Coronazahlen steigen immer weiter: So schlimm war es noch nie
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich bei einer Pressekonferenz heute Morgen sehr besorgt: "So schlimm war es noch nie." Wieder ist ein Mensch im Westerwaldkreis ums Leben gekommen. Die Impfangebote reichen noch immer nicht aus. Parallel droht eine neue Variante aus Südafrika, alles noch schlimmer zu machen.
Westerwaldkreis. Mit der neuen Verordnung, die seit dem 24. November in Kraft ist, wird maßgeblich auf die Hospitalisierungsrate geachtet. Das ist der Wert, der angibt, wieviele Menschen je 100.000 Einwohner mit einer Covid-19-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Ab einem Wert von 3 gilt nahezu in jeder Lokalität strikt die 2G-Regel. Dies soll auch kontrolliert werden.
Seit Pandemiebeginn mussten bereits 772 Westerwälder im Krankenhaus wegen Covid-19 behandelt werden. Und die Tendenz steigt: Aktuell liegt der Wert bei 4,01. Vor zwei Tagen war er noch bei 3,45. Damit gilt die 2G-Regel durchgängig. Sollte der Wert auf 6 ansteigen, müssen sich künftig auch die Geimpften zusätzlich testen lassen, ehe sie eine Lokalität aufsuchen.
Rekordwerte auch bundesweit
Bundesweit verzeichnet Deutschland mit mehr als 78.000 Neuinfektionen einen neuen Höchststand. Davon sind 2.642 neue bestätigte Fälle in Rheinland-Pfalz innerhalb von 24 Stunden hinzu gekommen. Lothar Wiehler vom RKI rechnete vor, dass jeden Tag, an dem mehr als 50.000 Menschen neu infiziert werden, mit einem Zeitversatz von 12 Tagen auch jeden Tag mehr als 400 Menschen sterben werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte bei einer Pressekonferenz, dass aufgrund des Zeitversatzes die Kapazitäten auf den Intensivstationen an ihre Grenzen gerieten, selbst dann, wenn sich schon morgen kein Einziger mehr infizieren würde.
Sorge wegen neuer Variante aus Südafrika
Mit großer Besorgnis sehen sämtliche Experten auf die neue Variante B.1.1.529, die erstmals in Südafrika aufgetaucht ist. Zwar wurde der Flugverkehr dorthin inzwischen stark eingeschränkt. Trotzdem wurde in Belgien bereits ein erster Fall dieser Variante nachgewiesen. Das Besondere ist, dass gleich mehrere Mutationen aufgetreten sind und das Coronavirus nicht nur ansteckender ist, als die Delta-Variante, sondern, dass es ganz anders aussieht und somit möglicherweise von den Antikörpern durch Impfung oder einer vorherigen Corona-Erkrankung nicht erkannt wird. Aktuell liegt Biontech eine Probe des neuen Typs vor und es wird untersucht, wie weit der Impfschutz hier greift. Das Ergebnis steht noch nicht fest und man kann nur hoffen. Überall dort, wo eine hohe Inzidenz besteht, können derartige neue Mutanten entstehen, zur Zeit also auch in Deutschland.
Fakt ist: Angesichts der aktuellen Situation würde eine resistente Variante die Lage nochmals drastisch verschärfen.
Nichtgeimpfte sind stärker betroffen
Die 7-Tages-Inzidenz im Kreis liegt aktuell bei 236,2. Am vergangenen Mittwoch waren es noch 201,2. Insgesamt sind derzeit 960 Fälle aktiv. Vor zwei Tagen waren es noch 832 Fälle. Die meisten Fälle betreffen Jugendliche unter 20 Jahren. Das Untersuchungsamt hat auch aufgeschlüsselt, wie hoch die Inzidenz bei Nichtgeimpften und bei Geimpften jeweils ist. Demnach liegt die 7-Tages-Inzidenz bei den Nichtgeimpften inzwischen bei 596,8 (Mittwoch: 498,3). Bei den Geimpften liegt der Wert aber auch hoch. Inzwischen sind es 164,3 (Mitwoch: 146,9).
Überall dort, wo Impfungen angeboten werden, bilden sich lange Schlangen, Termin-Impfungen sind bis ins kommende Jahr hinein ausgebucht. Bis einschließlich 25. November haben laut kassenärztlicher Vereinigung 15.350 Westerwälder bereits eine Boosterimpfung erhalten. Am Dienstag lag diese Zahl noch bei 12.360 Personen. Die Auffrischimpfung läuft also.
Erneut ist leider ein 81-jähriger Mann aus der Verbandsgemeinde Hachenburg verstorben. Damit hat Corona alleine in dieser Woche wieder vier Todesopfer im Westerwaldkreis gefordert. Insgesamt sind seit Beginn der Pandemie 177 Menschen mit einer Covid-19-Erkrankung verstorben. Davon ist bei 171 medizinisch gesichert, dass Covid-19 definitiv zur Todesursache geführt hat.
Aktive Fälle mit Stand vom 23. November in den einzelnen Verbandsgemeinden:
Bad Marienberg: 161 (+ 31 binnen 48 Stunden)
Westerburg: 141 (+ 15 binnen 48 Stunden)
Hachenburg: 96(+ 3 binnen 48 Stunden)
Montabaur: 93(+ 7 binnen 48 Stunden)
Höhr-Grenzhausen: 83(- 2 binnen 48 Stunden)
Rennerod: 62(+ 14 binnen 48 Stunden)
Ransbach-Baumbach: 59(+ 20 binnen 48 Stunden)
Wallmerod: 51(+ 4 binnen 48 Stunden)
Wirges: 50(- 4 binnen 48 Stunden)
Selters: 44(+ 6 binnen 48 Stunden)
Quellen: Bundesregierung, Kreisverwaltung, Landesuntersuchungsamt, Kassenärztliche Vereinigung, Redaktion
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