nachkommen mussten. Nichtsdestotrotz halfen Sie trotzdem, indem Sie Überstunden und Urlaubstage für ihre helfenden Kollegen spendeten.
„Das übersteigt deine Vorstellungskraft von Solidarität. Da findest du keine Worte mehr. In Krisen zeigt sich erst Charakter. Ich bin sehr stolz auf alle!“, so der Chef des Pflegedienstes.
Und es war nicht das erste Mal, dass sich die Belegschaft des Pflegedienstes derart außergewöhnlich engagierte, erinnert sich Tobias Houy. Als in der ersten Corona-Welle Pflegeeinrichtungen, ja sogar Krankenhäuser keinen Mundschutz hatten, nähte die Belegschaft rund um die Uhr Masken, um umliegende Krankenhäuser und Altenheime zu versorgen. Auch nach einer persönlichen, familiären Tragödie des Chefs, als dieser einige Wochen lang ausgefallen war, wurde der Pflegedienst wie von Geisterhand getragen, vom Engagement der Mitarbeiter. Als sei dies das Normalste der Welt. „Wie willst du da Danke sagen, wie willst du das überhaupt gebührend würdigen?“, fragt sich Tobias Houy. Zumindest wollte er wenigstens ein kleines Zusammenkommen veranstalten, um diese Spende zu übergeben. Ebenso dankte er den ehrenamtlichen DJs Jan, Michael und Marc von der Organisation DJ für den guten Zweck, die kostenfrei auf dem Sommerfest für tolle Musik und Stimmung sorgten. (PM)
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