Ortsbegehung in Neuhäusel - Verkehrsberuhigter Bereich im Visier
Von Elke Stockhausen
Ein Wohngebiet im verkehrsberuhigten Bereich in Neuhäusel war Treffpunkt für Delegierte der Verbandsgemeinde, dem Ortsbürgermeister und Anwohnern. Unterstützt durch den ADAC und der Polizei wurde gemeinsam nach Lösungen für die Entschleunigung des Straßenverkehrs im verkehrsberuhigten Bereich gesucht.
Neuhäusel. Nieselregen und Kälte waren die Begleiter des Treffens, an dem auch der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Ulrich Richter-Hopprich, teilnahm. Wie bereits zuvor in Simmern, zeigte er Interesse an den Belangen der Bürger. Geleitet von Rainer Groß, der einer der Initiatoren der Bürgerinitiative für das Wohngebiet in Neuhäusel ist, wurden konstruktive Vorschläge zur Entschärfung diskutiert.
Problem einer Einmündung
Speziell die Einmündung der Straße Auf der Haid in die Taunusstraße stand im Fokus der Gespräche. Fahrzeuge, die dort einbiegen, passieren dabei einen nicht gut einsehbaren Bereich. Die Sicht ist durch eine Hecke eingeschränkt, die Kreuzung hingegen großzügig gestaltet und weist keine baulichen Maßnahmen auf, die den Straßenverkehr ausbremsen.
Ein generelles Problem des verkehrsberuhigten Bereichs
Das Wohngebiet selbst wird bereits im Einfahrtsbereich Taunusstraße als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen, umgangssprachlich als „Spielstraße“ wahrgenommen. Die Straßen sind nicht, wie sonst üblich, in die Bereiche Fahrbahn und Gehweg aufgeteilt, das Parken ist nur auf ausgewiesenen Flächen erlaubt. Wer als Kraftfahrer einen solchen Bereich durchfährt, der darf nicht schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren. Dies ist das Tempo, mit dem ein Fußgänger schreitet, die Straßenverkehrsordnung legt hier keinen genauen Wert fest. Als Faustregel gilt, dass ein Fußgänger bei normaler Geschwindigkeit etwa sechs Kilometer in der Stunde läuft.
Grundsätzlich dürfen Fußgänger den gesamten Bereich der Straße nutzen, Kinder dürfen überall spielen und als Fahrzeugführer hat man auf diese besonders zu achten. Auch gilt Wartepflicht für Fahrzeuge, die Fußgänger haben hier Vorrecht. Die Durchfahrt durch einen solchen Bereich ist aber für alle Verkehrsteilnehmer erlaubt.
Das entsprechende Verkehrsschild, so wurde bei der Begehung nochmals festgestellt, sei hier schon das erste Problem. In einer kleineren Ausführung, als heute oftmals üblich, ist es in größerer Höhe montiert. Ein ortsunkundiger Verkehrsteilnehmer könnte es übersehen. Ein ortskundiger hingegen den Warncharakter nicht mehr wahrnehmen.
Eskalation im Wohngebiet
Durch die langanhaltenden Baumaßnahmen der Eitelborner Straße, die Verbindungsstraße nach Eitelborn, nutzen viele Verkehrsteilnehmer das Wohngebiet als Ausweichstrecke. Auch heute würde dies, je nach Verkehrslage, so gehandhabt. Die halbseitige Sperrung der Kalterbachtal Brücke auf der B 49 in Richtung Montabaur tat hier ihr übriges.
Der Fernverkehr wurde durch Neuhäusel umgeleitet und das Verkehrsaufkommen erhöhte sich. Ortskundige und Bewohner der angrenzenden Dörfer wollten hier Zeit sparen, statt im Stau zu stehen und durchfuhren das Wohngebiet. Die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzung und die Beachtung der besonderen Sorgfalt gegenüber Fußgängern und spielenden Kindern wurde oftmals vernachlässigt. Ein Schleichweg, auf dem nicht geschlichen wurde und nicht geschlichen wird. Und dies hätte sich bis heute nicht geändert, so die Aussage der teilnehmenden Bewohner.
Diskussion zur Lösungsfindung
Mit der Einführung in die Problematik durch Rainer Groß, dessen Ausführungen von dem ADAC-Beauftragten Herbert Fuß fachmännisch unterstützt wurden, wurde die Position der Anwohner aufgezeigt. Ortsbürgermeister Wolfgang Matz und Polizei-Oberkommisar Carsten Hommrich wohnten der Diskussion bei. Die Situation selbst wurde der Verbandsgemeindeverwaltung bereits schriftlich vorgelegt, so dass die deren Vertreter – Timo Maier und Kevin Ferdinand- sich im Vorhinein mit der Thematik befasst hatten. Auch Herbert Hippenstiel von der Verkehrsbehörde Westerwald war gut vorbereitet und brachte konstruktive Ideen ein.
Das betreffende Verkehrsschild könne durch ein größeres ausgetauscht werden, so der Vorschlag. Auch würde eine farbliche Hinterlegung in einer Signalfarbe mehr Aufmerksamkeit fördern. Hier legte Herbert Fuß sein besonderes Augenmerk auf die Gefahr, dass dieses Verkehrsschild momentan von der Umgebung “verschluckt“ würde.
Im Kreuzungsbereich Auf der Haid und Taunusstraße fehle es an optischen Elementen. Eine Sperrfläche, welche die Autofahrer im weiteren Winkel einfahren ließe und die farbliche Kennzeichnung des Bereiches könnten hier schon zu einer Reduzierung der Gefahr führen, so Fuß.
Herbert Hippenstiel sah bauliche Maßnahmen, so auch die Anhebung des Kreuzungsbereiches und Ausstattung mit roten Steinen, als Möglichkeit zur Verbesserung der Situation. Die Fehler der Vergangenheit müssten heute dauerhaft gelöst werden, so Hippenstiel. Die Straße solle möbliert werden, insbesondere die Sicherheit der Kinder gewährleistet werden.
Blumenkübel als Mittel der Entschleunigung sind hier hingegen weniger eine Option. Günter Frank berichtete, dass sein Enkelkind im September 2021 einem Unfall entging, der um ein Haar nicht glimpflich ausgegangen wäre. Einzig der Zufall, das Loslaufen mit zeitlicher Differenz, verhinderte den Zusammenstoß mit einem viel zu schnell fahrenden Kfz. Jürgen Schlüter, dessen Haus direkt an der Kreuzung beider Straßen liegt, ließe seine Enkelkinder nicht unbeaufsichtigt auf die Straße oder sie gar dort spielen, so seine Aussage.
Kommunikation im neuen Wind
Das Treffen war ein Katalysator, die Thematik fand ihren Weg vom Papier in die verbale Kommunikation. Einiges wird schnell umgesetzt werden können, waren sich Timo Maier und Kevin Ferdinand einig. Hier sei insbesondere der Austausch des Verkehrsschildes in der Taunusstraße einfach zu lösen.
Ideen für bauliche Maßnahmen, die immer die “Attraktivität der Straße im Auge behalten“, so Hippenstein, könnten auch seitens der Bewohner skizziert und vorgelegt werden. Im Westerwaldkreis, der zehn Verbands- und 152 Ortsgemeinden umfasst, ist Neuhäusel an diesem Tag in den Fokus gesetzt worden. (Elke Stockhausen)
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