Massaker an Brieftauben in Schenkelberg - 500 Euro Belohnung ausgesetzt
Von Wolfgang Rabsch
Entsetzen macht sich breit, nachdem weitere Tatsachen zu dem Geschehen in Schenkelberg bekannt wurden. Neben einem materiellen Schaden entstand vor allem anderen ein emotionaler Schaden, der sowohl die Familie als auch die überlebenden Tauben lange verfolgen wird.
Schenkelberg. Die Polizei in Montabaur hat unlängst eine Pressemitteilung veröffentlicht, deren Überschrift wie folgt lautet: „Einbruch, Sachbeschädigung, Tierquälerei und Tötung von Brieftauben in Schenkelberg“. So klingt die Zusammenfassung, jedoch das Tatgeschehen kann einem nur die Zornesröte ins Gesicht treiben, da mit einer unvorstellbaren Brutalität ein richtiges Gemetzel in dem Taubenschlag stattgefunden hat.
Was ist passiert?
In einem etwas außerhalb von Schenkelberg liegenden Schrebergarten betreibt ein Mann, der nicht in Schenkelberg wohnhaft ist, eine Aufzucht von Brieftauben. Er hat eine Anreise von rund 40 Kilometern, fährt darum nicht jeden Tag nach Schenkelberg. Zuletzt war er am 31. Oktober gegen 16.30 Uhr vor Ort gewesen, um seine Tauben zu versorgen. Als er am 1. November gegen 13 Uhr sein Grundstück betrat, fand er ein wahres Schlachtfeld vor: Die Eingangstür zu dem Gartengrundstück war aufgebrochen, ebenso einige Gitter zu den Taubenschlägen, in denen die Tauben sich aufhielten und brüteten.
In den Taubenschlägen lagen viele verstümmelte Kadaver von Brieftauben, denen entweder der Kopf umgedreht wurde oder die mittels Gartenschere und Messer getötet wurden. Zudem wurden Hammer und Axt als Waffen eingesetzt, mit denen einige Tauben erschlagen wurden. Damit hatten der oder die Täter noch nicht genug. Sie verwüsteten auch noch Teile des Gartenhäuschens und der Außenanlagen. So fand der Taubenzüchter das Anwesen vor, als er vollkommen ahnungslos den Schrebergarten betrat. Dieser Moment ist wohl selbst dem ärgsten Feind nicht zu wünschen. Natürlich erfolgte eine Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Polizeiinspektion (PI) in Montabaur, die Ermittlungen laufen.
Bei den Vorkommnissen kann von einer geplanten Tat ausgegangen werden, da nahezu sämtliche verwendeten Werkzeuge wie Messer oder Scheren nicht zum Inventar des Schrebergartens gehören. Auch eine gewisse Ortskenntnis muss vorhanden gewesen sein, um den Taubenschlag überhaupt zu kennen und zu finden. Vielleicht macht gerade der offensichtliche Vorsatz die Tat noch schrecklicher als sie ohnehin schon ist.
Große Betroffenheit in der Familie des Taubenzüchters
Eine Tochter des Züchters wandte sich an den WW-Kurier, um einen Zeugenaufruf zu veröffentlichen und Belohnung anzukündigen. Zu diesem Zweck kam es vor Ort zu einem Gespräch mit der Tochter, die eindrucksvoll schilderte, welche physischen und psychischen Folgen das Geschehen auf die gesamte Familie – ganz speziell für ihren Vater – zur Folge hat. Sie erzählte, dass ihr Vater aktuell im Krankenhaus liege. Eine Operation, aber auch der Schmerz über das, was in Schenkelberg passiert ist, belasten ihn erheblich. Die Tochter: „Unser Papa ist seit über 50 Jahren Taubenzüchter. So etwas hat er noch nicht erlebt. Jetzt haben wir die gequälten, aber noch überlebenden Tauben wegtransportiert und in Sicherheit gebracht. Für meinen Vater ist das wie ein Trauma, was er bei seiner Ankunft gesehen und erlebt hat.“
Stellenanzeige
Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste (m/w/d) Rathaus Siegen |
„Für uns alle stellt sich natürlich die Frage nach dem Warum? War ein Soziopath am Werk, oder mehrere, die abnormale Fantasien ausleben?“, ergänzt die Tochter. Es müsse wohl jemand mit Ortskenntnis gewesen sein, da das Grundstück außerhalb des Ortsbereichs liege und von der Straße aus nicht einzusehen sei. Ein weiteres Indiz dafür, dass der Täter möglicherweise aus Schenkelberg kommen könnte, sei die Tatsache, dass die Familie zwei Plakate mit einem Zeugenaufruf in Schenkelberg angebracht habe, jedoch nach einer Stunde sei bereits das erste Plakat abgerissen worden.
Belohnung von 500 Euro für Hinweise, die zum Täter führen
Die sichtlich erschütterte Tochter fragt sich: „Wird der Täter nochmals zuschlagen? Hasst er Tiere, die ihm nichts getan haben?“ Es bleibt die Frage, wer zwischen dem 31. Oktober, 16.30 Uhr und dem 1. November, 13 Uhr (Halloween-Nacht) Beobachtungen gemacht hat, die zum Täter führen. Das Grundstück liegt zwischen der Straße „Im Boden“ und dem asphaltierten Feldweg, der nach Hartenfels führt, etwa 60 Meter unterhalb der Bebauung. Um diese Fragen zu beantworten, will die Familie alles tun, um den oder die Täter einer gerechten Strafe zuzuführen. Nach Rücksprache mit der PI Montabaur haben sie eine Belohnung von 500 Euro ausgelobt für sachdienliche Hinweise, die zur Überführung der Täter führen. Solch ein Verbrechen darf sich nicht wiederholen. „Auch mein Vater will wissen, wer sich so bestialisch an unschuldigen Kreaturen versündigt hat. Wenn der oder die Verbrecher noch einen Restfunken Anstand besitzen, dann stellen sie sich freiwillig bei der Polizei.“
Insgesamt wurden 20 Brieftauben hingerichtet, wodurch auch ein materieller Schaden entstanden ist, denn es waren überwiegend wertvolle Brieftauben, die unter Kennern einen Wert von rund 200 Euro pro Taube haben.
Sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des, oder der Täter führen, bitte an die Polizeiinspektion in Montabaur richten. Telefon 02602 / 92260.
Der Anblick des Massakers ist so schlimm, dass wir nachstehend nur die weniger schrecklichen Fotos zeigen.
Lokales: Selters & Umgebung
Jetzt Fan der WW-Kurier.de Lokalausgabe Selters auf Facebook werden!
Weitere Bilder (für eine größere Ansicht klicken Sie bitte auf eines der Bilder): |