Bald gehen Amphibien wieder auf Wanderschaft
Obwohl der Winter den Westerwald derzeit noch relativ fest im Griff hat, ist doch bald wieder mit den Amphibienwanderungen zu rechnen. Sobald sich die Temperaturen der Acht-Grad-Celsius Marke nähern, ist mit den ersten Wanderungen zu den Laichgewässern zu rechnen.
Westerwaldkreis. Den Anfang machen erfahrungsgemäß die Grasfrösche, bevor dann im März bis April auch die Erdkröten folgen. Das heißt, sobald erste frühlingshafte Temperaturen und feuchtes, regnerisches Wetter zusammentreffen, wird vor allem in den Abendstunden der Wandertrieb ausgelöst. Dann machen sich Hunderte von Fröschen, Kröten und Molchen schlagartig auf die gefährliche Wanderung aus ihren Winterquartieren hin genau zu den Laichgewässern, aus denen sie einst, nach ihrer Metamorphose von der Kaulquappe zum Frosch oder zur Kröte hervorgegangen sind. Sie paaren sich dort, legen ihre Eier (Laichschnüre und Laichballen) ab und der Kreislauf beginnt von vorne.
Besonders die Erdkröten überwintern oft weit entfernt von ihren Laichgewässern. Sie haben einen ausgezeichneten Orientierungssinn und wandern zielstrebig zu „ihrem“ Gewässer. Unterwegs lauern zahlreiche Feinde und Gefahren. Der größte Feind ist jedoch der Straßenverkehr, wenn es gilt stark befahrene Straßen im Westerwald zu überqueren, um ans Laichgewässer zu gelangen.
„Da die Tiere sich sehr langsam fortbewegen, ist die Gefahr überfahren zu werden besonders groß. Sie benötigen bis zu einer halben Stunde für das Überqueren einer Straße“, erläuter Hannelore Hahlbrock von der unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung in Montabaur. Geblendet durch das grelle Scheinwerferlicht, so Hahlbrock, nehmen sie dann oft noch eine äußerst verhängnisvolle Schreckstellung ein und bleiben dadurch noch länger in der Gefahrenzone. Selbst der Luftsog durch schnell vorbeifahrende Autos gefährdet die zarten Tiere.
Aus Gründen des Amphibienschutzes werden im Westerwaldkreis die nachfolgend genannten Straßenabschnitte gesperrt:
- die K 54 zwischen Stahlhofen am Wiesensee und Pottum,
- die K 78 zwischen Obersayn und Arnshöfen,
- die K 61 zwischen dem Einmündungsbereich B414/K 61 Kirburg und der Ortslage in Bölsberg
- die K 2 zwischen dem Einmündungsbereich der K1/K2 und der Ortslage Dreifelden.
Die Sperrungen werden durch die zuständigen Straßenmeistereien vorgenommen, wenn aufgrund der Witterungsverhältnisse mit einer Krötenwanderung gerechnet werden muss.
Eine Sperrung aller betroffenen Straßenabschnitte während der Hauptwanderungszeit ist nicht überall möglich. Deswegen werden an vielen Straßenabschnitten mobile Amphibienschutzzäune aufgestellt. Hier werden die Tiere in Eimern gesammelt und mindestens zweimal täglich von ehrenamtlichen Helfern über die Straße getragen, so unter anderem an der
- L 288 (Hachenburg Richtung Alpenrod)
- L 313 (Guckheim Richtung Westerburg)
- K 54 (Stahlhofen Richtung Höhn).
An anderen Stellen zum Beispiel auf der L327 zwischen Horressen und Niederelbert sollen Hinweisschilder mit dem Krötensymbol und gelbe Blinklichter die Verkehrsteilnehmer zur Rücksichtnahme auf die Tiere und zu einer langsameren Fahrweise veranlassen.
Hahlbrock: „Je nach Witterung kann die Laichwanderung zügig, innerhalb einer Woche erfolgen. Sie kann jedoch ebenso durch Kälteeinbrüche unterbrochen und derart verzögert werden, dass sie schubweise über mehrere Wochen abläuft.“ Die Verkehrsteilnehmer werden daher gebeten, in den nächsten Tagen und Wochen besondere Aufmerksamkeit walten zu lassen. So sind gesperrte Straßenabschnitte tabu, und dürfen zur Zeit der Laichwanderung nicht befahren werden. Gekennzeichnete Straßenabschnitte, Straßen durch Waldgebiete, Straßen entlang von Wasserflächen sollten vorsichtig mit reduzierter Geschwindigkeit passiert werden. Eine langsame, rücksichtsvolle Fahrweise an den relevanten Straßenabschnitten kostet kaum mehr als eine Minute, kann aber vielen Amphibien das Leben retten.
Besondere Rücksicht wird allerdings für die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer gefordert, die die Amphibienzäune aufbauen, die Fangeimer über Wochen betreuen, auszählen und mehrfach täglich kontrollieren, um die „gefangenen“ Tiere schnellstmöglich über die Straße zu transportieren.