H.G. Butzko las der Politik die Leviten - Hachenburg staunte
Von Wolfgang Rabsch
Die Kulturzeit in Hachenburg hatte einen der kritischsten Kabarettisten des Landes in die Stadthalle eingeladen: H.G. Butzko. Dieser ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Ein Umstand, der das Publikum begeistert.
Hachenburg. Der Mix aus Ironie, Zynismus und Satire ist im Endeffekt nicht jedermanns Sache, doch Kabarett steht nicht dafür, den Herrschenden nach dem Mund zu reden. H.G. Butzko geht es nicht darum, mit niveaulosen Kalauern sein Publikum zu unterhalten. Wer das erwartet hatte, der war in der Stadthalle am falschen Ort. Butzko legt vielmehr die Finger in die Wunden, beschönigt nichts, doch die Pointen seines Vortrags sitzen tief und hinterlassen einen nachdenklichen Eindruck. Trotzdem kam auch der Humor nicht zu kurz, wenn er Persönlichkeiten, dabei in erster Linie Politiker – aber auch sich selbst – rücksichtslos auf die Schippe nahmen und durch den Kakao zog.
Scholz, Lauterbach und Spahn bekamen ihr Fett weg
Corona nahm natürlich einen breiten Raum in dem Programm von Butzko ein. Er beleuchtete alle Facetten der Pandemie, wobei er selbstverständlich den einen oder anderen Spitzenpolitiker ins Visier nahm, verschonte aber auch die Virologen und Epidemiologen nicht. Am häufigsten arbeitete sich Butzko an Olaf Scholz, Karl Lauterbach und Jens Spahn ab. Zu Scholz sagte er nur lakonisch: “Im Ampelvertrag steht in Absatz 1, dass für Deutschland eine neue Dynamik entwickelt werden soll. Dann kam Olaf, nach Mutti kommt jetzt Opi.“ Als Scholz großspurig umfangreiche, unbürokratische Coronahilfen, auch für Not leidende Künstler folgendermaßen ankündigte: “Das ist die Bazooka, mit der wir das Notwendige jetzt tun“, hatte Butzko den Eindruck gewonnen, dass Scholz auf einer Posaune gespielt habe. Wenn man Posaune spielt, erläuterte Butzko, muss man erst die Backen dick aufblasen und dann die Luft ganz dünn durchlassen. So bewertete der Kabarettist die Coronahilfen für die durch die Pandemie arg gebeutelte Szene der Kunstschaffenden.
Den Übergang zu Karl Lauterbach schaffte Butzko, indem er ein Zitat von John Lennon zum Besten gab, der einst meinte: “Die Welt wird nur von Verrückten regiert.“ Butzko fragte irritiert: “Woher kannte John Lennon schon zu Lebzeiten Karl Lauterbach?“ Lauterbach wurde von Butzko hart kritisiert, weil er als engster Mitarbeiter der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt durch die neue Gesundheitsreform wesentlich zum Schließen von Krankenhäusern beigetragen hatte und damit auch die Reduzierung von Intensivbetten forcierte. Heute jammert Lauterbach, es würden Intensivbetten fehlen und das Gesundheitswesen würde an seine Grenzen stoßen. Scholz und Lauterbach schienen an einer Art von Amnesie zu leiden, da sie sich bei entsprechenden Nachfragen an nichts mehr erinnern könnten.
Jens Spahn war anfangs der Pandemie gegen die Maskenpflicht, weil er wusste, dass er trotz bestehender Warnung als Gesundheitsminister nicht genügend Masken bestellt hatte. Von Jens Spahn stammt auch der legendäre Satz. “Wir haben jetzt ein Viertel der Bevölkerung geimpft, in der nächsten Woche wird es ein Fünftel sein.“ Zu Lebzeiten von Helmut Kohl hätte es in der CDU niemals einen Schmiergeldmasken-Skandal gegeben, da Kohl einen gepflegten Umgang mit Spenden und Lobbyisten pflegte, ist sich Butzko sicher.
Im internationalen Vergleich fiel Deutschland während der Pandemie auch durch ganz spezielles Verhalten beim Einkauf von Notvorräten auf: Während die Amerikaner sich überwiegend Waffen zulegten, die Franzosen sich mit Kondomen eindeckten, horten die Deutschen Einkaufswagen voll mit Klopapier. Jeder könne daraus seine Rückschlüsse ziehen.
H.G. Butzko ist kein Freund Bill Gates
Die Verflechtungen der Stiftungen von Bill Gates mit der Weltgesundheitsorganisation WHO verursachten heftiges Unwohlsein bei Butzko. Mit mehreren Milliarden aus seinen Stiftungen unterstützt Gates die Arbeit der WHO bei der Bekämpfung von Krankheiten und Epidemien. Die WHO ordere dann medizinische Produkte bei Arzneimittelherstellern, bei denen Gates die Aktienmehrheit besitze. Mit jedem Dollar, der durch die Stiftungen an die WHO fließe, mehre sich der Reichtum von Gates. Nach der Definition von Butzko ist es Kapitalismus, wenn in einer Firma gleichzeitig Tretminen aber auch Beinprothesen hergestellt werden. Das Kürzel WHO steht nach Butzkos Meinung für “Wenig Hilfreiche Organisation“. Die WHO befindet sich nach Butzkos Meinung in den Händen von Lobbyisten, daher gebühre der WHO bei der Verleihung des Gesundheit-Awards konkurrenzlos der Philipp Amthor-Pokal.
Regelrecht auf den Sack gingen Butzko die alljährlichen Jahresrückblicke auf allen Kanälen im Fernsehen. Corona, Corona und nochmals Corona war fast das einzige Thema, worüber gesprochen wurde. Butzko: “Ich hatte von dem immer gleichen Gelaber dermaßen gestrichen die Schnauze voll, dass ich mit meiner Fernbedienung herum zappte, bis ich Filme wie zum Beispiel ,Im weißen Rössl am Wolfgang See´, ,Wo der Wildbach rauscht´ oder ,Grün blüht die Heide´ fand. Ah, das hat gutgetan und ich kam auf andere Gedanken.“
Butzko bestritt auch, dass während der Pandemie das gesamte Bildungssystem gelitten habe, denn Bildung könne jeder erlangen, der Zugang zu Netflix besitze. Seinen zweistündigen Auftritt beendete Butzko mit einem Zitat von Erich Kästner: “Wird's besser? Wird's schlimmer? fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Das Leben ist immer lebensgefährlich.“
Als Resümee des Auftritts von H.G. Butzko kann festgestellt werden, dass die Reaktionen je nach Einstellung und auch politischer Gesinnung schwankten. Der eine lachte lauthals über eine Pointe von Butzko, während dem anderen das Lachen im Halse steckenblieb. Wenn man die Reaktionen des Publikums zugrunde legt, dann hat er seinen Auftrag vollumfänglich erfüllt. Über mangelnden Zwischen- und Schlussapplaus brauchte sich Butzko wahrlich nicht zu beschweren. Damit wurde auch anerkannt, dass er zwei Stunden ohne abzulesen und ohne Verhaspeln seinen Vortrag frei redend durchzog.
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