CDU Westerwald vollzieht erfolgreich Generationenwechsel
Von Daniel-David Pirker
Seit 2014 war Dr. Andreas Nick Vorsitzender der Kreis-CDU. Auf einem Parteitag in Hachenburg gab er das Zepter nun weiter. Die Landtagsabgeordnete Jenny Groß wurde mit einem klaren Votum als seine Nachfolgerin bestätigt. Von diesem Wechsel ging auch ein Signal der Erneuerung aus - allerdings nicht ohne einen dankbaren Blick zurück.
Region. Es war ein emotionaler Abschied – mit einer großen Portion Dank und viel Applaus. Von 2014 bis an diesem Aprilabend im Hachenburger Parkhotel führte Dr. Andreas Nick den Westerwälder Kreisverband der CDU. Nick selbst betonte in seinem letzten Rechenschaftsbericht, der auch eine Abschiedsrede war, dass er in "die Reihen der einfachen Parteimitglieder" zurückkehre, und zwar in " Demut und Würde, vor allem aber in großer Dankbarkeit". Bereits vor der Bundestagswahl, bei der er knapp den Wiedereinzug verpasste, habe er sich dazu entschieden, den Staffelstab im Kreisvorsitz zu übergeben, unterstreicht Nick. Und: "Politik ist Mannschaftssport, diesen Satz haben Sie in den letzten Jahren ganz häufig von mir gehört. Heute, wo die Zeit gekommen ist, gebe ich die Kapitänsbinde als Spielführer ganz selbstverständlich weiter, und ich bleibe genauso selbstverständlich Teil der Mannschaft."
Und genau das nahmen die diversen Redner an diesem Abend, inklusive der zwischenzeitlich erschiene Chef der Landespartei und Landtagsfraktion, mit Wohlwollen auf. So beließ es Christian Baldauf in seinen an Nick gerichteten Worten nicht nur bei Dankesbekundungen oder Aufmunterungen bezüglich des verlorenen Bundestagsmandats ("Hätten wir uns selbst nicht zersägt, dann wäre das anders gelaufen"). Auch pochte Baldauf ausdrücklich darauf, "dass er uns nicht von der Fahne geht".
Johannes Kempf, Fraktionsvorsitzender im Hachenburger Verbandsgemeinderat und Wegbegleiter, widmete einen ganzen Redebeitrag dem Abschied Nicks und hob dessen rhetorische Fähigkeiten, seine Fachkenntnis und sein breites Netzwerk hervor. Worte des Dankes und Respekts kamen ebenfalls von seiner später deutlich gewählten Nachfolgerin Jenny Groß: "Du beendest zwar heute das Kapitel des Vorsitzes, bleibst uns aber weiterhin als Stimme der CDU Westerwald erhalten. Deine politische Fachexpertise wird uns auch weiter erhalten bleiben. Danke für die gute Zusammenarbeit und all das, was du dem Kreis Gutes hinterlässt."
Dank und ehrliche Analyse zum Abschied
Und zu der Hinterlassenschaft von Dr. Andreas Nick als Kreisvorsitzender gehört auch seine Abschiedsrede, in der er die trotz Pandemieeinschränkungen stattgefundenen Aktivitäten seines Kreisverbands Revue passieren ließ – die Partei aber nicht vor Kritik schonte. So habe man die politische Arbeit des Kreisverbands insbesondere mit digitalen Formaten aufrechterhalten können. Und auch die notwendigen Versammlungen konnten im Rahmen gesetzlicher Sonderregelungen stattfinden. In einem ausführlichen Teil seiner Rede behandelte Nick die Pandemie und den Ukraine-Krieg. So forderte er angesichts der Bewältigung von Corona eine glaubwürdige politische Führung und lehnte deutlich ein Zurückweichen vor "einem liberal getarnten Ellenbogen-Egoismus" ab. Als Außenpolitiker, vor allem als Leiter der deutschen Delegation und Vizepräsident in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, sei er an vielen Bemühungen der letzten Jahre beteiligt gewesen, eine Eskalation der militärischen Auseinandersetzung zu verhindern und der Ukraine eine europäische Perspektive zu eröffnen. Bei vielen Gelegenheiten habe er immer wieder erklärt, die russische Führung sei "repressiv nach innen und aggressiv nach außen", was von der deutschen Politik "ein hohes Maß an Wachsamkeit und Resilienz" erfordere. Am Ende bleibe nur die bittere Feststellung: "Wir haben es als Europäer nicht vermocht, aus dem Geschenk der Jahre 1989/90 eine dauerhaft stabile europäische Friedensordnung und Sicherheitsarchitektur zu entwickeln und abgesichert an unsere Kinder weiterzugeben. Die Folgen sind unabsehbar und werden uns auf viele Jahre und Jahrzehnte begleiten."
Wie zum Beispiel auch der angereiste Landes- und Fraktionsvorsitzende Baldauf oder der Chef der Kreistagsfraktion Dr. Stephan Krempel schonte Nick die anwesenden Parteimitglieder bei der Aufarbeitung des verlorenen Bundestagswahlkampf nicht vor ehrlichen Worten: "Die Westerwälder CDU hat in weiten Teilen auch nicht wirklich um den Wahlkreis und den Erhalt des Bundestagsmandats gekämpft." Die CDU werde gleichzeitig "als christlich orientierte, weltoffene und liberale Volkspartei der bürgerlichen Mitte" dringend gebraucht, so Nick. Es werde darauf ankommen, aus den traditionellen Grundsätzen der CDU heraus Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu entwickeln. Und: Die sozialen Fragen gerade auch der Mittelschicht dürften dabei nicht vernachlässigt werden.
Neue Kreisvorsitzende Groß: CDU Westerwald zum gemeinsamen Aufbruch führen
Die Position als "Westerwald-Partei" könne und müsse die Kreis-CDU aus eigener Kraft verteidigen und für die Zukunft bewahren. Dafür stelle man sich heute mit der Wahl eines neuen Vorstands auf. Mit Jenny Groß bestätigte die Versammlung schließlich auch sehr deutlich den Generationenwechsel. Die Landtagsabgeordnete ist mit 36 Jahren vergleichsweise jung, aber politisch erfahren, wie in der Bewerbungsrede der Lehrerin deutlich wurde: seit 17 Jahren CDU-Mitglied, seit 13 Jahren Kreistagsmitglied, seit der letzten Landtagswahl Abgeordnete und bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion sowie frische stellvertretende Vorsitzende der Landespartei – und nun Vorsitzende der CDU im Westerwaldkreis.
Wie will Groß die Erneuerung des Kreispartei gestalten? Das machte sie konkret in ihrer Rede deutlich. Sie sprach von einem gemeinsamen Aufbruch, davon, die CDU Westerwald zum Erwachen, zur Lebendigkeit zu führen – passend zum Frühling. (ddp)
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