Kleinkunstbühne Mons Tabor in Montabaur entwickelt Impfstoff gegen schlechte Laune
Mit dem 34. Jahresprogramm im Westerwald wünscht sich die Kleinkunstbühne Mons Tabor raus aus der Krise. Angebote von Varieté bis zu Inklusion und Kulturen der Welt bieten im nächsten Jahr eine ganze Palette an abwechslungsreichem Programm.
Montabaur. Die Kleinkunstbühne Mons Tabor ist dabei einen Impfstoff für 2022 zu entwickeln – allerdings einen, der nur gegen schlechte Laune wirkt. Dafür aber sofort und nachhaltig. Der Wirkstoff besteht aus hochkonzentrierten Kulturangeboten, die von der rein ehrenamtlich betriebenen Bühne auch im dritten Coronajahr organisiert werden. Risiken und Nebenwirkungen sind überschaubar, aber in Pandemiezeiten auch beim 34. Jahresprogramm der Kleinkunstbühne nicht gänzlich auszuschließen.
The Show must go on
„The Show must go on“ gilt Corona zum Trotz weiterhin für die ehrenamtlichen Kulturschaffenden – auch wenn das anspruchsvolle Programm noch nicht so umfangreich und kreisweit ausfällt wie gehabt. Aber nach zu viel menschlicher Isolation und kulturellen Entbehrungen während der bisherigen Pandemiewellen ist es doch hoffnungsvoll, zumindest kulturell wieder auf Sparflamme zuverlässig kochen und servieren zu können.
Wer sich beklagt, weshalb noch immer so viele Musik-, Theater- und Kabarettveranstaltungen wegen einer noch immer zu geringen Impfquote ausfallen müssen, der muss sich fragen lassen, was er oder sie tut, damit sich das ändert. Nur nach Politik, Ordnungsamt oder Polizei zu rufen, um notwendige Maßnahmen gegen Impfverweigerer (die man nicht alle über einen Kamm scheren kann) durchzusetzen, ist zu kurz gesprungen. Vielmehr ist an die Eigenverantwortung der großen Mehrheit der Bevölkerung zu appellieren, die viele der Zweifelnden überzeugen kann.
Die krawallige kleine Minderheit der Quer- und Nichtdenker sind mit Fakten ohnehin nicht zu erreichen. Klar ist: Wer sich nicht impfen lässt oder auch als Geimpfter so tut, als wäre er gegen alles immun und deshalb alle Vorsicht aufgibt, der muss wissen, dass er mitverantwortlich ist für den schleichenden Niedergang der Kultur auch in der Westerwälder Region.
Zu Hoffnungen in die andere Richtung berechtigt dagegen der Koalitionsvertrag der Ampelregierung in Berlin. Positive Akzente sind im Kulturteil unter anderem mit der Verankerung eines Staatsziels Kultur, der angestrebten Entbürokratisierung der Kulturförderung, der beabsichtigten Verbesserung der sozialen Lage der Künstler oder einer Anlaufstelle für Green Culture durchaus gesetzt. Diese werden nach Ansicht der Kleinkunstbühne auch positive Wirkungen auf die Szene im Westerwald haben.
Jedenfalls gehen die Macher der kreisweit tätigen Mons-Tabor-Bühne mit Entschlossenheit und neu angeschaffter leistungsfähiger Licht- und Tontechnik in das 34. Jahresprogramm 2022. Sie hoffen, dass es mit Unterstützung von Land und Kommunen ebenso wie der Sponsoren auf hohem Niveau weitergehen kann.
Kabarett am Gelbach
Start ins neue Kulturjahr ist wieder das noch junge Format „Kabarett am Gelbach“. Dazu wird jedoch nicht wie gehabt an zwei Tagen hintereinander in die kleine Gelbachtalhalle in Montabaur-Ettersdorf eingeladen, sondern weit weg vom Gelbach in das große Bürgerhaus in Wirges. Dort gastiert am Samstag, 29. Januar 2022 das Kabarettduo BlöZinger aus Österreich mit seinem neuen Programm „Zeit“. Für den Einlass gilt die 2-G-Regelung und die Zahl der Karten ist auf 175 begrenzt. Der Kartenvorverkauf läuft bereits.
