Regionaler Klimaschutz: Besuch des "BUND" Westerwald in Langenbach bei Kirburg
Die Westerwälder Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) statte einem regionalen Energiewende-Unternehmen in der Gemeinde Langenbach bei Kirburg einen Besuch ab. Grund des Besuchs: Der regionale Klimaschutz.
Langenbach bei Kirburg. "Dieses Unternehmen hier ist anders", so begründete Peter Pflaum, Sprecher der Westerwälder Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sein "etwas anderes" Gastgeschenk zu Beginn einer Betriebsführung bei Mann-Energie in Langenbach bei Kirburg. Gekommen waren rund zwanzig Mitglieder und andere Interessenten aus dem Oberwesterwald, teils auch aus Altenkirchen, um die neuesten unternehmerischen Ideen zum regionalen Klimaschutz kennenzulernen.
Was ist anders an diesem Konzept, das wirtschaftlich erfolgreich ist und dessen Produkte vielfach zertifiziert sind? Egbert Bialk, Regionalbeauftragter und "BUND"-Landesvorstand aus Koblenz, fasste das so zusammen: "Markus Mann hat als regionaler Unternehmer einen ganzheitlichen Blick, hat neben den ökonomisch-technischen auch die ökologischen Notwendigkeiten im Fokus. Klimaschutz und Biodiversitätserhaltung gehören ja zusammen. Und die sozialen Angebote an Mitarbeiter und Kunden sind auch beachtlich".
Klimaschutz-Projekte sind Friedenspolitik
Firmenchef Markus Mann begann seinen Vortrag über die Firmenphilosophie dann auch noch mit einem überraschenden Bekenntnis: "Als ich damals, während meines Studiums, erste Konzepte für ein Energiewende-Projekt entworfen hatte, war gerade Golf-Krieg. Auch ich habe gesagt: Kein Krieg für Öl! Schon damals war mir bewusst: Klimaschutz-Projekte sind aktive Friedenspolitik. Dann habe ich mit geliehenem Geld die erste Windenergieanlage (WEA) in Rheinland-Pfalz gebaut. Die läuft heute noch und wirft Ertrag ab. Und schauen wir jetzt auf den Krieg Putins gegen die Ukraine und gegen Demokratie: Wir müssen raus aus der einseitigen Abhängigkeit von Russlands Energie und mit Erneuerbaren so weit wie möglich unabhängig werden."
Unternehmen schon über 20 Jahre klimafreundlich engagiert
Bei dem Rundgang der "BUND"-Gruppe durch den Betrieb zeigte sich eindrucksvoll: Inzwischen hat das Familienunternehmen erheblich expandiert. Es liefert zertifizierten Erneuerbaren Strom aus Wind, Sonne und weiteren Energieträgern. Seit über 20 Jahren sind ein weiteres wichtiges Standbein nahezu CO2-neutrale Holz-Pellets, hergestellt aus Sägespänen, die im eigenen Sägewerk anfallen. Dies gepaart mit Beratung über wegweisende Energiekonzepte für Kunden in der Region.
Bemerkenswert ist das innovative Stromlastmanagement der Firma. Mit Einspeisungen aus den eigenen PV- und Windenergieanlagen und dem Blockheizkraftwerk ist die Firma nicht nur autark, sondern kann durch elektronisch gesteuerte Ab- und Zuschaltungen von Maschinen seinen Strombedarf so regeln, dass kaum Lastspitzen und damit auch keine übermäßigen Kosten entstehen. "Mit diesem Lastmanagement können alle unsere Anlagen dann laufen, wenn sie tatsächlich unbedingt gebraucht werden. Das gelingt uns im Durchschnitt zu etwa 98 Prozent des Betriebes. Der Energieverbrauch ist auch bei Volllast nahezu konstant, ohne teure Spitzen", so Markus Mann bei der Erläuterung am Monitor.
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Ein Pilotprojekt benutzt neuerdings sogar noch nutzbare Second-Life Li-Ionen-Akkus von Mercedes-Benz, die aus PKW stammen. Diese dienen dazu, mit geschickter Steuerung die Stromfrequenz auf die notwendigen gleichmäßigen 50 Hz zu halten. Auch bei der Elektromobilität ist die Firma Vorreiter in der Region. Demnächst werden sogar die ersten LKW batterieelektrisch angetrieben und geladen natürlich mit erneuerbarem Eigenstrom.
Belastung der Natur?
In der abschließenden regen Diskussion der Gruppe gab es neben Zuspruch und energiepolitischen Forderungen natürlich auch die "Gretchenfrage" nach mehr Windenergie. Der "BUND" ist sich einig, dass die Windenergie das Rückgrat der Energiewende sein muss, um das 1,5-Grad-Klimaziel des Paris-Abkommens noch fast zu erfüllen. Für Rheinland-Pfalz seien dazu noch etwa 1000 neue "WEA" erforderlich, so neueste Berechnungen des Landesverbandes. Diese müssten aber auf guten, windhöffigen Standorten gebaut werden, sonst brauche man doppelt so viele. Darauf wies auch Karl-Heinz Groß aus Heimborn hin. Konflikte mit dem Naturschutz müssten darum neu bewertet werden, da durch die schon immer zwingend erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen es eigentlich gar keine Belastung der Natur gebe. "Meistens wird der Natur mehr Gutes getan als ihr konkret genommen wird", so Groß. Schließlich laufe die Zeit weg beim Klimaschutz.
Wolfgang Stock aus Niederfischbach brachte zusätzlich den Siegerland-Flughafen als geeigneten Standort ins Spiel. Er sei versiegelt, verkehrstechnisch gut erreichbar, aber überflüssig und gut geeignet für Wind und Sonne. Einig waren sich alle Diskutanten, dass auch viel mehr für die Reduzierung des Energieverbrauches getan werden müsse, sowohl beim Strom, als auch bei der Gebäudeheizung und beim Verkehr. Ein Tempolimit wäre da eine kleine, aber wirksame Sofortmaßnahme beim "Ausstieg aus Putins Öllieferungen".
In Kürze ist eine weitere Exkursion zum Thema nachhaltiges Wirtschaften in der Hachenburger Brauerei geplant. Termin noch offen. Interessenten an einer Mitarbeit beim BUND wenden sich bitte gerne an:
Peter Pflaum per E-Mail: westerwald@bund-rlp.de, http://westerwald.bund-rlp.de (PM)
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