20. DRK-Landesversammlung: Rainer Kaul als Landespräsident wiedergewählt
Rund 600 Delegierte aus ganz Rheinland-Pfalz waren am Samstag (30. Oktober) zur 20. Landesversammlung des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz eingeladen, um das zukünftige Präsidium zu wählen. Der ehemalige Neuwieder Landrat Rainer Kaul wurde dabei in seine vierte Amtszeit als Landespräsident wiedergewählt.
Mainz/Wittlich. Diese Landesversammlung war eine besondere, musste sie aufgrund der Corona-Pandemie zweimal verschoben werden und fand nun coronabedingt in hybrider Form statt. In Wittlich trafen sich rund 100 Mitglieder, Delegierte und Ehrengäste, weitere 500 konnten sich digital zu schalten.
Der rheinland-pfälzische Rotkreuz-Präsident Rainer Kaul lobte in seiner Begrüßungsrede das Engagement der ehrenamtlichen und hauptberuflichen Rotkreuzler als vorbildlich. Nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie stünden sie zuverlässig und unermüdlich an der Seite der rheinland-pfälzischen Bevölkerung, Tag und Nacht. „So hat das Rote Kreuz 2015 keinen Moment gezögert, als die rheinland-pfälzische Landesregierung in der Flüchtlingsbetreuung um Unterstützung bat. Wir handelten sofort und unverzüglich gemäß unserem Grundsatz der Neutralität und allein nach dem Maß der Not. Innerhalb kürzester Zeit betreuten rund 1.000 DRK-Helfende in 17 Erstaufnahmeeinrichtungen über 10.000 geflüchtete Menschen“, so Kaul.
Corona als Herausforderung
Dann kam Corona. Es begann damit, dass sich Anfang Februar 2020 rund 22 freiwillige Rotkreuzhelfer gemeinsam mit 122 Rückkehrern aus dem chinesischen Wuhan in der Südpfalzkaserne in Germesheim in Quarantäne begaben. Von Beginn an war das Rote Kreuz fester Partner bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, ob in beim Betrieb von Fieberambulanzen, Corona-Schnelltestzentren sowie bei Testungen in Pflegeheimen, Kindertagesstätten und Schulen mit rund 2.700 Helfenden.
"Genauso sind wir seit Dezember 2020 fester Partner in der Impfstrategie mit unseren Mobilen DRK-Impfteams. Bis heute wurden auf diesem Wege mehr als 440.000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft.“ berichtet Rainer Kaul weiter.
Hilfe für das Ahrtal
"Und auch als die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal und Raum Trier uns alle erschütterte, waren es die Rotkreuzhelfer, die keinen Moment zögerten, um in den schwersten Stunden den Menschen vor Ort nahe zu sein", betonte Kaul. So waren bei der Bewältigung, Betreuung und Nachsorge der Hochwasserkatastrophe rund 3.500 Rotkreuzhelfer aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter 1.000 aus Rheinland-Pfalz, im Einsatz. Bis heute hat das Rote Kreuz bis zu einer Million Mahlzeiten an die betroffenen Menschen im Ahrtal verteilt.
Auch finanziell wird geholfen. Zunächst wurden durch das Soforthilfeprogramm I „Kita- und Schulstarter“ bei 2.000 Anträgen über 850.000 Euro an die Betroffenen in allen rheinland-pfälzischen Hochwassergebieten ausgezahlt. „Anschließend haben wir das DRK-Finanzhilfen II-Programm aufgelegt, das nach wie vor rege nachgefragt wird. Bislang wurden rund 1.400 Anträge gestellt und Zuschüsse von jeweils bis zu 1.500 Euro, in Härtefällen sogar bis zu 5.000 Euro ausgezahlt – insgesamt bisher rund eine Million Euro“, sagt Rotkreuzpräsident Kaul.
Aber nicht nur das: Das rheinland-pfälzische Rote Kreuz ist seit vielen Jahren starker und verlässlicher Akteur im Sozialwesen – ob in Alten- und Pflegeeinrichtungen, Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, seinen beiden Berufsbildungswerken oder niedrigschwelligen sozialen Angeboten vor Ort. „Wir stehen fest an der Seite aller, die unsere Hilfe brauchen, weil es für uns selbstverständlich ist“, so Kaul abschließend.