Westerwälder Kabarettnacht
Ebenfalls pandemiebedingt in einer größeren Halle wird die 29. „Westerwalder Kabarettnacht“ am 19. März 2022 stattfinden: Ort des Geschehens ist diesmal die Elberthalle in Niederelbert. Auf der Bühne sind HG Butzko und die Musikkabarettgruppe „Schnaps im Silbersee“ aus Berlin zu erleben. Der Kartenvorverkauf beginnt am 21. Februar – und die Zahl der Karten ist ebenfalls auf voraussichtlich 175 begrenzt. Das 30. Jubiläum dieser Wäller Traditionsveranstaltung soll dann im März 2023 wieder an zwei Tagen in der Oberelberter Stelzenbachhalle über die Bühne gehen, die in all den Kabarettnacht-Jahren zu einer weit über den Westerwald hinaus bekannten Kabaretthochburg geworden ist.
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Musik in alten Dorfkirchen
Als Beitrag zum Kultursommer Rheinland-Pfalz geht die Weltmusikreihe „Musik in alten Dorfkirchen“ (nach dem Totalausfall in 2020 und wenigen Konzerten in 2021) bereits ins 27. Jahr. Auftakt wird am 15. Mai 2022 mit Sharon Shannon & Band aus Irland in der Festhalle in Selters sein. Am 22. Oktober 2022 kommt Chango Spasiuk aus Argentinien mit seinen Musikern zum Abschlusskonzert in den Westerwald. Die Konzerte dazwischen hängen davon ab, welche Bands aus verschiedenen Kontinenten rund um den Erdball dann auf Tour gehen und in unsere Region kommen können. Klar ist, dass zu den Weltmusikkonzerten wohl weitgehend noch nicht in die üblichen „Konzertkirchen“ eingeladen werden kann. Als mögliche Alternative sind einzelne Open-Air-Veranstaltungen denkbar. Die Termine werden rechtzeitig angekündigt.
Folk & Fools
Ein Höhepunkt im Kulturangebot des Westerwaldes wird sicher wieder das schon 32. Kleinkunstfestival „Folk & Fools“ am 18. und 19. November 2022 in der Stadthalle Montabaur sein. Es soll wie gewohnt an zwei Tagen mit unterschiedlichem Programm von Folk und Kabarett bis zu Comedy und Weltmusik stattfinden. Ein Abend soll als „Special“ wie gewohnt unter ein besonderes Thema gestellt werden: Dies soll diesmal die Inklusion sein und sowohl auf und vor der Bühne sollen möglichst viele Menschen mit Behinderungen dabei sein. Dafür werden geeignete Kooperationspartner und Künstler gesucht.
Varieté im Buchfinkenland
Die Kleinkunstbühne will aber auch in Coronazeiten ihrem Anspruch treu bleiben und immer etwas Neues wagen. So soll im Sommer gemeinsam mit dem Familienferiendorf in Hübingen in dem dortigen professionellen Zirkuszelt ein neues Format „Varieté im Buchfinkenland“ getestet werden. Ob daraus dann künftig ein festes Angebot am südlichsten Zipfel des Westerwaldes wird, wird die Annahme der Testveranstaltung in der Region und die Unterstützung durch mögliche Sponsoren zeigen. Das erfolgreiche „Varieté-Special“ beim letzten Kleinkunstfestival berechtigt jedoch zu Hoffnungen.
Ermöglicht wird dieses vorsichtig auf Sicht und ohne unvertretbare finanzielle Risiken geplante „Krisenprogramm“ mit Hilfe von Sponsoren als Werbepartner. Unterstützung kommt auch vom Land Rheinland-Pfalz, dem Kultursommer Rheinland-Pfalz sowie den beteiligten Kommunen. Kontakt und Infos beim Vorsitzenden Uli Schmidt unter uli@kleinkunst-mons-tabor.de. (PM)
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