Werbung

Nachricht vom 23.11.2021    

Geschichtspflege an der ehemaligen Ländergrenze Preußen-Nassau

Von Katharina Behner

Als steinerne Zeugen dokumentieren noch heute Grenzsteine die ehemalige Ländergrenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Nassau durch den Westerwald. Als Zeichen der guten Nachbarschaft zwischen den „nassauischen“ Mörsbachern und den „preußischen“ Selbachern wurde anlehnend an alte Traditionen ein Apfelbaum im Selbacher Ortsteil Brunken gepflanzt.

Von links: Sylvia und Wolfgang Knafla, die den Baum spendeten, Beigeordneter der OG Selbach Daniel Hombach und die beiden Ortsbürgermeister Egon Müller (Mörsbach) und Matthias Grohs (Selbach). (Fotos: Ortsgemeinde Selbach)

Selbach-Brunken/Mörsbach. Was am Samstag (20. November) im Selbacher Ortsteil Brunken, wo sich die Gemeinden Selbach und Mörsbach treffen, zur Geschichtspflege und gleichzeitig als Zeichen einer guten Nachbarschaft geschah, kommt sicher nicht alle Tage vor: An der ehemaligen Ländergrenze zwischen dem Königreich Preußen (Selbach - heute Kreis Altenkirchen) und dem Herzogtum Nassau (Burbach/Mörsbach - heute Westerwaldkreis) wurde in Höhe des Grenzsteines mit der Nummer 42 nach alter Tradition ein Grenzbaum gepflanzt. Dabei handelt es sich um einen Apfelbaum, womöglich eine seltene lokalen Sorte, was derzeit genetisch noch untersucht wird.

Dazu trafen sich neben den beiden „Grenz-Ortsbürgermeistern“ Matthias Grohs (Selbach) und Egon Müller (Mörsbach) zudem Selbachs Beigeordneter Daniel Hombach, sowie die beiden Selbacher Sylvia und Wolfgang Knafla, die den Apfelbaum spendeten.

Grenzstein Nummer 42 wurde ausfindig gemacht
Eine Arbeitsgruppe der Gesellschaft für Heimatkunde (GFH) im Westerwald-Verein hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die gesamte durch den Westerwald führende ehemalige Ländergrenze zwischen dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Nassau zu erforschen. Insgesamt 174 Hauptgrenzsteine und weitere 1600 Zwischensteine prägten die in den Jahren 1806 bis 1866 bestehende Hoheitsgrenze vom Stegskopf bis Koblenz-Horchheim, abgesteint im Jahr 1813.

Zwischenzeitlich wurden etwa 100 der steinernen Zeugen und Denkmale (Hauptgrenzsteine) wieder entdeckt. Besonders an ihnen: Einzelne Nummerierungen, die von Steinmetzen bearbeitet und beschriftet wurden.

So hatte sich die Arbeitsgruppe „Klein- und Bodendenkmale“ auch die Grenze zwischen dem ehemals nassauischen Mörsbach und dem früher preußischen Selbach/Sieg vorgenommen. Unterstützt von Mörsbachs Ortsbürgermeister Egon Müller, dessen Steckenpferd unter anderem die alten Grenzsteine sind, konnte der verschollen geglaubte Grenzstein mit der Nummer 42 schließlich ausfindig gemacht werden.

An den Inschriften des Steines hat sichtbar der „Zahn der Zeit genagt“ wie Egon Müller es beschreibt. Dennoch sind auf preußischer Seite (Selbach) die Buchstaben KP für Königreich Preußen erkennbar, dabei ist die Ortsangabe GSBH für Gemeinde Selbach und die Steinnummer noch gut erhalten. Auf nassausicher Seite (Burbach/Mörsbach) ist leider nur noch die Nummer 42 und lediglich ein Fragment der vermutlichen Ortsangabe GBRBH für die Gemeinde Burbach erkennbar. Leider gelten bis dato weitere Steine im Selbachtal als verschollen. Mörsbachs Ortsbürgermeister Müller nimmt jedoch nach wie vor gerne Hinweise über deren Verbleib entgegen.



