Pressemitteilung vom 22.04.2022
Kultur rund um Montabaur erwacht aus Pandemieschlaf
Wir wissen nicht, ob Kultur systemrelevant ist, aber sie ist in jedem Fall glücksrelevant! Darin stimmten die Teilnehmenden des Netzwerks "MT-Kulturtreff" überein, die sich zu einem Austausch in der Stadthalle in Montabaur trafen. Auch Künstler aus der Ukraine sind herzlich willkommen.
Montabaur. Aber die Kunst- und Kulturschaffenden waren auch darin einig, dass Kultur mehr als Freizeitgestaltung, Vergnügen und Unterhaltung ist. Dies gerade nach zwei Jahren Pandemie, einem verbrecherischen Angriffskrieg vor unserer Haustür und in Erwartung der immer bedrohlicher werdenden Folgen des Klimawandels.
Obwohl es in dieser verwirrenden, aber nicht hoffnungslosen Situation, schwierig ist, dem gewohnten kulturellen Tun nachzugehen, wollen alle gerade jetzt wichtige Events und Kulturveranstaltungen im Westerwald planen und durchführen. Denn den Kopf in den Sand stecken und auf bessere Zeiten warten ist für die heimischen Kulturschaffenden keine Lösung: sie packen an! Die Kulturszene erwacht langsam aus dem Pandemieschlaf und die Veranstalter freuen sich auf viele Gäste bei den kleineren und größeren Highlights in den kommenden Wochen.
Dabei hatten es einige heimische Kulturveranstalter besonders schwer, die Hoffnung nicht zu verlieren. Wie schwer und wie wichtig es ist, das Publikum wieder anzusprechen und zu gewinnen, zeigte beispielhaft Jutta Linden-Quirmbach von der Initiative “Kultur im Keller“ (KiK) auf. 2017 als Kulturreihe in den Räumen eines vom Verein Historica Montabaur neu instand gesetzten historischen Gewölbekellers initiiert, entwickelte sich diese im weiteren Verlauf zu einer eigenständig agierenden Initiative und zu einem festen und sehr beliebten Teil des Kulturlebens in der Kreisstadt. Ziel ist es, am “krummen Dienstag“ regionalen (und überregionalen) Künstlern ein besonderes Podium in historischem Ambiente zu ermöglichen. “Mit der Gründung eines gemeinnützigen Fördervereins haben wir auf die sich aus der Pandemie ergebenden vielfältigen Herausforderungen reagiert“, so Linden-Quirmbach. Deshalb stehe jetzt nach vielen Enttäuschungen der hoffnungsvolle Restart bevor. Ab Mai seien wieder zahlreiche Veranstaltungen geplant – darunter sowohl Konzerte aus den Bereichen Jazz, Pop, Schlager, Chanson und Folk als auch Schauspiel und Lesungen. Für das Kulturbüro der Stadt Montabaur dankten Verena Schmitt und Oliver Krämer allen KiK-Aktiven dafür, dass sie ihr Engagement unbeirrt fortsetzen.
Ein wichtiges Thema war auch die nicht einfache Finanzierung der künftigen Kulturangebote ohne zu wissen, wie viele Karten jeweils unter den aktuellen Bedingungen verkauft werden können. Alle sind sich aber darin einig, dass die zu erwartenden finanziellen Probleme nicht zulasten der Künstler gehen dürfen: Es soll möglichst keine Abzüge bei den Gagen und Honoraren geben, da diese als meist Freischaffende deren Lebensgrundlage sind. Nachgedacht wurde außerdem darüber, mit den Touristikern und der Gastronomie in der Region in einem Workshop zum Thema “Kultur und Tourismus“ ins Gespräch zu kommen.
Ein weiteres Thema war die Bedeutung der Nachhaltigkeitsdebatte im Kulturbereich. Als wegweisend wurde der Bericht “Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome vor genau 50 Jahren bezeichnet. Nach Ansicht der Anwesenden müssen Kunst und Kultur verstärkt einen Beitrag dazu leisten, dass mit dem Verbrauch von Ressourcen und Energie umgesteuert wird, da wir sonst auf eine ungeheure Umweltkatastrophe zusteuern. Geeignete Formate und Kunstformen sollen hierzu entwickelt und genutzt werden. Reflektiert wurde aber auch selbstkritisch darüber, ob es nicht auch Wachstumsgrenzen für den Kulturbereich selbst gibt.
Groß sind landesweit die Solidarität und die Hilfsbereitschaft der Kultur für die Ukraine. Es gibt zahlreiche Aktionen und Initiativen, die Hilfe für die in Not geratene Kulturszene und Kultureinrichtungen organisieren und Unterstützung für geflüchtete Menschen aus dem Kulturbereich anbieten. Auch das Netzwerk “MT-Kulturtreff“ will einen Beitrag leisten und geflüchtete Künstler aus der Ukraine in die eigenen Kultur- und Bildungsangebote (soweit möglich) einbeziehen. Interessierte können sich an Dr. Irene Lorisika (b-05 – irene.lorisika@b-05.org) oder Dr. Georg Poell (Kath. Erwachsenenbildung WW – g.poell@bistumlimburg.de) wenden.
Uli Schmidt von der Kleinkunstbühne Mons Tabor, der das Netzwerk koordiniert und das Treffen leitete, dankte abschließend allen ehren- und hauptamtlichen Kulturschaffenden in der Region für ihr unermüdliches Engagement. Dies verbunden mit der Hoffnung, dass sich weitere Sponsoren bereit erklären, den schwierigen Weg raus aus der Pandemie zu unterstützen. Kontakt ist möglich unter u-li@kleinkunst-mons-tabor.de. (PM)
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