Multitalent aus Hellenhahn-Schellenberg meistert ein Schicksal
Edelbert Hölper: Frank-Zappa-Fan, Kultmusiker, Maler und Gitarrenbauer. Das Leben begeht bisweilen seltsame Wege. Man muss versuchen aus Schicksalsschlägen das Beste zu machen. Selbstbemitleidung hilft dabei nicht. Dass es anders geht, beweist Edelbert Hölper, der Zappa-Fan, Kultmusiker, Maler und Gitarrenbauer aus Hellenhahn-Schellenberg.
Hellenhahn-Schellenberg. Wer das Wohnhaus von Edelbert Hölper in Hellenhahn-Schellenberg betritt, wähnt sich gleich in einer Gemäldegalerie. Über abstrakte Malerei, Gegenständlichen, Portraits, Tierbilder und vor allem Frank Zappa in allen Variationen. Letzterer wird zu seinem Idol.
Man kommt aus dem Staunen nicht heraus, denn die Gemäldesammlung zieht sich über gleich drei Etagen und mündet in einem, Maleratelier, Tonstudio und kleinen Gitarrenmuseum. Die Eindrücke sind überwältigend.
Im Leben stehen nicht selten Unfälle oder Schicksalsschläge, die richtungweisend sind, oder zur Herausforderung werden. Nicht anders bei Edelbert Hölper. 10 Jahre ist Edelbert Hölper alt, als sein Vater Alfred, seine Schwester und er 1970 in einen schweren Autounfall verwickelt werden. Während der Zeit des wochenlangen Aufenthaltes im Krankenhaus bekommt er ein Radio mit einem gerade zigarettenschachtelgroßen Mini-TV. Eine Sensation im Jahr 1970.
Unter der Bettdecke, das war eine Bedingung, denn der Vater liegt mit im Krankenzimmer, guckt er den allsamstäglichen ‚Beat-Club‘. Dadurch lernt er auch Frank Zappa kennen und wird ein Fan davon.
Diese Zeit hat seinen Musikgeschmack geprägt. Er ist total begeistert von den ‚The Mothers of Invention‘, eine amerikanische Rockband, die von 1964 bis 1976 Bestand hatte. Sie spielten hauptsächlich Kompositionen von Frank Zappa, der die Band leitete und auch die veröffentlichten Platten produzierte. Diese schräge Musik begeistert ihn noch heute.
Life trifft er Zappa 1978 in Frankfurt und Wiesbaden. Eine schicksalhafte Begegnung, wie sich später zeigen wird. Den Schlagzeuger der frühen ‚Mothers of Invention Jimmy Carl Black‘ trifft Edelbert persönlich. Ebenso Napoleon Murphy Brock, wohl einer der besten Sänger und Saxophonisten, die Frank Zappa gehabt hatte.
Während seiner Bundeswehrzeit wird 1978 bei Edelbert Hölper Diabetes festgestellt. Die Krankheit führte dazu, dass er 2008 massive Probleme mit seinen Augen bekam. Eine Erblindung kann nur durch vielfaches Lasern und Lucentis-Injektionen beider Augen in einer langwierigen Behandlung verhindert werden. Es schließt sich eine Reha-Maßnahme an.
Während der Therapien soll auch nach Vorlagen gemalt werden. Das findet Edelbert eher langweilig und entwickelt erste abstrakte Malereien, die auf großes Interesse bei der Therapeutin stoßen. Es entsteht sein erstes Werk, das Edelbert ‚Don´t give up‘ benennt.
Aus dem anfangs sehr düsteren Werk wurde dann langsam ein positives farbenfrohes Bild. Es soll verdeutlichen, dass man sich immer wieder aus dem Loch ziehen muss, um Licht und Schönheit zu sehen. Die Malerei wird zum Hobby und zur Leidenschaft.
Seine Tochter Marie-Claire, eine gefragte Fotografin in Darmstadt, unterstützt Edelbert Hölper in seinem Vorhaben. Als Autodidakt entwickelt er beim Malen eine Spachteltechnik. Das Bild besteht aus mehreren Farbschichten, die immer wieder nach kurzer Antrockenzeit mit Spachtel, Schmirgelpapier und sonstigen Schab-Werkzeugen bearbeitet werden.
