Corona wieder auf dem Vormarsch - Landesimpfzentrum hat Betrieb eingestellt
Am 29. September wurde im Landesimpfzentrum in Hachenburg die letzte Spritze vergeben. Jetzt werden die Koffer gepackt, das Impfzentrum hat geschlossen. Auch wenn am Tag bis zu 1.200 Personen geimpft wurden, reicht es noch nicht zu einer Herdenimmunität. Die Zahlen steigen - wenn auch langsam.
Westerwaldkreis. Am 29. September öffnete das Landesimpfzentrum Westerwaldkreis in Hachenburg das letzte Mal seine Türen. Dann heißt es „zurückbauen und Kisten packen“ – der Rückbau beginnt. Neun Monate war das Impfzentrum in Hachenburg geöffnet. In dieser Zeit erhielten rund 66.000 Menschen die Erstimpfung und 58.000 die Zweitimpfung in Hachenburg. Hinzu kommen noch insgesamt rund 15.000 Impfdosen, die im Impfzentrum vorbereitet und durch die Mobilen Teams verabreicht wurden.
Am Anfang war der Impfstoff knapp
„Corona hat uns alle vor nie gekannte Aufgaben gestellt. Aber der kurzfristige Auftrag zur Einrichtung eines Impfzentrums im Auftrag des Landes war da schon eine Mammutaufgabe, die erfolgreich bewältigt wurde“, zieht Landrat Achim Schwickert Bilanz. Innerhalb kürzester Zeit musste der Landkreis ein Gebäude ausfindig machen und zum Impfzentrum umbauen. Der vom Landrat mit der Impfkoordination im Westerwaldkreis beauftragte Burkhard Haubrich, Abteilungsleiter Schulen, Immobilen sowie Leiter der Stabstelle Brandschutz/Rettungsdienst, erklärt: „Pünktlich zu dem vom Land geforderten Termin am 15. Dezember des vergangenen Jahres hatten wir alle Aufgaben erledigt und Betriebsbereitschaft im ehemaligen Gebäude der Graf-Heinrich-Realschule in Hachenburg hergestellt. Aber die Türen blieben zunächst geschlossen.“ Es fehlte der Impfstoff. „Für die Mannschaft des Impfzentrums waren es drei frustrierende Wochen des Wartens, bis am 7. Januar die erste Spritze in Hachenburg aufgezogen werden konnte“, berichtet Landrat Schwickert.
In den ersten Monaten, in denen der Impfstoff knapp war, wurde jeder, der die begehrte Spritze bekam, von vielen Mitmenschen neidisch beäugt. „Insbesondere diese Zeit war sehr fordernd für das Team des Landesimpfzentrums. Priorisierungen mussten geprüft werden, leider nahmen es bei der Anmeldung nicht alle so genau mit der Wahrheit. So mussten auch sehr viele unangenehme Gespräche geführt und Impfwillige wegen fehlender Priorisierung abgewiesen werden“, berichtet der Westerwälder Impfkoordinator.
Die ersten mobilen Einsatzteams
Während die ersten Impfungen in Hachenburg anliefen, fuhren mobile Impfteams des DRK in die Westerwälder Altenheime und Pflegeeinrichtungen, um die besonders gefährdeten Menschen mit der schützenden Spritze zu versorgen. Jeden Monat wurde dann mehr Impfstoff versprochen, höhere Zuteilungen wurden angekündigt. „Es wurde extra weiteres Personal eingestellt, um das Impfzentrum unter Volllast in zwei Schichten betreiben zu können“, erklärt der Landrat. „Auch die Bundeswehr unterstützte mit bis zu zehn Soldaten“, wofür sich Schwickert sehr dankbar zeigt. Aber es gab immer wieder Rückschläge, zum Beispiel wenn geplante Lieferungen des begehrten Vakzins nicht eintrafen. „Die vergangenen Monate forderten maximale Flexibilität von den Bediensteten im Impfzentrum. Aber alle haben mitgezogen, sodass wir den Marathon gemeinsam bis ins Ziel laufen konnten“, zeigt sich der Impfkoordinator Burkhard Haubrich stolz auf sein Team. In Spitzenzeiten wurden bis zu 1.200 Impfungen pro Tag in Hachenburg verabreicht.
