Zauberhafte Weihnachtsfeier der Andreasgemeinde in Herschbach
Von Wolfgang Rabsch
Zu dem außergewöhnlichen Weihnachtsgottesdienst mitten im Wald hatte wie in den Vorjahren wieder die Andreasgemeinde in Herschbach eingeladen. Dieser Gottesdienst erfreut sich inzwischen einer immer größer werdenden Beliebtheit, denn Singen und Beten unter freiem Himmel, das hat etwas.
Herschbach. Hätte der Herrgott an Heiligabend Erbarmen gezeigt, dann wäre die Gegend um Herschbach herum mit weißem Puder bedeckt gewesen. Das wäre sozusagen das i-Tüpfelchen auf eine nicht alltägliche Weihnachtsfeier gewesen, da diese auf einer Lichtung, etwa 300 Meter hinter dem Friedhof von Herschbach, inmitten des Waldes stattfand. Als ausgleichende Gerechtigkeit für den fehlenden Schnee, konnten in diesem Jahr wenigstens die Regenschirme zu Hause bleiben, denn es war zwar kalt, aber dafür schickte der Himmel wenigstens keine feuchten Weihnachtsgrüße.
Zahlreiche Menschen machten sich vom Parkplatz aus zu Fuß auf den Weg zu dieser Lichtung. Es war ein bunter Querschnitt von Menschen, die an dieser Weihnachtsfeier teilnehmen wollten. Eltern mit ihren Kindern, Großeltern mit Enkelkindern, auch Alleinstehende, sie alle einte nur das einzige Ziel, in unsicheren Zeiten unter freiem Himmel an einer Weihnachtsfeier teilzunehmen.
Gelöst war die Stimmung vor Ort, zumal im Vorfeld viele fleißige Hände es geschafft hatten, weihnachtliches Feeling herzustellen. Ein kleiner Altar, ein großer beleuchteter Weihnachtsbaum, sowie einige Lichterketten und viele große und kleine Kerzen schufen eine anheimelnde Atmosphäre. Bis zum Beginn des Gottesdienstes waren fast alle Besucher mit angenehmen Gesprächen beschäftigt, daher wurde die Lichtung von einem lebhaften Sprachgewirr überdeckt.
Wer oder was ist die Andreasgemeinde?
Die Andreas-Gemeinde sieht sich als eine Beziehungsgemeinde, der es nicht um eine Vielzahl von Veranstaltungen, sondern um wirklich gelebte Beziehungen vor Ort und untereinander geht. Theologisches Leitmotiv ist die Menschwerdung Gottes, in der Gott zu den Menschen in Beziehung tritt.
Geführt wird die Andreasgemeinde Herschbach vom Ehepaar Katrin und Michael Kleck, das natürlich bei der Gestaltung des Waldgottesdienstes von vielen Gemeindemitgliedern unterstützt wurde. Vor der Begrüßung durch Michael Kleck erklang das Lied „Stern über Bethlehem“, gesungen von einem Kinderchor.
Michael Kleck wies zu Beginn des Gottesdienstes nochmals darauf hin, dass die Besucher sich an die vorgeschriebenen Coronavorschriften halten sollen. Zufrieden stellte er fest, dass alle Gäste ihre Masken angelegt hatten.
In seiner Begrüßung sprach Michael Kleck den Bibelvers aus Lukas 2, 10b, 11: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“
Beim folgenden Gottesdienst fand ein Wechsel zwischen Vorträgen, der Andacht, Fürbitten und Gebeten mit traditionellen Weihnachtsliedern - „Leise rieselt der Schnee “, „Alle Jahre wieder“, „Oh du fröhliche“, und „Stille Nacht, heilige Nacht“ - statt.
Kritik an übermäßiger Weihnachtsbeleuchtung
Die diesjährige Weihnachtsgeschichte setzte sich kritisch mit dem vielerorts vorhandenen Weihnachtsbeleuchtungswahn auseinander. Das Ehepaar Lina und Bernhard debattierte über Sinn und Zweck der Weihnachtsbeleuchtung. Lina stellte lediglich eine brennende Kerze ins Fenster, das ist seit vielen Jahrhunderten eine Tradition, die bedeutet, dass die Tür offen ist und jedermann an Weihnacht willkommen ist. Bernhard hingegen befand sich praktisch in einem Wettbewerb mit seinen Nachbarn, denn er wollte das Haus vorweisen, das durch die meiste Außenbeleuchtung auffiel. Dazu hatte er schon in den Wochen vor Weihnachten in Supermärkten und Baumärkten Unmengen Lichterketten, Lichterschläuche, Lichternetze und Lichtergirlanden aus Plastik gekauft und am Haus angebracht.
Nun wollte Bernhard also an Heiligabend seiner Frau vorführen, wie seine Weihnachtsbeleuchtung die Umgebung illuminiert. Lina war nach wie vor nicht damit einverstanden, was Bernhard am Haus angebracht hatte. Bernhard übergab seiner Frau eine Fernbedienung, mit der sie die Ehre haben sollte, die Festbeleuchtung einzuschalten. Widerwillig kam sie dem Wunsch nach, drückte an der Fernbedienung auf den Einschaltknopf. Ganz kurz flackerte die Beleuchtung auf, dann gab es einen Knall, und das Ehepaar stand wieder im Dunkeln. Was war passiert? Bernhard hatte in seinem Eifer nicht bedacht, dass die Sicherungen nicht stark genug waren und beim Einschalten durchbrennen könnten. Bernhard stand geschockt neben Lina, die sich jedoch an der brennenden Kerze im Fenster erfreuen konnte. Die eigentliche Bedeutung dieser Weihnachtsgeschichte könnte sein, dass, wie immer wieder behauptet, weniger meistens mehr ist.
Segen und Friedenslicht
Nach dem gemeinsamen gesprochenen „Vater unser“ erteilte Katrin Kleck den kirchlichen Segen; mit dem Lied „Stille Nacht“ wurde der Gottesdienst beendet. Am Ausgang konnte noch jeder Besucher ein Friedenslicht mit nach Hause nehmen. (Wolfgang Rabsch)
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