Montabaur: Den Katastrophenschutz weiter optimieren
Der Verbandsgemeinderat informierte sich über den aktuellen Stand der Warn- und Schutzmaßnahmen bei Katastrophenfällen in der Verbandsgemeinde Montabaur. Einen absoluten Notfallplan scheint es noch gar nicht zu geben.
Montabaur. Die Bilder der verheerenden Flutkatastrophe an der Ahr hat mit Sicherheit noch jeder vor Augen. Die Geschehnisse aus dem Juli vergangenen Jahres waren der traurige Beweis dafür, dass bislang undenkbare Szenarien Realität werden können. Gleichzeitig hat die Flutkatastrophe eindrücklich gezeigt, dass vorbeugende Schutzkonzepte und eine rechtzeitige Warnung der Bevölkerung vor derartigen Ereignissen elementar wichtig sind.
Dass man sich auch in der Verbandsgemeinde Montabaur intensiv mit diesen Themen befasst, wurde jetzt im Rahmen einer Sitzung des Verbandsgemeinderates, der Ausschüsse für Brandschutz und technische Hilfe, sowie Umwelt- und Naturschutz und aller Ortsbürgermeister aus der Verbandsgemeinde deutlich. Dem vorausgegangen war ein von allen Fraktionen befürworteter Antrag der CDU-Fraktion, den Verbandsgemeinderat über den aktuellen Stand der Warn- und Schutzmaßnahmen im Brand-, Katastrophen- und Hochwasserschutz in der Verbandsgemeinde Montabaur zu informieren.
Der Westerwald ist nicht sicher vor etwaigen Katastrophen
„Die topografischen Verhältnisse in der Verbandsgemeinde Montabaur führen bei uns vermutlich nicht zu einer Flutkatastrophe wie sie die Ahr-Region ereilt hat. Dennoch sind auch wir nicht vor Katastrophen gefeit“, betonte der erste Beigeordnete Andree Stein und nannte neben Überschwemmungen unter anderem auch Stürme oder Waldbrände als mögliche Gefahrenquellen. „Auch ein Gefahrgut-Unfall auf der A3 oder ein ICE-Unglück könnten eine Katastrophe herbeiführen“, zählte er weitere Beispiele auf. Nicht zuletzt deshalb sei es wichtig, sämtliche Anstrengungen zu unternehmen, um für solche Ernstfälle gut aufgestellt zu sein und unter anderem die Alarmierung der Bevölkerung zu optimieren.
Dass man daran intensiv arbeite, machte Thomas Marx in seinen Ausführungen deutlich: „Die Alarmierung der Brandschutzeinheiten ist gewährleistet. Die Feuerwehreinheiten werden mittels sogenannter Meldeempfänger über eine spezielle App auf dem Handy sowie in Teilen per Sirene alarmiert.“ Anders als beim Brandschutz, sei aber im Rahmen des Katastrophenschutzes auch die Alarmierung der Bevölkerung im Fokus.
Sirenen kosten viel Geld
„Derzeit sind in der Verbandsgemeinde Montabaur circa 25 Sirenen aktenkundig erfasst, von denen weniger als 20 Sirenen funktionstüchtig sind.“ Dies mache eine Alarmierung in der Fläche per Sirene aktuell schwierig, so der Fachbereichsleiter Bürgerdienste, Sicherheit und Ordnung, Straßenverkehr bei der Verbandsgemeindeverwaltung. Um eine flächendeckende Alarmierung mit Sirenen in der gesamten VG zu gewährleisten, würden laut Marx 50, wenn nicht sogar bis zu 100 solcher akustischen Geräte benötigt. Dies wiederum wäre mit immensen Investitionen verbunden, „wenn man bedenkt, dass die Kosten für eine neue Sirene bei rund 25.000 Euro für Mastanlagen und 15.000 Euro für Dachanlagen liegen“. Er wies darauf hin, dass zudem ein Förderprogramm von Bund und Land aufgelegt wurde, über welches Sirenen beschafft werden sollen. „Aber auch dies würde nur einen Bruchteil von dem ausmachen, was wirklich benötigt wird“, so Thomas Marx. Die Zuständigkeit für den Katastrophenschutz liege zwar beim Kreis, man wolle hier jedoch unterstützend tätig werden.
