Handwerk in Rheinland-Pfalz weiterhin auf gutem Kurs
Das Handwerk in Rheinland-Pfalz ist weiterhin auf gutem Kurs. Das hat die aktuelle Konjunkturumfrage der Handwerkskammern im Land ergeben. Danach beurteilen 83 Prozent der Betriebe die Geschäftslage als positiv. Dabei liegt die HwK Koblenz leicht unter dem Durchschnitt.
Rheinland-Pfalz/Region. Nach der aktuellen Konjunkturumfrage der rheinland-pfälzischen Handwerkskammern fällt die Beurteilung der Geschäftslage in den regionalen Handwerksbetrieben mit 83 Prozent positiven Beurteilungen sehr gut aus. Noch im vergangenen Jahr gaben lediglich 66 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage mit gut oder befriedigend an.
Bereits im Verlauf des vergangenen Jahres haben sich die Betriebe wieder von dem konjunkturellen Einbruch erholt und den Aufwärtstrend eingeleitet. Die gute Entwicklung setzt sich zu Beginn dieses Jahres fort und hat mittlerweile alle Handwerksbranchen erreicht. Die Erwartungshaltung der Betriebe der vier rheinland-pfälzischen Handwerkskammern in Kaiserslautern, Koblenz, Mainz und Trier ist ebenfalls optimistisch und spiegelt sich in vielen Konjunkturindikatoren wider.
Positive Einschätzung der Geschäftslage
Die Geschäftslagebeurteilung ist aktuell mit 83 Prozent positiven Beurteilungen um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (66 Prozent) angestiegen. Die Bewertung der Geschäftslage fällt in den Kammerbezirken unterschiedlich aus. Während der Kammerbezirk Trier den höchsten Wert mit 89 Prozent (2010: 59 Prozent, Vorjahreswerte in Klammern) positiven Geschäftslagebeurteilungen erzielt, bleiben die Kammern Koblenz (69 Prozent) und Kaiserslautern (62 Prozent) mit 82 Prozent guten und befriedigenden Beurteilungen leicht unter dem Durchschnitt. Die Urteile aus dem Mainzer Kammerbezirk sind mit 84 Prozent positiven Einschätzungen leicht über dem gesamten Stimmungsbild.
In den einzelnen Handwerksbranchen fällt die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage ebenfalls unterschiedlich aus. Während im Frühjahr des vergangenen Jahres der Stimmungsaufschwung vor allem durch den Antriebsmotor des Bau- und Ausbaugewerbes geprägt war, ist laut aktueller Umfrage der Bereich der Handwerke für den gewerblichen Bedarf (so Metallbauer, Feinwerkmechaniker oder Elektromaschinenbauer) mit 89 Prozent (65 Prozent) guten und befriedigenden Geschäftslagebeurteilungen der absolute Spitzenreiter. Die Zulieferer begannen ihre fulminante Aufholjagd bereits in 2010 und erwarten auch für das kommende Quartal weiterhin positive Entwicklungen.
Das Bau- und Ausbaugewerbe steht mit jeweils 84 Prozent (61 Prozent und 71 Prozent) positiven Geschäftslagewertungen ebenfalls sehr gut da. Maßgeblich für den Aufwärtstrend in diesem Bereich ist die steigende Neubautätigkeit inklusive energetischer Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen.
Bei den Kfz-Betrieben herrscht ebenfalls eine gute Stimmung: 83 Prozent (62 Prozent) der Betriebe melden eine positive Geschäftslage nach einer spürbaren Erholung des Neuwagenabsatzes nach der Sonderentwicklung der Umweltprämie im Jahr 2009.
Das Nahrungsmittelgewerbe der Bäcker und Metzger erfuhr ebenfalls eine gestiegene Verkaufstätigkeit, die zu positiven Geschäftslagebeurteilungen führt (76 Prozent im Vergleich zu 59 Prozent im vergangenen Frühjahr). Der Gesundheitsbereich sowie der Bereich der personenbezogenen Dienstleistungsbetriebe mit Friseuren, Fotografen und Kosmetikern steht den anderen Handwerksbranchen mit 76 Prozent (69 Prozent) und 83 Prozent (59 Prozent) positiven Beurteilungen in nichts nach.
Nachfragesituation branchenübergreifend positiv
Die rheinland-pfälzischen Betriebe profitieren in diesem Frühjahr von einem guten Auftragsbestand und gestiegenen oder zumindest gleichen Auftragseingängen gegenüber dem Vorquartal. Der Auftragsbestand ist bei 78 Prozent (57 Prozent) der Betriebe gestiegen oder zumindest gleich geblieben, der Auftragseingang stellt sich mit 75 Prozent (55 Prozent) gestiegenen oder gleichen Angaben im Vergleich zum Vorquartal ebenfalls positiv dar. Und auch die zukünftigen Erwartungen sind optimistisch: 91 Prozent (84 Prozent) der Betriebe erwarten gleich bleibende oder steigende Auftragseingänge.
Besonders gut stellt sich die aktuelle und auch zukünftig erwartete Auftragssituation im Bau- und Ausbaugewerbe sowie bei den Handwerken für den gewerblichen Bedarf dar. Aber auch das Kraftfahrzeuggewerbe, das Nahrungsmittelgewerbe und der Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen zeigen in der Entwicklung des Auftragsbestands und -eingangs einen Aufwärtstrend.
Die durchschnittliche Auftragsreichweite hat sich verglichen mit den Frühjahreswerten des vergangen Jahres im gesamten Schnitt von 6,6 Wochen auf 7,7 Wochen erhöht. Der Auftragsbestand reicht im Kammerbezirk Koblenz mit derzeit 8,8 Wochen am längsten im Voraus, direkt gefolgt von 8,7 Wochen im Kammerbezirk Trier. Der Kammerbezirk Mainz weist mit 6,1 Wochen den niedrigsten Wert aus.
