Jahrzehntelang Daten für Deutschen Wetterdienst gesammelt
Seit 40 Jahren ist er ehrenamtlich als „Wetterfrosch“ für den Deutschen Wetterdienst in der freien Natur unterwegs, hat als Beobachter für den phänologischen Dienst 5109 Aufzeichnungen über Pflanzenbeobachtungen zusammengestellt und jetzt dafür den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland erhalten: Manfred Reifenberger, Jahrgang 1939, waschechter Montabaurer, von 1967 bis 2000 Revierförster der Kreisstadt und als rüstiger Pensionär stets ehrenamtlich aktiv.
Montabaur. Birgit Klante, Agrarmeteorologin bei der Außenstelle Geisenheim des Deutschen Wetterdienstes, betreut seit langen Jahren die Beobachter des phänologischen Dienstes. Ihr bereitete es sichtlich Freude, Reifenberger bei einer Feierstunde im Montabaurer Rathaus den Verdienstorden im Namen von Bundespräsident Christian Wolf ans Revers zu heften. Zuvor hatte sie Reifenbergers „enorm große Leistung“ als eine wichtigen Beitrag für die wissenschaftliche Betrachtung des Phänomens Wetter gewürdigt. Er habe mit seinen Daten einen „großen Wissensschatz für Meteorologen und Klimatologen“ zusammengetragen.
„Um etwas über das Wetter zu erfahren“, so Klante, „braucht man nicht unbedingt Messinstrumente.“ Pflanzenbeobachtungen geben demnach ebenso einen detaillreichen Einblick in das meteorologische Geschehen. „Aus dem Entwicklungsstand bestimmter Pflanzen können Rückschlüsse auf das vorausgegangene Wetter gezogen werden“, erklärte die Meteorologin. Ein Beobachtungszeitraum von 40 Jahren bringe eindeutige Erkenntnisse über die jahreszeitlichen Ereignisse einer bestimmten Region. Dies beginne mit der Haselnussblüte im Frühjahr und ende mit dem Nadelfall der Lärche im Spätherbst. Daraus lassen sich, wie Klante den Gästen beispielhaft vor Augen führte, aussagekräftige Tabellen und Grafiken erstellen, die auch dem Laien deutlich machen, dass es beim Klima Veränderungen gibt wie etwa ein Trend zum verfrühten Frühlingsbeginn aufgrund wärmerer Winter.
In den vergangenen Jahrzehnten, in denen Manfred Reifenberger für den DWD tätig war, hat sich laut Klante die Durchschnittstemperatur um etwa 0,5 Grad Celsius erhöht. Die phänologischen Wetterbeobachtungen zeigten, dass dies erkennbare Auswirkungen habe. „Welche Folgen sind dann erst zu erwarten, wenn es – wie in manchen Klimaberechnungen vorausgesagt – zu einer Erwärmung von zwei Grad kommt?“, fragte die Meteorologin. Die bereits festgestellte Verlängerung der Vegetationszeit habe für die Landwirtschaft nicht nur positive Seiten, da über einen längeren Zeitraum beispielsweise auch die Gefahr von Spätfrösten bestehe.
Mit seinem persönlichen Engagement beim Sammeln entsprechender Daten, so Klante abschließend, habe sich Reifenberger den Verdienstorden auch „im wahrsten Sinne des Wortes verdient“.
Dieser Einschätzung folgten anschließend auch Landrat Achim Schwickert, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur, Edmund Schaaf, sowie Stadtbürgermeister Klaus Mies. Alle drei freuten sich besonders, dass einem Westerwälder und Einwohner der Kreisstadt eine solche Auszeichnung zuteil wird und dankten Reifenberger für seinen Einsatz, den er immer „still und leise“ erbracht habe, der aber dennoch „von bleibendem Wert“ sei.
„Man muss etwas nur lange genug machen und dabei alt genug werden, dann findet das auch Anerkennung“, scherzte Reifenberger anschließend. Er freue sich sehr über die Auszeichnung. Sein Beruf als Revierförster sei für diese Tätigkeit eine gute Voraussetzung gewesen, die Beobachtung von Pflanzen im Wechsel der Jahreszeiten sei ihm „in Fleisch und Blut übergegangen“, und auch nach seiner Pensionierung habe er nie den Bezug zur Natur verloren. „Ich habe es gerne gemacht und werde auch mit Freude weitermachen“, sagte Reifenberger. (art)
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