Zu den Ehrengästen der öffentlichen Veranstaltung gehörten unter anderem Roger Lewentz, rheinland-pfälzischer Innenminister, Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes sowie Gregor Eibes, Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich. „Das Deutsche Rote Kreuz ist gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen ein wichtiger Partner der Landesregierung, der aus unserer Versorgungslandschaft nicht wegzudenken ist“, sagt Innenminister Roger Lewentz. „Das gilt für den Krankenhausbereich wie für das Rettungswesen gleichermaßen. Wie belastbar die Partnerschaft ist, hat sich nicht zuletzt bei den großen Krisen gezeigt. Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie stellte das DRK in Rheinland-Pfalz zu Spitzenzeiten bis zu 20 Mobile Impfteams gleichzeitig. Diese waren eine zentrale Säule der Impfkampagne. Und auch bei der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal und anderswo war auf die Rettungskräfte des DRK Verlass. In Grafschaft wurde ein großes Versorgungszentrum eingerichtet, wo bis zur Erschöpfung Betroffene und Helfer versorgt wurden. Zudem gaben die Kräfte des DRK tausende Mahlzeiten täglich aus und packten in vielen weiteren Bereichen uneigennützig mit an. Für seine Leistungen gebührt dem DRK die große Dankbarkeit der gesamten Gesellschaft“, so Lewentz.
DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt unterstrich: „Das Ausmaß der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und die hohe Zahl von Todesopfern sind erschütternd. Es wird Jahre dauern, bis Häuser wieder aufgebaut sind und die öffentliche Infrastruktur wieder völlig intakt ist. Ohne den großartigen Einsatz der vielen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer – allein vom DRK waren zeitweise bis zu 3.500 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet vor Ort im Einsatz – wäre bei vielen Betroffenen in den ersten Tagen und Wochen gar keine Hilfe angekommen. Die Flutkatastrophe hat deutlich gezeigt, dass wir in Deutschland eine bessere Vorbereitung auf Katastrophen der unterschiedlichsten Art brauchen. Deshalb muss zum Beispiel die Zivilschutzreserve des Bundes rasch ausgebaut werden. So schnell wie möglich muss das Konzept von zehn Logistikzentren bundesweit zur Betreuung von insgesamt 50.000 Menschen in Krisenfällen umgesetzt werden.“
Der rheinland-pfälzische Landtagspräsident Hendrik Hering übermittelte seine Worte in einer Videobotschaft: „Die Corona-Pandemie hat die Arbeit des DRK überschattet, zugleich aber auch gezeigt welchen extremen Belastungen die Mitarbeitenden im Rettungsdienst, den Krankenhäusern und Einrichtungen ausgesetzt sind. Die öffentliche Wahrnehmung für die Leistungen im Gesundheitswesen ist mittlerweile zurückgegangen. Deshalb danke ich heute umso mehr für ihren Einsatz. Danke auch an die ehren-und hauptamtlichen Mitarbeitenden, die in unterschiedlichsten Bereichen in der Bewältigung der Corona-Pandemie und jüngst auch in der Fluthilfe im Ahrtal im Einsatz sind und wunderbar ineinandergreifen. Hinter uns liegt eine lange Zeit, die wir uns so nicht gewünscht haben, geprägt von einem großen Maß an Hilfe und Solidarität. Das Rote Kreuz steht seit 1863 dafür ein und kann sich des Dankes und der Unterstützung des rheinland-pfälzischen Landtages stets sicher sein.“
„In den Organisationen des DRK sind ganz viele Menschen unterwegs, um uneigennützig und vielfach auch ehrenamtlich rund um die Uhr anderen Menschen in Notlagen und besonderen Lebenslagen zur Seite zu stehen. Ohne die gesamte Bandbreite der Dienstleistungen nennen zu können, möchte ich aus Sicht des Landkreises nochmals ganz besonders die Unterstützung im Rahmen der Flüchtlingskrise, der Corona-Pandemie und ganz aktuell der Nothilfe für die Flutopfer hervorheben. Hierfür kann man nur danke sagen“, sagte der Berkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes.
Angebote des DRK werden geschätzt
Im Anschluss an den öffentlichen Teil legten Anke Marzi, Vorstandsvorsitzende des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz und Vorstand Manuel Gonzalez ihren Tätigkeitsbericht ab. Gemeinsam schauten sie auf die Hauptaufgabenfelder Altenhilfe, Kinder- und Jugendhilfe sowie Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz. „Eine große Herausforderung unserer Gesellschaft ist der demografische Wandel, der sich auch in unseren Angeboten widerspiegelt“, sagte Anke Marzi. Sie blickte dabei auf die stationären und ambulanten Angebote des Landesverbandes und der Kreisverbände: "Derzeit schätzen über 35.000 Kunden den HausnotrufService, rund 4.800 Menschen nutzen das Angebot der landesweit 23 ambulanten PflegeServices. Zudem bieten wir 640 Plätze im ServiceWohnen sowie über 1.500 in unseren 23 Alten- und Pflegeeinrichtungen/Seniorenzentren, sowie Betreuungsmöglichkeiten in neun Tagespflegen."