Umsätze im Aufwärtstrend
Bereits im Verlauf des letzten Jahres begannen die Umsätze sich von dem Konjunktureinbruch zu erholen, jetzt gilt es an Breite und Stabilität zu gewinnen. Aufgrund der guten Nachfrageentwicklung konnte der Umsatz gesteigert werden. 67 Prozent (46 Prozent) der Betriebe geben eine steigende oder gleich bleibende Umsatzentwicklung an. Am positivsten ist die Entwicklung des Umsatzes im Kammerbezirk Trier, hier melden 73 Prozent der Betriebe im Vergleich zu nur 35 Prozent im Jahr zuvor, gestiegene oder gleiche Umsätze. In Mainz sind es 68 Prozent, in Koblenz 66 Prozent und in Kaiserslautern 65 Prozent.
Die zukünftigen Erwartungen hinsichtlich des Umsatzes sind noch optimistischer. 86 Prozent der Betriebe rechnen zukünftig mit höheren oder zumindest gleichen Umsätzen.
Durch die gute wirtschaftliche Entwicklung sind die Preise auf den Beschaffungsmärkten laut den Befragten wieder angezogen (96 Prozent geben gleiche oder gestiegene Einkaufspreise an). Aber auch auf den Absatzmärkten lassen sich wieder höhere Preise erzielen. 89 Prozent der Betriebe geben an, dass im Verkauf gleiche oder höhere Preise gezahlt werden.
Betriebsauslastung auf gutem Kurs
Die Auslastung in den rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben ist mit 59 Prozent (45 Prozent), die eine Auslastung über 70 Prozent angeben gut aufgestellt und deutlich besser als noch vor einem Jahr.
Am stärksten ausgelastet sind zurzeit die Betriebe im Kammerbezirk Trier, von denen 63 Prozent angeben einen Auslastungsgrad von 70 bis über 100 Prozent zu haben. Von den befragten Betrieben im Kammerbezirk Koblenz und Mainz geben jeweils 59 Prozent eine zufriedenstellende Auslastung an. Am geringsten wird die Auslastung im Kammerbezirk Kaiserslautern mit 56 Prozent zufriedenstellenden Angaben beziffert.
In den jeweiligen Handwerksbranchen stellt sich der Auslastungsgrad unterschiedlich dar. Am stärksten ausgelastet sind die Betriebe bei den Handwerken des gewerblichen Bedarfs (68 Prozent), gefolgt von den Ausbauhandwerkern (66 Prozent) und dem Baugewerbe mit 63 Prozent. Das Schlusslicht bilden die personenbezogenen Dienstleistungen mit gerade mal 29 Prozent Auslastung über 70 Prozent.
Stabiler Beschäftigungsmarkt
Die Beschäftigungsentwicklung zeigte im Jahr 2010 eine steigende Tendenz, zu Beginn des Jahres 2011 ist die Situation weiterhin stabil. Von den rheinland-pfälzischen Handwerksbetrieben haben 77 Prozent (74 Prozent) im letzten Quartal keine personellen Veränderungen vorgenommen, 11 Prozent (7 Prozent) haben mehr Personal beschäftigt und 13 Prozent (19 Prozent) mussten Personal freisetzen. Für die nächsten drei Monate planen hingegen 12 Prozent (9 Prozent) weitere Mitarbeiter zu beschäftigen, gegenüber 6 Prozent (11 Prozent) die befürchten, zukünftig Mitarbeiter entlassen zu müssen.
Neben dem Bau- und Ausbaugewerbe wird in dem Bereich der Handwerke für den gewerblichen Bedarf für die kommenden drei Monate mit den meisten Einstellungen gerechnet. Im Baugewerbe geben 5 Prozent der Betriebe an Personal freizusetzen gegenüber 19 Prozent, die planen Personal einzustellen. Im Ausbaugewerbe stehen 12 Prozent Einstellungen 6 Prozent Freisetzungen gegenüber. Im Bereich der Handwerke für den gewerblichen Bedarf sind es 11 Prozent, die Einstellungen planen, gegenüber 5 Prozent, die voraussichtlich Personal freisetzen müssen.
Investitionstätigkeit vergleichbar mit dem Vorjahr
Die Investitionstätigkeit der rheinland-pfälzischen Handwerksbetriebe ist gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. 32 Prozent der Betriebe haben im Frühjahr eine durchschnittliche Summe von 41.000 Euro investiert. Im vergangenen Frühjahr waren es hingegen 29 Prozent der Betriebe, die investierten. Die durchschnittliche Investitionssumme lag mit 65.000 Euro über dem aktuellen Durchschnittswert.
Die höchste Investitionsquote haben die Betriebe im Baugewerbe mit 40 Prozent, gefolgt von den Kfz-Betrieben mit 38 Prozent, die auch die höchste durchschnittliche Investitionssumme mit 74.000 Euro ausweisen.
Auf rheinland-pfälzischer Ebene haben die Betriebe des Kammerbezirks Koblenz die höchste Investitionsquote mit 32 Prozent erzielt. Die höchste durchschnittliche Investitionssumme hingegen gibt es im Kammerbezirk Kaiserslautern mit 59.000 Euro, bei gerade mal 26 Prozent Betrieben, die Investitionen vorgenommen haben.
Für das kommende Quartal erwarten 71 Prozent der rheinland-pfälzischen Betriebe gleich bleibende oder steigende Investitionen.