Theatergruppe "Berschender Allerlei" feierte umjubelte Premiere
Von Wolfgang Rabsch
Für "Zugeroste", wie im Wäller Platt Menschen genannt werden, die diesen Dialekt nicht verstehen und sprechen können, war die Premiere wie ein Hindernislauf. Für alle Wäller war sie hingegen ein kurzweiliger Abend mit Lachen, bis der Bauch schmerzt.
Bannberscheid. “Berschend“ lautet der traditionelle Name für Bannberscheid. In diesen kleinen Westerwalddorf wollten sich 2004 einige Bewohner nicht damit abfinden, dass sie ihr Talent als Schauspieler nirgendwo unter Beweis stellen konnten. Demzufolge wurde die Theater- und Laienspielgruppe “Berschender Allerlei“ gegründet. In der Folgezeit führten sie regelmäßig Lustspiele und Komödien auf, die nur einen Sinn hatten: ihrem Publikum allerbeste Unterhaltung zu bieten.
Nun war es endlich so weit. Nach zwei fürchterlichen Jahren, in denen sie nicht proben durften, konnten sie wieder auf der Bühne brillieren. Vor vollem Haus in der Aubachhalle in Bannberscheid wurde die Komödie “Die Yeti-Jäger“ uraufgeführt, ein Theaterstück in drei Akten, welches aus der Feder von Andreas Wening stammt.
Worum geht es in dem Stück?
Eine amerikanische Hoteltesterin, die inkognito unterwegs ist, glaubt in der Pension “Zum strammen Hirsch“ zu nächtlicher Stunde einen Yeti gesehen zu haben. Schnell verbreitet sich diese Sensation in den sozialen Medien und so rücken sowohl Yeti-Jäger als auch Yeti-Schützer an – was natürlich zu allerlei Verwicklungen führt. Wenn dann noch familiäre Missverständnisse und Streitigkeiten die Pensionsbesitzer beschäftigen, eine neugierige Nachbarin ihre Nase überall hineinsteckt, ein windiger Notar und eine bekannte Volksmusiksängerin auf den Plan treten, ist das Chaos vorprogrammiert.
Der Inhalt des Stückes gab zwar den Rahmen vor, trat aber häufig in den Hintergrund, weil viele Szenen improvisiert wurden und Klamauk und Palaver die begeisterten Besucher, aber auch das Ensemble, mitrissen. In Theatralik und Mimik standen die Amateurkünstler vielen Schauspielstars in nichts nach, darum wäre es unfair, eine Person besonders hervorzuheben. Allen war die Spielfreude anzumerken, endlich wieder wie ein Galopper vor dem Start eines Rennens loszulegen. Selbstverständlich wurde während fast der gesamten Aufführung original “Berschender“-Dialekt gesprochen, was immer wieder zu herzhaften Lachsalven führte. Im Kontrast dazu agierten einige Kunstfiguren mit übertriebenem Hochdeutsch oder mit einem deutsch-amerikanischen Kauderwelsch und meinten, sie wären etwas Besseres.
“Berschender Allerlei“ strapaziert die Lachmuskeln
Der geschniegelte und gegelte, betrügerische Notar zum Beispiel, der sich outen musste, dass er mehr dem männlichen Geschlecht zugewandt ist oder die amerikanische Hoteltesterin, die aufreizend auf der Suche nach einem Mann war, setzten Glanzpunkte. Genau wie die Nachbarin als “Schwätzmaschine“, das ewig streitenden Ehepaar Schmidhuber und der dauernd grantelnde Vater- und Schwiegervater des Ehepaars, erzeugten einen Lacher nach dem anderen. Da das Stück von der Jagd auf einen Yeti handelte, durfte natürlich ein Bergsteiger und Yeti-Experte nicht fehlen, mit dem zutreffenden Namen Berthold Tessmer. Die Ähnlichkeit des Namens mit einem berühmten Bergsteiger ist rein zufällig.
Zum Brüllen komisch waren die Ausdrücke, mit denen Birgit Frink während der gesamten Aufführung ihren Schwiegervater titulierte. In bestem “Berschender“ Platt: “Dau ahler Silles, Zammel, Dulles“ und so weiter. Die geschwätzige Nachbarin machte sich an alle Männer ran, die nicht bis drei auf den Bäumen waren. Anscheinend hatte sie noch ihre Jungfräulichkeit bewahrt, was lakonisch kommentiert wurde: “An Männern kennt die nur Meister Propper und Kapitän Iglo.“ Der Nachbarin wurde auch empfohlen, anstatt mit Labello solle sie sich die Lippen mit einem Pritt-Stift schminken, außerdem würde sie wohl an einem hormonellen Schleudertrauma leiden.
Hier einige kernige Aussagen, die man durchaus als Lebensweisheit betrachten kann und die für große Erheiterung im Saal sorgten: “Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht“, oder “Die Ehe ist in den meisten Fällen der Hauptgrund für eine Scheidung.“
Natürlich wurde auch eine gehörige Portion Lokalkolorit unter das Volk gestreut, der bei dem Heimspiel mit Beifall und Jubel gefeiert wurde. Staudt und “Moschem“ (Moschheim) bekamen ebenso ihr Fett weg, wie die “Schusters“ im Quartier in Montabaur.
Immer wieder brandete während der Aufführung Szenenapplaus auf, wenn selbst die Akteure auf der Bühne über den Nonsens, den sie dort verbreiteten, lachen mussten. Das geniale Drehbuch von Andreas Wening hetzte praktisch von Gag zu Gag. Wie hieß noch die geniale TV-Sendung von Didi Hallervorden? “Nonstop Nonsens.“ Beim Grimassenschneiden und den sich auf “hohem intellektuellem Niveau“ befindlichen Dialoge, standen die Akteure aus Bannberscheid dem großen Didi in nichts nach.
Logo, dass sich die glücklichen Akteure nach dem Schlussvorhang über starken Beifall freuen durften und erst nach drei Vorhängen die Bühne verlassen durften.
Wer aus unerklärlichen Gründen nicht in der Lage war, der Premiere beizuwohnen, dem kann Trost gespendet werden, denn es sind noch weitere Aufführungen vorgesehen: Die Aufführungen finden am Sonntag, dem 24. April (18 Uhr), Freitag, dem 29. April (20 Uhr) und Samstag, dem 30. April (20 Uhr) in der Aubachhalle statt. Einlass ist jeweils eine Stunde vor Beginn der Aufführung. Karten zum Preis von 10 Euro können bei Familie Frink in Bannberscheid telefonisch (02602 / 80351) oder per E-Mail unter ba.theaterkarten@t-online.de bestellt werden.
Das “Berschender Allerlei“ besteht aus: André Marchand, Birgit und Christoph Frink, Sebastian Schorr, Andrea Bachmeier, Marc Meyer, Veronica Hillesheim, Sara Zollmann, Hans Bachmeier, Simone Willershausen und Christoph Heinzberger. Als Souffleur, welcher jedoch nicht gebraucht wurde, begleitete Dominik Frink die Komödie.
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