Frühjahrssitzung des neuen IHK-Beirats: Unmut über wachsende Bürokratie
Nach der Wahl zur Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz im vergangenen Herbst, gab es nun die erste Sitzung. Dabei der neue Beirat mit 17 Repräsentanten aus der Wirtschaft des Rhein-Lahn-Kreises und des Westerwaldkreises. Es herrschte Freude über den persönlichen Austausch, der wegen Corona lange ausblieb.
Montabaur. „Es sind richtig schwierige Zeiten und die weiteren Perspektiven sind sehr unklar“. Mit diesen Worten fasst die neue Vorsitzende des Beirates der IHK-Regionalgeschäftsstelle Montabaur, Laura Heuchemer, die Stimmung bei der kürzlich stattgefundenen Frühjahrssitzung des regionalen Unternehmergremiums zusammen.
„Corona machte ein zeitigeres Treffen in Präsenz leider nicht möglich. Online-Zusammenkünfte waren bis dato das Mittel der Wahl, um in Kontakt zu bleiben“, so Heuchemer. Der Beirat der Regionalgeschäftsstelle Montabaur, der jährlich mindestens zweimal tagt, setzt sich aus den gewählten Mitgliedern der Vollversammlung der IHK Koblenz zusammen, die im Bereich der Geschäftsstelle Montabaur – also dem Rhein-Lahn-Kreis und dem Westerwaldkreis – ihren Unternehmenssitz haben. Der Beirat begleitet die Arbeit der Geschäftsstelle der IHK in ihrer Aufgabe als Vertretung der gesamtwirtschaftlichen Interessen in der Region. Zudem beobachtet und beurteilt er die wirtschaftliche Lage im Geschäftsstellenbereich, setzt Zeichen und gibt Impulse in Richtung Öffentlichkeit.
Zahlreiche Herausforderungen, die es zu meistern gilt
„So viele Krisenthemen und Herausforderungen für die Wirtschaft wie in dieser Sitzung hatten wir schon lange nicht mehr auf der Tagesordnung stehen”, so IHK-Vizepräsident Jens Geimer. Die Auswirkungen der Pandemie, die Folgen des Krieges in der Ukraine, wachsende Logistikprobleme und zusammenbrechende Lieferketten, explodierende Rohstoff- und Energiepreise, gefährdete Versorgung mit Gas, der Klimawandel, die Umstellung auf erneuerbare Energien, der Fachkräftemangel, die mangelnde Ausbildungseignung bei vielen jungen Menschen, mehr und mehr bürokratische Hürden. Dies alles mache es den Unternehmen derzeit extrem schwer, zu arbeiten und für die Zukunft einigermaßen nachhaltig zu planen, so die Einschätzung der Lage seitens des regionalen Unternehmergremiums der IHK.
Mit Blick auf bürokratische Hürden wurde berichtet, dass Unternehmen, die ihre Photovoltaik-Anlagen erweitern oder Windkraftanlagen zur gesicherten Stromversorgung für den eigenen Betrieb errichten wollen, von den Stromversorgern beziehungsweise regionalen Behörden entweder unüberwindbare technische Hürden in den Weg gestellt bekommen, weil die geforderten Maßnahmen unbezahlbar sind oder wegen vorgeblicher landespflegerischer Einwände ablehnende Bescheide bekommen. „Da gibt es Gebietskörperschaften, die in Verkennung der Prioritäten meinen, sich selbst ein Klimaschutzkonzept geben zu müssen, es jedoch versäumen, zeitnah die Voraussetzungen zu schaffen, um für die Unternehmen die Nutzung erneuerbarer Energien zu erleichtern und damit auch Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Wenn das so läuft, können wir die zeitnahe Umstellung auf erneuerbare Energien und damit ein Mindern der Klimakrise vergessen!”, äußern die IHK-Beiräte ihren Unmut über die gängige Praxis auf diesem Gebiet.
Funktionierende Infrastruktur wichtig für den Kreis
In Zeiten wie diesen müsse man gerade von öffentlichen Einrichtungen einen Mindset erwarten können, der in Richtung Flexibilität und Schnelligkeit ausgerichtet sei, um die erkannten Ziele auch erreichen zu können. Die Bedeutung einer funktionierenden Infrastruktur für einen nachhaltig erfolgreichen Wirtschaftsstandort stand ebenfalls auf der Tagesordnung der Beiräte. So wurde vereinbart, die 2014 vom IHK-Beirat erarbeiteten und veröffentlichten Positionspapiere „Standort Rhein-Lahn-Kreis 2020” und „Standort Westerwaldkeis 2020” in den nächsten zwölf Monaten fortzuschreiben. Dabei werde auch wieder das Thema „Ertüchtigung und Ausbau des bestehenden Verkehrswegenetzes” im Mittelpunkt der Betrachtung stehen.
„Wenn wir uns zum Beispiel die Planungen für die anstehende Sanierung der Lahntal-Hochbrücke bei Lahnstein im Verlauf der B 42 betrachten, dann erkennen wir die Versäumnisse der Vergangenheit. Das Chaos für die Region rund um Lahnstein bis nach Koblenz und in den südlichen Rhein-Lahn-Kreis ist vorprogrammiert. Die vorgefundenen Schäden erfordern zu deren Sanierung eine längerfristige Vollsperrung der Brücke. Noch ist niemandem klar, wie der zu erwartende Verkehrsinfarkt verhindert, zumindest aber gemildert werden kann”, so die Beiräte in ihrer Einschätzung. Sie appellieren daher nachdrücklich an den Landesbetrieb Mobilität (LBM), rechtzeitig zu informieren, mithin überhaupt zu kommunizieren. (PM)
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