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Nachricht vom 03.01.2022    

Ausflugstipp: das Landschaftsmuseum in Hachenburg

Von Katharina Kugelmeier

Eine Reise in die Vergangenheit, so lässt sich ein Besuch im Landschaftsmuseum Westerwald am besten beschreiben. Statt einer klassischen Ausstellung findet man in Hachenburg acht typische Gebäude der Region, die das Leben im Westerwald bis zur Zeit um 1960 verdeutlichen.

Das Landschaftsmuseum Westerwald in Hachenburg. (Foto: Dominik Ketz)

Hachenburg. Am Ortsrand von Hachenburg, eingebettet in eine Parklandschaft, findet man an den Burggarten angrenzend das Landschaftsmuseum Hachenburg. Acht Gebäude im Stil der Zeit zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert ermöglichen einen anschaulichen Eindruck vom Leben und der Kulturgeschichte im Westerwald. Neben dem klassischen Museum gibt es auch regelmäßige Sonderausstellungen, die einen tieferen Einblick in spezielle Themenbereiche der Vergangenheit bieten. Bis Ende 2022 gibt es etwa eine Sonderausstellung “FleischRegion Westerwald“, welche die Veränderung in diesem Themenfeld seit Anfang des 19. Jahrhunderts verdeutlicht.

Die Häuser im Landschaftsmuseum stammen aus verschiedenen Orten im Westerwald. Einzig das um 1720 errichtete Hofgartenhaus wurde ursprünglich bereits an diesem Standort errichtet. Im Zuge der Entstehung des Museums wurden alle anderen Häuser im Laufe der Zeit auf das Gelände in Hachenburg versetzt. Es diente zur Bewirtschaftung des Schlossparks und war die Beherbergung der Gärtner, welche sich um die Anlagen des Schlosses kümmerten. Später beheimatete es neben den Förstern auch nach dem Zweiten Weltkrieg den Stadtbürgermeister und die Stadtbücherei. Der Keller, in welchem früher vermutlich die empfindlichen Pflanzen überwinterten, dient heute den wechselnden Sonderausstellungen. Außerdem findet man hier neben der Museumsverwaltung auch Schausammlungsbereiche, die Bibliothek und Magazinräume. Durch einen Durchbruch gelangt man heute in den neuen Anbau, welcher für Museumspädagogik errichtet wurde.

(Foto: Landschaftsmuseum Westerwald)

Das heutige Eingangsgebäude wurde um 1723 in Norken errichtet und wurde zwischen 1987 und 1991 ins Museum übernommen. Das Niederlasshaus gehörte einem mittelständischen Bauern und trägt seinen Namen, weil das Einheitshaus, welches Wohn- und Wirtschaftsbereich unter einem Dach vereint, eine nachträgliche Erweiterung erhielt – den Niederlass. Dazu wurde an der Traufseite, der langen Kante eines schrägen Dachs, das Dach heruntergezogen, wodurch eine Art Anbau, der namensgebende Niederlass, entstand. Diesen findet man an vielen Häusern im Hohen und Oberen Westerwald. Im Museum dient es als Eingangsbereich mit Museumsladen und beherbergt im Obergeschoss eine Dauerausstellung zur Geschichte des Westerwalds.

Das Mühlenhaus, in welchem eine Küche und eine Wohnstube aus der Zeit um 1900 sowie eine Schlafstube aus der Zeit um 1800 zu finden sind, stammt aus dem Ort Dornburg-Frickhofen. Das Gebäude selbst wurde ursprünglich um 1700 errichtet und steht seit 1983 im Museum zum Besichtigen bereit. Die ehemalige Getreidemahlmühle fungierte seinerzeit als Bannmühle; somit durften die Einwohner der Umgebung ausschließlich dort ihr Getreide mahlen lassen. Der dadurch erlangte Wohlstand der Besitzer zeigt sich in zahlreichen Zierelementen. Das Innenleben des Hauses wurde nicht in originaler Form erhalten, darum dient es im Museum zur Präsentation verschiedener Ausstellungsbereiche.

Ebenfalls aus Dornburg-Frickhofen stammt eine Ölmühle aus der Zeit um 1750. Sie befindet sich ebenfalls seit 40 Jahren im Museum. Es war dem Mühlenhaus angeschlossen und diente bis 1900 zur Ölherstellung. Hauptsächlich mit originalen Bestandteilen verschiedener Ölmühlen bestückt, vervollständigen nur einige wenige Neuanfertigen im früheren Stil die Inneneinrichtung. Sie zeigt anschaulich die beiden Arbeitsgänge zur Gewinnung von Öl. Mit Wasserkraft betriebene Ölmühlen waren im Westerwald keine Seltenheit. Bis in die 1950er-Jahre wurden in ihnen Speise-, Brenn- und Schmieröle gewonnen.



