Deutsch-Französische Gesellschaft Montabaur und “Equipe EuroDeK“ waren in Tonnerre
Frankreich und Deutschland werden oft als die Herzkammer Europas bezeichnet. Die Partnerstädte Tonnerre und Montabaur möchten weiterhin dazu beitragen, dass dies so bleibt. So soll die Städtepatenschaft in Zukunft wieder intensiviert werden, nachdem coronabedingt gemeinsame Aktivitäten zurückgegangen waren.
Montabaur. Da die 50-jährige Gründungsfeier der „Jumelage“ 2020 der Pandemie zum Opfer fiel und die beiden Städte verbindenden Aktivitäten bereits davor zurückgegangen waren, fuhr jetzt eine Delegation der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) zu Montabaur und der Equipe EuroDeK nach Tonnerre, um die Kontakte zu beleben. Ein Vorhaben, das als gelungen bezeichnet werden kann.
In zahlreichen Begegnungen und Gesprächen mit Vertretern von Stadt, dem Partnerschaftskomitee und Vereinen wurden Möglichkeiten erörtert, wie die gesellschaftlichen Kontakte in Schule, Sport und Kultur verbessert werden können. Stadtbürgermeister Cedric Clech begrüßte die Gruppe aus dem Westerwald, zu der Bernhard Gressmann (Montabaur), Hardo Diel (Daubach) und Uli Schmidt (Horbach) gehörten.
Ein konkretes Projekt wurde bereits zwischen dem örtlichen Radsportverein AS Cyclo Tonnerre und der Equipe EuroDeK in der RSG Montabaur fest vereinbart: im Juni 2022 werden etwa 25 Radsportler aus beiden Vereinen in einer Etappenfahrt die beiden Partnerstädte miteinander verbinden. AS-Präsident Dominique Thevenet sagte sofort zu, mit 10 Radsportlern am Start zu sein. Stadtoberhaupt Clech war von dem Vorhaben so begeistert, dass er in Aussicht stellte, zum Startschuss der Partnerschaftstour nach Montabaur zu kommen und die deutsch-französischen Radler in Tonnerre angemessen zu empfangen.
Ein Höhepunkt des dreitägigen Besuches in Burgund war die Teilnahme an der jährlichen Feier zum Anlass der Befreiung der Stadt durch die Amerikaner im August 1944. In einem würdevollen Rahmen legten Danielle Ferrari als Vorsitzende des Comité Jumelage in Tonnerre und Bernhard Gressmann als Vorsitzender der DFG Montabaur einen Kranz nieder. Die Feier unter Beteiligung vieler Würdenträger des politischen, wirtschaftlichen, religiösen und gesellschaftlichen Lebens war geschmückt mit viel Folklore. So marschierten Traditionsvereine für die Resistance und die amerikanischen Befreier in Originalkleidung und Uniformen von damals auf.
Viel Gelegenheit zu Kontakten mit Franzosen bot sich außer in den Gastfamilien auch auf den „Journées Gourmandes & Artisanales“ – einer Mischung aus Volksfest und regionaler Wirtschaftsmesse im Herzen der Stadt. Dabei wurde deutlich, dass die heimische Wirtschaft leidet und es in der Region zu wenig Arbeitsplätze gibt. Eine Ausnahme ist da sicher das Weingut Gruhier im benachbarten Epineuil: nach einem Besuch mit Probe der schmackhaften Weine wussten die Gäste, warum dies so ist.
Dass die Wirtschafts- und Finanzkraft der beiden Partnerstädte nicht vergleichbar sind, zeigte sich bei einem Rundgang durch den schönen historischen Stadtkern: viele Häuser verfallen, da oft kein Eigentümer zu ermitteln ist oder einfach das Geld für notwendige Baumaßnahmen fehlt. Ein hoher Sanierungsbedarf zeigte sich auch an der altehrwürdigen Kirche St. Pierre, die über kunstvoll gestaltete, bunte Fenster verfügt und von der man einen tollen Blick auf die Stadt und das Umland hat. Derzeit wird Geld gesammelt für eine dringend nötige neue Orgel: von Gesamtkosten von bis zu 400.000 Euro sind durch Spenden erst gut 17.000 Euro zusammengekommen. Da könnte die eine oder andere Spendenaktion in Montabaur entscheidend helfen!
Bei einem abschließenden Essen aller Beteiligten wurde aber auch deutlich, dass auf französischer Seite vieles besser läuft als bei uns: so sind bereits 75 Prozent der Franzosen voll geimpft und die angestrebte Herdenimmunität rückt näher. „Das hat mit den im Vergleich deutlich größeren Nachteilen für Nicht-Geimpfte zu tun“, sagte ein Vertreter der Stadt. Als positiv gesehen wurde auch, dass in französischen Schulen Handys weitgehend verboten oder zumindest nicht gerne gesehen sind, da die Gefahren der ungeregelten Nutzung nach Ansicht der Franzosen bei Kindern die bescheidenen Vorteile bei Weitem überwiegen. (PM)
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