Megafone sollen Bevölkerung informieren
Unabhängig von der Sirenen-Thematik hat die Verbandsgemeinde Montabaur aber schon reagiert und erste Maßnahmen zur Verbesserung der Alarmierung der Bevölkerung umgesetzt. Unter anderem wurden im Sommer vergangenen Jahres, unmittelbar nach den Ereignissen an der Ahr, 50 Megafone beschafft und an die Feuerwehren in der Verbandsgemeinde verteilt. Mit ihnen kann die Bevölkerung im Ernstfall gewarnt und informiert werden.
In der Information per Megafon sieht Thomas Marx gegenüber der Alarmierung mittels Sirene durchaus Vorteile: „Viele Bürger kennen die Bedeutung der verschiedenen Signaltöne, die eine Sirene abgibt, gar nicht. Eine Sprachdurchsage mit dem Megafon ist da durchaus wirksamer.“ Gleichzeitig war zu erfahren, dass weitere Warnmöglichkeiten über Systeme wie KATWARN, die Notfall-Informations-und Nachrichten-App (NINA) sowie den Rundfunk und das Fernsehen über die Leistelle in Montabaur gegeben sind.
Zwei mobile Sirenenanlagen ehen demnächst nach Montabaur
Bei der Optimierung des stationären Sirenennetzes besteht eine interkommunale Zusammenarbeit mit dem Westerwaldkreis. So hat unter anderem der Kreisausschuss die Anschaffung von insgesamt 20 mobilen Sirenenwarnanlagen beschlossen, von denen in Kürze auch zwei Geräte an die Verbandsgemeinde Montabaur gehen, wie Marx berichtete. Weiterhin hätten sich der Kreis und die Verbandsgemeinden darauf verständigt, die bereitstehenden Fördermittel aus dem Sirenenprogramm von Bund und Land umfassend in Anspruch zu nehmen. Mit Montabaur-Eschelbach, der Montabaurer Innenstadt, Niederelbert und Niedererbach wurden vier Standorte angemeldet, an denen in einem ersten Schritt neue Sirenenanlagen errichtet werden sollen.
Gefahrenabwehrsystem steckt noch in den Kinderschuhen
„Das rheinland-pfälzische Gefahrenabwehrsystem ist als Verbundsystem zwischen den örtlichen (Gemeinden), den überörtlichen (Landkreisen) und dem zentralen Aufgabenträger (Land) organisiert“, erklärte Jens Weinriefer, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Montabaur. Er attestierte dem Kreis und den Verbandsgemeinden eine gute Zusammenarbeit im Bereich des Brand- und Katastrophenschutzes, die auch schon vor den Ereignissen an der Ahr Bestand hatte.
Die Feuerwehr in der Verbandsgemeinde Montabaur sieht Weinriefer gut aufgestellt: „Wir haben eine funktionierende Führungsstaffel mit ausreichendem Personal, welche auch bei Bedarf mit der Führungskomponente des Westerwaldkreises aufgestockt werden kann. Die Leistungsfähigkeit für normale Hochwasserereignisse hat die Führungsstaffel mit der Wehrleitung schon mehrfach bewiesen. Eine Lage wie im Ahrtal hätte jedoch niemand vorher so auch nur im Geringsten als Planungsgrundlage verwendet.“
Die Aufarbeitung der Katastrophe im Ahrtal sieht der Wehrleiter daher als wichtiges Instrument, um aus dieser Schadenslage bundesweit zu lernen, wenn nicht sogar europaweit. „Allerdings stecken wir hier noch nicht einmal in den Kinderschuhen, sondern stehen ganz am Anfang“, betonte Jens Weinriefer. Auch in der Verbandsgemeinde wird weiter kräftig an der Optimierung des Brand- und Katastrophenschutzes gearbeitet. So steht beispielsweise in diesem Jahr die Überarbeitung und Aktualisierung des im Jahr 2017 aufgestellten und damals vom Verbandsgemeinderat beschlossenen Feuerwehr- und Bedarfsplan auf der Agenda. (PM)
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