Gesundheitswesen: Dringendes Update in Klinikfinanzierung gefordert
Einen dringenden Appell zu stabilisierenden Finanzierungsregelungen für bundesdeutsche Kliniken hat Krankenhausgeschäftsführer Guido Wernert an die Verantwortlichen der Bundespolitik gerichtet. Der aktuelle Gesetzentwurf berücksichtige in keinster Weise die gravierenden Belastungen, denen Kliniken nach wie vor pandemiebedingt ausgesetzt seien.
Dierdorf/Selters. Das völlige Fehlen struktureller Unterstützungen für die immer noch schwer strapazierten Häuser habe Guido Wernert „mit Unverständnis“ zur Kenntnis genommen: „Wenige Tage vor dem Auslaufen der ohnehin schon nicht ausreichenden Ausgleichszahlungen am 19. März, gibt es keinerlei verlässliche Regelungen für die zwangsläufig großen Finanzierungslücken der Krankenhäuser“, so Wernert. „In dieser kritischen Situation fordere ich die Bundespolitik auf, die Gesundheitsversorgung durch nachhaltige gesetzliche Regelungen auch spürbar zu sichern.“ Im Einklang mit dem Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) fordert Wernert ein dringendes Update des Klinik-Finanzierungssystems als zentrales Zukunftsthema. Bei allem Verständnis für die aktuell gravierenden politischen Prioritäten dulde dies keinen Aufschub mehr.
Die Pandemie habe weiterhin direkten und extremen Einfluss auf das Leistungsgeschehen der Kliniken und damit auf deren Liquidität. Auch die aufwändigen, sehr kostenintensiven Sicherheits- und Hygienekonzepte müssten langfristig beibehalten werden. Aktuell schlage die Pandemie auch in der Region kaum mehr beherrschbar ein. Die Inzidenz sei so hoch wie nie. Parallel dazu liefen die finanziellen Schutzmechanismen aus: Ab dem 19. März solle nach den Vorstellungen der Politik offensichtlich nur noch der (noch zu klärende) Ganzjahresausgleich 2022 helfen – eine Regelung, die seitens sämtlicher Experten des Krankenhauswesens als vollkommen unzureichend und ungeeignet bewertet wird, um die pandemiebedingt bislang aufgelaufenen Erlöseinbrüche auch nur annähernd auszugleichen. „Dies alles sehen wir mit großer Sorge und fordern eine radikale Kurskorrektur“, so der Klinikmanager.
Bundesweit versorgen Kliniken täglich knapp 21.000 Covid 19-Patienten (Stand 10. März 2022). Zwar gehe die Belegung auf den Intensivstationen leicht zurück, auf den Normalstationen steige sie jedoch deutlich an. Schon jetzt müssten Krankenhäuser aufgrund grassierender Covid-Erkrankungen und Quarantänefälle in der Mitarbeiterschaft ihre Kapazitäten deutlich herunterfahren – bis zu 30 Prozent der Krankenhausbetten könnten aufgrund dessen nicht belegt werden. Die Gesamtkonstellation sei eine nunmehr zwei Jahre andauernde Konzentration an Ausnahmesituationen, mit denen die Politik die Kliniken alleine lasse.
Wenn die Politik dies alles weiterhin ignoriere, riskiere sie bewusst ein unstrukturiertes Kliniksterben. Jedes einzelne Mitglied der Bundesregierung und Politik sei hier persönlich in der Pflicht, schreibt Wernert in einer Mail an regionale Bundestagsabgeordnete in Hessen und Rheinland-Pfalz. „Fakt ist: Ihre Wähler brauchen medizinische Versorgung, unsere Krankenhäuser brauchen langfristige, politisch abgesicherte Planungssicherheit“, fordert Wernert. Seit Ende 2021 bis heute sei die Bundespolitik von allen Kliniken und Krankenhausverbänden mehrfach und eindringlich darauf aufmerksam gemacht worden, dass die finanziellen Covid-Ausgleichsregelungen weder vom Zeitrahmen, noch vom Umfang her ausreichen. Seit Monaten lägen der Bundesregierung konstruktive Vorschläge für eine sinnvolle, zukunftssichernde Weichenstellung vor, immer wieder sei ihre Bearbeitung über die regionalen Interessenvertretungen angemahnt worden. „Konstruktive Ideen liegen auf dem Tisch – wir warten dringend auf eine sachgerechte Bearbeitung und Umsetzung.“ Den am Samstag vorgelegten Gesetzentwurf wertet Wernert demgegenüber als „unverantwortlich“.
Guido Wernert ist in Personalunion Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz Limburg des Evangelischen Krankenhauses Dierdorf/Selters (KHDS) und somit verantwortlich für vier Krankenhausstandorte über vier Landkreise hinweg. An den vier Standorten werden von insgesamt 2.400 Mitarbeitern jährlich 37.000 stationäre sowie 90.000 ambulante Patienten behandelt. Seit Anfang des Jahres ist Wernert stellvertretendes Vorstandsmitglied der rheinland-pfälzischen Krankenhausgesellschaft. (PM)
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