(Foto: Landschaftsmuseum Westerwald)

Einen Einblick in damalige Schulzeit bietet eine Dorfschule aus Obermörsbach. Das Gebäude aus dem Jahr 1809 wurde vor rund 30 Jahren ins Museum übernommen und zeigt eine typische Schule. Früher wurden im Schulhaus nicht nur alle Schüler in einem Raum gemeinsam unterrichtet, sondern Lehrer wohnte auch direkt im Schulhaus.

Das älteste Gebäude des Museums ist eine alte Scheune aus Westerburg-Sainscheid. Ursprünglich um 1680 erbaut wurde sie zwischen 1980 und 1983 ins Landschaftsmuseum übernommen. Gemeinsam mit dem Mühlenhaus, der Ölmühle und dem Backhaus bildet sie hier eine Gehöftgruppe. Ursprünglich als Einzelgebäude erbaut, steht das reetgedeckte Fachwerkhaus auch heute wieder separat, nachdem es vorm Umzug ins Museum mit einem Wohnhaus- und Stallanbau versehen worden war. Die Scheune hat eine für damalige Zeiten imposante Größe und zeigt im Innenbereich eine klassische Scheune mit befahrbarer Tenne und zwei Bansen als Lagerbereich für Heu, Stroh und Getreide.

Ein absolut typisches Gebäude ist das Backhaus, auch Backes genannt, der Büdinger Mühle im Nistertal, welches um 1850 errichtet wurde und seit rund 40 Jahren im Landschaftsmuseum zu finden ist. Während Mühlen oder große Gehöfte oft über eigene Backhäuser verfügten, gab es in vielen Dörfern auch Gemeinschaftsbackhäuser. Brot gebacken wurde für gewöhnlich im 14-tägigen Rhythmus. Dabei dienten diese Tage nicht nur dem Backen von Brot und mit der Restwärme im Anschluss häufig Blechkuchen, sondern sie waren auch Treffpunkt und Austausch innerhalb der Dorfgemeinschaft. Das Backhaus im Landschaftsmuseum Hachenburg ist noch voll funktionsfähig und wird an Aktionstagen zum Backen von klassischem Sauerteigbrot angeheizt.

(Foto: Dominik Ketz)

Das zuletzt hinzugekommene Gebäude ist das Westerwälder Kleinhaus. Es ist die Rekonstruktion eines um 1893 errichteten Vorbildes in Kirburg und zeigt im Gegensatz zu den anderen Gebäuden aus wohlhabenden Zeiten die bescheideneren Verhältnisse von Wohn- und Arbeitshäusern. Das Original in Kirburg ist bis heute bewohnt. Das Kleinhaus ist ein klassisches Beispiel für sparsame Bauart und optimale Platznutzung. Im aus Basaltsteinen gemauerten Keller befanden sich die Ställe, obenauf wurde ein riegelloses Fachwerk aus Tannen- und Fichtenholz gebaut, bei dem auf alle nicht notwendigen Bauteile verzichtet wurde. Auf den gerade einmal 50 Quadratmetern Grundfläche lebten seinerzeit elf Leute in Kirburg. Im Museumshaus finden sich historische Kinderspielzeuge, Viehstall, Waschküche und Vorratskammer.

Das Landschaftsmuseum Westerwald bietet spannende und lebensnahe Einblicke in vergangene Zeiten. Durch das Durchstreifen der Gebäude werden Besuchern viele Dinge, die man vielleicht sogar irgendwie im Hinterkopf hat, erst richtig bewusst. Allein die Größe der Betten – welche wirklich klein waren – zeigen bildlich, wie anders das Leben und die Menschen früher waren und wie beschwerlich oft ihr Alltag. Ein Besuch des Landschaftsmuseums in Hachenburg bietet sich bei jedem Wetter an und ist ein Erlebnis für Jung und Alt. Für Gruppen gibt es auch im Voraus buchbare Führungen.

Details:
Adresse: Leipziger Straße 1, 57627 Hachenburg
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Montag Ruhetag
Eintritt: Erwachsene 4 Euro, Rentner 3 Euro, Kinder ab 6 bis einschließlich 17 Jahren 1 Euro, Kinder unter 6 Jahren frei. Familienkarte (1 Elternteil mit bis zu vier Kindern) 4 Euro oder (2 Elternteile mit bis zu vier Kindern) 7 Euro. Schüler, Studenten, Auszubildende, Schwerbehinderte und Arbeitslose oder Empfänger von Grundsicherung 2 Euro. Gruppen ab zehn Personen 3 Euro pro Person.
Hunde: erlaubt
Weitere Infos: www.landschaftsmuseum-westerwald.de

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