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Kultur | Seelbach | Anzeige


Nachricht vom 22.04.2022    

Marienthal: Matthias Heidrich erinnerte an die Germanen im Westerwald

In einem Vortrag in der Klostergastronomie Marienthal stellte Prof. Dr. Matthias Heidrich sein Buch vor, in dem er der Geschichte der Germanen im Westerwald auf die Spur geht - ein Thema, für das sich Heidrich wie auch Klosterwirt Uwe Steiniger mehr Aufmerksamkeit wünschen.

Prof. Dr. Matthias Heidrich stellte in der Klostergastronomie Marienthal sein Buch vor. (Foto: Veranstalter)

Seelbach. Im Nachhinein betrachtet war gerade das Osterwochenende genau der richtige Zeitpunkt für die Vorstellung des Buches "Der Westerwald … als wir Germanen waren" in der Klostergastronomie Marienthal. Denn dieses Werk, das Prof. Dr. Matthias Heidrich nach jahrelanger akribischer Recherche veröffentlichte, beginnt zeitlich ungefähr da, wo im fernen Judäa Jesus von Nazareth von sich reden machte und von den Römern ans Kreuz genagelt wurde. Zur selben Zeit waren die römischen Eroberer damit beschäftigt, die Gebiete westlich des Rheins unter ihre Kontrolle zu bringen, doch noch wehrten sich die dort lebenden Kelten vehement.

Heidrichs Vortrag begann mit dem Bericht über einen Völkermord, den die Römer in den heutigen Niederlanden begingen. Überlebende der germanischen Stämme der Tenkterer und Usipeten, denen die Flucht gelang, fanden Zuflucht beim Germanenstamm der Sugambrer im Westerwald. In seinem Buch verfolgt Heidrich die Geschichte der Retter und Geretteten über die nächsten 500 Jahre und erzählt damit die Geschichte der Vorfahren der Westerwälder.

Während den Römern innerhalb von Jahrzehnten die Unterwerfung der Kelten gelang, konnten sie rechtsrheinisch auch über Jahrhunderte hinweg nie dauerhaft Fuß fassen. Zu entschlossen wehrte man sich auf germanischer Seite gegen die Eroberer und ließ sich auf keine Handel und Kompromisse ein. Viele Schlachten wurden in Westerwald und Umgebung geschlagen, bis die Römer ihren Limes errichten, dessen Palisadenzaun im Westerwald begann und weit nach Süden führte, was für viele friedliche Jahrzehnte sorgte. Aber dann stürmten unsere Vorfahren den Limes und rissen ihn nieder.

Doch Heidrichs Buch geht weit über Schlachten und Kriege hinaus, denn auch das tägliche Leben wird beschrieben. Heidrich lässt Anführer und Kleinkönige aus Westerwald und Umgebung, deren Namen überliefert sind, wieder lebendig werden. So erfährt man von Menschen wie Maelo, Baetorix, Mallobaudes, Merobaudes, Askarich und vielen anderen bis hin zu den Frankenkönigen Sigibert und Chlodwig, die über den Westerwald geherrscht haben.



Ein halbes Jahrtausend Heimatgeschichte in wenigen Zeilen wiederzugeben, ist schwierig. Matthias Heidrich schafft dies aber auf den 196 Seiten seines Buches, inklusive 50 Farbseiten mit Karten und Münzabbildungen. Der gebürtige Westerwälder lebt zwar seit Jahrzehnten in der Schweiz, doch hat ihn seine Heimat und ihre Geschichte nie losgelassen. Seine Freundschaft zu Klosterwirt Uwe Steiniger gründet auf ihrem gemeinsamen Interesse an der Zeitgeschichte. Beide fragen sich seit Jahren, warum dieser urhistorische Schatz unserer Region nicht gehoben wird: Gerade im nördlichen Rheinland-Pfalz sei man stolz auf das Weltkulturerbe "Limes". Auch touristisch werde das Thema gut bespielt, ziehe Menschen von nah und fern in die Region. Doch dargelegt werde immer nur die römische Sicht. Was aber "hinter dem Limes steckte", im wörtlichen wie im übertragenen Sinn, das werde kaum betrachtet: Warum wurde der römische Schutzwall überhaupt errichtet? Wer lebte - aus Römersicht - hinter dem Limes? Wer waren die Westerwälder jener Zeit?

Beide, Klosterwirt Uwe Steiniger und Referent Matthias Heidrich, sind sich einig: Auch die germanische Sicht auf diese Epoche gehört in den Fokus der Öffentlichkeit. "Spannend, überraschend und erkenntnisreich" sei der Abend gewesen.

Ein weiter Vortrag ist schon geplant, der bestimmt nicht nur die Besucher der ersten Veranstaltungen faszinieren wird. Steiniger plant derweil historische Wanderungen, um die fast vergessene Geschichte aufrechtzuerhalten. Für ihn wäre es eine "Schande", diesen Teil Geschichte nicht weiterzugeben.

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"Der Westerwald ... als wir Germanen waren" (März 2020), ISBN 978-3752820348.
Das Buch ist erhältlich als Paperback, Hardcover oder E-Book in Westerwälder Buchhandlungen oder im Online-Buchhandel.


Mehr dazu:   Veranstaltungsrückblicke   Kultur & Freizeit  
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