Das Publikum kugelte sich vor Lachen: Kritzelei und Gitarre in der Alten Schmiede
Zum Weinen witzig: Martin Steinmann und Micha Marx erzählten in der Alten Schmiede im Stöffelparl in Enspel vom Leben. Während Steinmann zur Gitarre griff, erzeugte Marx nur mit Hilfe von ein paar Strichen wahre Lachkrämpfe beim Publikum.
Enspel. Es wurden reichlich Tränen gelacht an diesem Abend in der Alten Schmiede des Stöffel-Parks. Gut 50 Besucher waren gekommen – obwohl kaum jemand ahnte, worauf er oder sie sich da nur eingelassen hatte. Diese Neugierigen wurden reichlich belohnt mit dem Liedermacher Martin Steinmann und dem Kritzel-Comedian Micha Marx. Den dritten im Bunde, Andre Schmidt, hatten sie offensichtlich auf der Strecke zwischen Wehbach (AK), wo sie kürzlich auftraten, und Enspel verloren. Oder er hat den Termin wirklich nur vergessen. Aber das tat dem durchweg unterhaltsamen und humorvollen Abend keinen Abbruch – ganz im Gegenteil, hatte man doch so mehr von den beiden.
Steinmann greift zur Gitarre, die er sehr gut spielt, um im lockeren Tonfall selbst gedichtete Lieder zu singen. Was andere Comedians nur erzählen würden, das präsentiert er auf musikalische Art. Unzählige Ideen werden von ihm auf scheinbar mühelose Weise sehr witzig verpackt. Und oft genug lädt er seine Zuhörer ein, mit ihm über sich selbst zu lachen.
Der vielgefürchtete Besserwisserton mancher Kabarettisten – und man bedenke: Steinmann ist auch Lehrer – kommt nicht auf. Er hat halt pädagogisch etwas drauf. Denn vielmehr möchte man des Öfteren so sein wie er, der seine Superheldenkräfte als „Bettenmachman“ besingt und alle auffordert, auch für den Partner ein Held zu werden. Zufälligerweise gibt es nachher von Marx noch eine passende Spannbettlaken-Yogaübung dazu.
Martin Steinmann sinniert darüber, wohin er sich im Alter auf keinen Fall entwickeln möchte, was ein No-Go sein sollte. Modische Probleme, wie weiße Socken zur Sandale oder andere diskutierbare Vorlieben, scheinen ihm zu unwichtig. Er kommt zum Schluss: „Alles egal, Hauptsache kein Nazi“. Ansonsten heißt sein Prinzip „Leben und leben lassen“. Egal, ob er davon erzählt, dass er in der Corona-Zeit drei Jogginghosen durchgesessen hat, ihn sein Haus in allen Räumen anschreit: „Räum mich auf“, er von seinem Onkel Gustav singt, seine Authentizität morgens um sechs Uhr zehn beschreibt oder Sportfischer aus der Sicht der Fische betrachtet: Seine urkomischen Lieder, die dynamisch präsentiert werden, reißen mit und reizen zu Lachtränen.
Zwischendurch erobert Micha Marx, ausgezeichnet mit diversen Kleinkunstpreisen, mit seinen Zeichnungen die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Auf der großen Leinwand kommt seine Kritzel-Comedy bestens zur Geltung. Entspannt und sympathisch erzählt er von seiner Kindheit. Sein Alter Ego ist ein Strichmännchen (etwas mitleiderregend, etwas gruselig und doch herzerweichend) mit Talent für Nacktschneckenwiederbelebungsversuche. Seine schwäbische Identität mit Öko-Waldorfschulen-Hintergrund ist immer wieder Thema. Micha Marx‘ freundlicher Humor und sein Einfallsreichtum ziehen die Zuschauer in den Bann. Jedes Bild samt der Erklärung dazu – und es sind viele, die er zeigt – wird mit glucksendem Lachen honoriert. Wie gut er ankommt, ist auch anschließend zu sehen: Viele Exemplare seines Buches „Lauchangriff“ werden gekauft und von ihm noch mit einer ganz persönlichen Zeichnung versehen. Aufgeräumt und aufgeladen mit positiver Energie konnte das Publikum zufrieden nach Hause zurückkehren. (PM)
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