Zappa-Bilder ohne Ende
Ein großformatiges Zappa-Bild hängt als Blickfang im Treppenaufgang von Hölpers Wohnhauses. Es zeigt Frank Zappa in einer Phantasieuniform als General. Dazu Edelbert Hölper: „Vorlage war ein Foto aus dem Internet, das aus einer Serie von Sängern und Musikern bestand, die digital auf dem Computer bearbeitet wurden. Nur fehlte mir der passende Rahmen, oder wie Zappa so schön sagte, das wichtigste an der Kunst sei der Rahmen. Das Schicksal wollte, dass ich eines Morgens, als ich auf die Arbeit fuhr, einen alten Mann im strömenden Regen an der Straße sah, der diesen Rahmen auf den Sperrmüll werfen wollte. Anscheinend fiel es ihm schwer sich davon zu trennen. Ich dachte: jetzt oder nie. Eine größere Freude konnte ich ihm gar nicht machen. Es stellte sich heraus, dass er auch Maler war, doch durch eine Krankheit seiner Leidenschaft nicht mehr nachgehen konnte. Ich versprach ihm den Rahmen zu renovieren (er war ziemlich defekt) und ihn in Ehren zu halten. Mit Holz, Gips und Blattgold erstrahlte er wieder im neuen Glanz“.
Mehr als 300 Gemälde folgten, die weltweit - bis hin nach Australien - auf großes Interesse stießen. Zwei der Bilder hängen im Ärztehaus im Krankenhaus in Montabaur. Ein Dankeschön von Edelbert Hölper geht im Besonderen an die Diabetesstation mit Facharzt
Dr. Kann. Zur Erinnerung: Hölpe ist selbst Diabetiker.
Neben den Malereien fertigte der Musiker Edelbert Hölpe auch Gitarren an, alle natürlich bespielbar. Das handwerkliche Geschick hat er von seinem Vater, der eine Schreinerei betrieb. Die Musikinstrumente sind im Tonstudio im Dachgeschoss ausgestellt. Hier produziert Multitalent Edelbert Hölper auch Vertonungen für Videofilme. Sein handwerkliches Können beweist Edelbert Hölper auch an anderen bestaunenswerten Werkstücken aus Holz.
Willi Simon
Die Kultband ‚Blackbird‘
Ein Bericht von und über Edelbert Hölper ohne die ‚Black Birds‘ geht natürlich nicht.
Edelbert Hölper erzählt: „Meine ersten musikalischen Schritte machte ich in der Werkstatt meines Vaters. Sehr zum Leidwesen aller anwesenden Mitarbeiter. Ich stellte mir alles zusammen, worauf man hauen konnte, vom großen Leimeimer über Kitt-Dosen, bis zu diversen Lack, und Farbdosen.“
1973 wurde dann ‚Blackbird‘ gegründet. Die Ursprungsbesetzung waren Thomas Schmidt, Christof Schilling und eben Edelbert Hölper. In den Anfangszeiten, die Musiker waren allesamt noch minderjährig, mussten die Eltern noch die Auftritte begleiten, was dem Trio irgendwie peinlich war. Anlaufstation war die unvergessene Gaststätte Hickel in Hellenhahn. Die Jugendlichen strömten in Scharen, waren schier aus dem Häuschen und lagen dem Trio buchstäblich zu Füßen. Man spielte Musik von Cream, Rolling Stones, ZZ Top und mehr. In erster Linie wurde Bluesrock gespielt. Die Band machte sich einen Namen und war Kultband im Westerwald.
Edelbert Hölper erinnert sich: „Es gab später auch für uns richtig tolle Auftritte, wo wir mit damals großen und auch heute noch bekannten Bands, wie Grobschnitt und Hölderlin spielen durften“. Was als Trio begann, wurde in den 70igern und 80igern Jahren zu einer Band, die viele im Westerwald kannten und verpflichtete, eben eine Kultband. Mit dabei waren noch Armin Fiedler, der heute auch noch sehr aktiv ist ( Bigfoot ) und Kevin Moore, ein Amerikaner, der sich für 1000 Dollar sein komplettes Keyboard-Arsenal einfliegen ließ. Geprobt wurde im Keller der Familie Hölper, jeweils Donnerstagsabend, das bedeutete aber auch, dass Fernsehen für die Anwohner ‚Im Vogeleck‘ von 20 bis 22 Uhr nur mit Kopfhörer möglich war.
‚Blackbird‘ löste sich in den 80iger Jahren auf. Arbeitsstellen verlagerten sich, Kinder wurden geboren. 2005 gab es noch ein Réunion Konzert im Hasel-Wald in Schellenberg. ‚Black Bird‘ war danach Geschichte.
Erinnerungen aber bleiben, auch bei denen, die die Band damals begeisterte. Ein wenig schwelgen oder träumen darf man noch. (Willi Simon)
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