WW-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Apfelbaum für fruchtbare Nachbarschaft
Genauso historisch interessiert wie Müller, ist auch Selbachs Ortsbürgermeister Grohs. Ein wichtiges Anliegen war es nun, den Grenzstein mit der Nummer 42, der mitten auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche steht, für die Zukunft zu schützen. Dabei kam die Idee, einen Baum in unmittelbarer Nähe auf einer in der Örtlichkeit kaum sichtbaren Wegeparzelle der Ortsgemeinde Selbach als Symbol für die fruchtbare Nachbarschaft und zudem als Beitrag zur Geschichtspflege zu pflanzen. Dies in Anlehnung an die alte Tradition der Grenzbäume. Früher wurden hierzu meist Eichen genutzt.

Diese Idee wurde nun kürzlich umgesetzt. Gespendet wurde der Apfelbaum „Bruno“ von den beiden Selbachern Sylvia und Wolfgang Knafla, die von der Initiative sehr angetan waren. Zudem wurde der Stein mittels drei Eichenpfählen gesichert, so dass er optisch besser wahrnehmbar ist und vor äußeren Einflüssen geschützt bleibt.

Auch aus Sicht von Selbachs Ortsbürgermeister Matthias Grohs ist die Maßnahme ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der historisch wertvollen Grenzsteine. Zudem sieht er die Aktion als ein schönes Zeichen der guten Nachbarschaft zwischen den Mörsbachern und den Selbachern, damit quasi zwischen den „Nassauern und den Preußen“, wie man sich auch heute noch gelegentlich mit einem Augenzwinkern nennt. (KathaBe)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Westerwaldkreis mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.




Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Wissen auf Facebook werden!


Anmeldung zum WW-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Westerwaldkreis.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Theaterstück „Die große Nein-Tonne“: Kinder stärken und schützen

Hachenburg. Das Theaterstück drehte sich um die Frage: "Was gehört in die große Nein-Tonne?" Zusammen mit den Darstellern ...

Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Neuer Headcoach der Fighting Farmers Montabaur: Tino von Eckardt tritt am 1. Dezember an

Montabaur. Der A-Lizenz-Trainer Tino von Eckardt bringt eine beeindruckende Karriere von 40 Jahren als Spieler und Trainer ...

Mehrere Verkehrsunfälle in Westerburg - Drogenbeeinflussung und unangepasste Bereifung als Ursache

Region. Gegen 12.15 Uhr kam es zu einem Unfall auf der K34 zwischen Hof und Stein-Neukirch. Ein 21-jähriger Mann verlor in ...

Unfall durch Schneeglätte und Sommerreifen - E-Auto erfordert aufwendige Bergung

Wittgert/Wirscheid. Um 23.50 Uhr kam es auf der L 306 zwischen Wittgert und Wirscheid zu einem Verkehrsunfall. Der allein ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Kinder mit Diabetes und deren Eltern und Pädagogen nicht alleine lassen

Westerwaldkreis. Diabetes ist eine der vielen Volkskrankheiten, die mittlerweile das Leben vieler Menschen begleitet. Doch ...

Auch für Bürger aus dem WW-Kreis: Impfaktion des Siegener MVZ Wellersberg

Siegen. An drei Nachmittagen sind Impfwillige eingeladen, über den Haupteingang die MVZ-Praxen in der ersten Etage aufsuchen, ...

Westerwälder Unternehmen äußern Unmut über den Moloch der Bürokratie

Montabaur. Auf der letzten Herbstsitzung des Beirates der IHK-Regionalgeschäftsstelle Montabaur in der zu Ende gehenden Wahlperiode ...

Bei der Weihnachtsfeier auf Nummer Sicher gehen

Region. „Die betriebliche Weihnachtsfeier ist mehr als ein Meeting. Sie ist ein Dankeschön an die Mitarbeitenden und eine ...

"Lego-Spike" im Jugendzentrum Hachenburg

Hachenburg. Zuerst wurde ein Miniatur-Computer, das Herzstück des Roboters, mit einem Tablet verbunden und aktiviert. Mit ...

Druckminderschacht zwischen Heuzert und Marzhausen erfolgreich gesetzt

Heuzert. Die von der rheinland-pfälzischen Wasserwirtschaft geförderte, rund 2100 Meter lange Wassertransportleitung, die ...

Werbung