Zugleich berichtete Marzi von den schweren Entscheidungen, die vor allem in den Pflegeeinrichtungen, wie die eingeschränkten Besuchsmöglichkeiten, in Folge der Corona-Pandemie getroffen werden mussten, und wies auf den Fachkräftemangel hin, mit dem auch das Rote Kreuz umgehen muss.
Ausbildung und Qualifizierung
DRK-Vorstand Manuel Gonzalez betonte die wesentliche Rolle der Ausbildung und Qualifizierung im Rettungsdienst und der Nationalen Hilfsgesellschaft. „Die Pandemiezeit und die Flutkatastrophe haben uns gezeigt, wie wirkungsvoll es ist, hoch professionell und eng verzahnt mit ehren- und auf hauptamtlichen Personal Krisen zum Wohl der Bevölkerung zu meistern. Auf unsere Stärke als DRK, ob personell, materiell oder konzeptionell war und ist Verlass“, so Gonzalez.
Um dies auch künftig sicherzustellen wurden rund 5.300 Teilnehmende in knapp 300 Lehrgängen am DRK-Bildungsinstitut qualifiziert. Auch befinden sich an der DRK-Berufsfachschule für Rettungsdienst 320 angehende Notfallsanitäter in Ausbildung. Im Jahr 2020 blickt der Rettungsdienst auf 570.000 Einsätze zurück.
„Und nicht nur im Rettungsdienst, auch in der Flüchtlingskrise, der Corona-Pandemie und der Flutkatastrophe – mit mehr als 9.500 Aktiven in den Bereitschaften, den Rettungshundestaffeln, der Bergwacht, 1.300 in der Wasserwacht und 4.500 jungen Menschen im Jugendrotkreuz – sind wir als Rotes Kreuz immer da.“
„Nicht zuletzt verstehen wir uns als rheinland-pfälzisches Rotes als Anwalt für Kinder und junge Menschen“, sagte Vorstandsvorsitzende Anke Marzi. Mit acht Kindertagesstätten, zwei Jugendpflegen sowie Häusern für Jugend- und Familienhilfe sowie Wohngruppen für psychisch erkrankte junge Mütter/Väter mit ihren Kindern ist der Verband mit 350 Mitarbeitenden breit aufgestellt. Zudem engagieren sich jährlich rund 800 junge Menschen im Rahmen eines Freiwilligendienstes in über 900 Einsatzstellen und 60 Tätigkeitsfeldern. Hinzu kommen rund 1.100 Ehrenamtliche in der Gemeinschaft Wohlfahrt- und Sozialarbeit und die vielen ungebundenen Helfer*innen, die verstärkt in der Pandemie über das „Team RLP“ in vielen Einrichtungen vor Ort uneigennützig im Einsatz waren.
„Unser Dank geht vor allem an die über 17.000 ehrenamtlichen und 12.000 hauptberuflichen Mitarbeitenden in den DRK-Kreisverbänden und im Landesverband, sowie an unsere 18.000 Fördermitglieder, 156.000 Blutspender und vielen Förderer, die uns als Rotes Kreuz vielfältig unterstützen“, betonten Anke Marzi und Manuel Gonzalez.
Folgende Mitglieder wurden für ihr langjähriges Engagement mit dem Ehrenzeichen des DRK-Bundesverbandes ausgezeichnet:
Leo Biewer
Vorsitzender des DRK-Bezirksverbandes Koblenz und Präsident des DRK-Kreisverbandes Koblenz
Sanitätsrat Dr. Rafael Hoffmann
bisher Landesarzt des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Rainer Hoffmann
bisher Landesbereitschaftsleiter des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Michael Hörhammer
bisher Landesbereitschaftsarzt des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Wolfgang Reiland
Vizepräsident des DRK-Bezirksverbandes Trier und Präsident des DRK-Kreisverbandes Trier-Saarburg
Ralf Wahn
Landesleiter Wasserwacht des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Die Verdienstmedaille des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz erhielten:
Dr. Bernhard Matheis
bisher Vizepräsident des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Sandra Raabe-Robe
Landesbereitschaftsleiterin des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Michael Schmidt
Landesschatzmeister des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz
Sieglinde Schmidt
bisher Vizepräsidentin des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz (PM)