Volle Auslastung bis zur Schließung
Als auch die Hausärzte mit den Impfungen begannen und mehr Impfstoff zur Verfügung stand, sollte sich das Blatt wenden. „Auf einmal erschienen die Menschen ohne Abmeldung nicht mehr zu ihren Terminen“, blickt Haubrich zurück. Impftermine drohten zu verfallen. Dies wollte man im Impfzentrum aber nicht so ohne weiteres akzeptieren. Die engagierten Mitarbeiter telefonierten die Wartelisten so lange ab, bis die Termine wieder gefüllt waren.
Als die Priorisierungen aufgehoben wurden, haben sich bis zum Schluss noch Westerwälder beim freien Impfen in Hachenburg den Schutz gegen das Virus verabreichen lassen. Nachdem die große Welle jetzt abgearbeitet ist, schließt das Land die Impfzentren.
Impfungen kann man natürlich künftig auch noch bei den Ärzten im Kreis erhalten, auch der vom Land inzwischen installierte Impfbus soll weiter seine Touren drehen. Für Impflinge, die im September ihre Erstimpfung im Landesimpfzentrum erhalten haben, bietet das Gesundheitsamt am 23. Oktober eine Möglichkeit für die Zweitimpfung.
Im Westerwald gilt weiterhin Warnstufe 1
In drei Kreisen in Rheinland-Pfalz liegt die Inzidienz noch immer oder wieder bei mehr als 100. Im Westerwaldkreis wurde die 50 bislang nicht mehr überschritten. Neben den bisher geltenden Inzidenzzahlen werden seit Inkrafttreten der 26. Corona-Bekämpfungsverordnung ebenso die statistischen Werte der Behandlungen in einem Krankenhaus, sowie die Auslastung der verfügbaren Intensivbetten berücksichtigt. Erst wenn zwei von drei festgelegten Grenzwerten überschritten werden, steigt die Warnstufe. Im Westerwald gilt seither die niedrigste Warnstufe 1.
Kein einziger Wert erreicht die Bedingung für eine höhere Stufe. Mit einer Inzidenz von 47,3, einer Hospitalisierungsrate von 1,0 und einer Intensivbetten-Auslastung von 4,22 steht der Westerwaldkreis aktuell im Landesvergleich gut dar. Die Landesinzidenz, den das Landesuntersuchungsamt (LUA) in Koblenz ermittelt hat, liegt mit 54,5 leicht über den Werten im Westerwald, allerdings lag die Inzidienz am 28. September im Westerwald nur bei 35,5. Entwarnung kann deshalb nicht gegeben werden. Die Intensivbettenauslastung liegt mit nur 4,03 sogar unter dem Westerwälder Wert.
Mehr als 57 Prozent der Westerwälder genießen vollen Impfschutz
Die laufende Welle ist also noch nicht überstanden, auch wenn die aktuellen Zahlen hoffen lassen. Einschließlich Impfzentrum, Hausärzten und mobilen Teams sind gegenwärtig 124.137 Menschen aus dem Westerwaldkreis erstgeimpft und 115.920 Menschen zweitgeimpft. Mit einer Karenz von 14 Tagen nach der Zweitimpfung genießen damit rund 57,2 Prozent der Westerwälder vollen Impfschutz.
Aktive Fälle nach Verbandsgemeinden:
Bad Marienberg 19(+9)
Hachenburg 13 (-1)
Höhr-Grenzhausen 29 (+9)
Montabaur 28 (-26)
Ransbach-Baumbach 19 (+6)
Rennerod 17 (+4)
Selters 9 (-2)
Wallmerod 12 (-2)
Westerburg 35 (+11)
Wirges 29 (-3)
Westerwaldkreis 223(+18)
Die Vergleichswerte in Klammern gelten seit dem 24. September, zeigen also die Veränderungen innerhalb einer Woche an. Insgesamt steigen die Zahlen sehr langsam, so dass die 7-Tages-Inzidienz nicht an den Wert von 50 heranreicht. Dennoch ist die abflauende Kurve, die im September bereits hoffen ließ, wieder im Aufwärtstrend. Noch immer kann sich der Virus im Supermarkt, an der Tankstelle oder überall dort, wo Menschen aufeinandertreffen, verbreiten. Denn noch immer stecken sich Menschen an und verbreiten Covid-19 ohne es selbst zu merken.
Verstorben ist in der vergangenen Woche zum Glück niemand an oder mit Covid-19. Jedoch gilt es ganz besonders, Risikogruppen zu schützen.
Schwickert und Haubrich hoffen nur, dass die nun zu packenden Kisten im geschlossenen Impfzentrum nie mehr für diese Zwecke hervorgeholt werden müssen.
Quellen: Westerwaldkreis, Landesuntersuchungsamt, Landesimpfzentrum, Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz.
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