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Nachricht vom 08.11.2021    

Corona-Inzidenz im Westerwald überschreitet deutlich die 100-er Marke

Es war aufgrund der rasant steigenden Zahlen abzusehen, jetzt ist es soweit: Mit einer 7-Tage-Inzidenz von 114 und derzeit rund 400 aktiven Fällen hat die neue Coronawelle den Westerwald jetzt voll im Griff. 5,44 Prozent der Intensivbetten sind mit Covid-19 Patienten belegt. Bei sechs Prozent droht eine höhere Warnstufe.

Symbolfoto

Westerwaldkreis. Erneut ist in der Verbandsgemeinde Bad Marienberg ein 88-Jähriger an den Folgen von Covid-19 verstorben. Mit der 27. Landesverordnung zur Coronabekämpfung fallen die Beschränkungen bei Außenveranstaltungen komplett weg. Auf den Weihnachtsmärkten sind die Veranstalter nach aktuellem Stand nicht mehr gezwungen, eine Maskenpflicht aufzuerlegen. Was Hoffnung machen sollte, schürt bei Einigen wiederum die Ängste, denn die aktuelle Welle hat ihren Gipfel noch nicht erreicht. Auch beim Einkaufen gilt nicht mehr, dass sich nur eine Person auf fünf Quadratmetern im Geschäft aufhalten darf. Wenn die Westerwälder diese rückgewonnene Freiheit nutzen, tut dies gerade im Weihnachtsgeschäft dem Handel vor Ort sicherlich gut. Allerdings hängen die steigenden Zahlen wie ein Damoklesschwert am seidenen Faden. Inwieweit sich das auf die Infektionszahlen auswirkt, kann derzeit niemand beantworten.

Zudem droht eine höhere Warnstufe, wenn zwei von drei Messindikatoren einen bestimmten Grenzwert für drei aufeinanderfolgende Tage überschreiten. Die 7-Tage-Inzidenz ist bereits über diesem Grenzwert und auch der Anteil an Intensivbetten ist mit 5,44 Prozent auf direktem Wege dahin. Der Grenzwert liegt nämlich bei sechs Prozent. Die Hospitalisierungsinzidenz liegt bei 3,4.

Booster-Impfung und deren Auswirkung
Um den Schutz der Bevölkerung zu erhöhen, setzt die Regierung verstärkt auf sogenannte Booster-Impfungen, also einer dritten Schutzimpfung sechs Monate nach Verabreichen der Zweitimpfung. Mit Stand 7. November wurden laut Kasssenärztlicher Vereinigung 5439 Menschen mit dieser Auffrischdosis geimpft. Das sind knapp 2,7 Prozent aller Geimpften.
Studien in Israel haben gezeigt, dass die Schutzwirkung mit einem Booster um das mehrfache steigt. Hierbei wurden die schweren Verläufe von Covid-19, wenn sie trotz Impfung auftreten, von knapp 730.000 Zweifach-Geimpften mit knapp 730.000 Dreifach-Geimpften verglichen. 231 Menschen ohne Booster mussten davon trotzdem mit einer Infektion ins Krankenhaus, mit Booster waren es nur 29. In beiden Fällen, also auch nach "nur" zwei Impfungen, blieben natürlich die Allermeisten mit mehr als 700.000 Geimpften unbehelligt.
Es wurde ja von vorneherein deutlich gemacht, dass keiner der existierenden Impfstoffe zu 100 Prozent wirkt.



Dennoch ist es erschreckend, dass unlängst ein großer Ausbruch der Seuche in einem Seniorenheim in Neustadt bei Rennerod meist nur Geimpfte getroffen hat. Mehr als die Hälfte der Heimbewohner und Pflegekräfte sind betroffen. Die Verläufe zeigen sich eher mild. Ob drei Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 stehen, kann derzeit noch nicht genu beantwortet werden.

Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Booster-Impfung auf jeden Fall für Menschen ab 70. Hingegen werden in der Politik mehr Stimmen lauter, die eine Booster-Impfung für alle Geimpften wollen. Hier allerdings gibt es Diskussionsbedarf. Die besagte Studie aus Israel hat nämlich für Menschen, die jünger als 40 Jahre alt sind, keinen effektiven Nutzen der Booster-Impfung nachweisen können. Ebenso kritisieren Fachleute, dass in mehr als 50 Ländern der Erde noch gar kein Impfstoff zur Verfügung stehe. Wenn also bei uns weitere Impfreserven als Booster verabreicht werden, fehlen diese Dosen an anderer Stelle auf der Welt, hauptsächlich in Afrika.
Egozentriker würden jetzt sagen, das sei weit weg. Aber dem ist nicht so: In den betroffenen Ländern nämlich steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen Virusvariante - Und diese wird früher oder später auch wieder bei uns auftreten. Die Menge des zur Verfügung stehenden Impfstoffes muss also auch mit globalem Blick verteilt werden.
Quellen: Landesuntersuchungsamt, Landesregierung, Kreisverwaltung, Kassenärztliche Vereinigung, Redaktion



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