Gabriel Hermes - Europameister 2022 Solo über 18 UDO Streetdance
Von Elke Stockhausen
UDO, wer jetzt an den Udo denkt, der denkt in die falsche Richtung. UDO, die United Dance Organisation ist die weltweit größte internationale Streetdance-Organisation. Den deutschen Titel, den hatte Gabriel bereits in der Tasche. Gefiebert, das haben alle seine Schüler und der Schweiß hat sich gelohnt. Herzlichen Glückwunsch!
Höhr-Grenzhausen. "Up 2 move", das Tanzstudio des Jugend- und Kulturzentrums "Zweite Heimat", bietet einen Nachmittag mit dem Hip-Hop-Tänzer, dessen Kariere steil nach oben geht. Donnerstags kann man ihn hier treffen, umringt von seinen Schülern, die mit Begeisterung seiner Stimme lauschen und die Tanzschritte und Bewegungen lernen, die ihr Vorbild vortanzt. Es ist irgendwie akrobatisch, eine Mischung aus Wellen und dann wieder roboterähnlichen Bewegungen. Koordination und Konzentration, eine große Portion Disziplin, wenn sie in der Formation tanzen, dennoch jede Menge Spaß. Das ist das Gefühl, dass die kleine Gruppe vermittelt. Ein Lehrer, der mit kindgerechter Pädagogik anleitet und begeistert.
Einfach machen - egal, was andere denken
Gabriel Hermes, der junge Mann, der Bewegung und Körperbeherrschung vereint, tanzte bereits als Kind. Inspiriert von seiner brasilianischen Mutter, umgeben von Musik und Tanz fand er den Weg "step up to the street". Er trug diese Gabe auf die Straße, tanzte und probierte vor dem Spiegel neue Bewegungen aus. Schrill sein, er sein, egal was die anderen dachten. Statt Konsum, statt vor dem Fernseher zu sitzen, war es der Rhythmus seines Körpers- die Musik, die er vermochte in Bewegung zu bringen.
Seinen ersten Job als Trainer hatte er mit neunzehn Jahren. Aus den zwanzig Schülern wurden schnell 120, denn seine Auftritte machten ihn bekannt. Als sympathischer Lehrer, der immer das Individuum im Kind sieht, ist dieser Erfolg verständlich. Tanzen sei pure Emotion, so Gabriel. Von komödiantisch bis sentimental, alles sei möglich. Interpretieren die Kinder die Musik, tanzen sie gegeneinander in einem Battle/ Kampf, dann entfalten sie ihre Gefühle, dann sind sie ganz sie selbst. Genau darauf legt Gabriel viel Wert. Er möchte keine "kleinen Gabriels", keine Kopien seiner selbst. Er feuert sie an, er zeigt ihnen seine Begeisterung und die Beobachter sind da ganz bei ihm.
Tanzen als Kommunikationsmittel
Der Vorteil des Hip-Hops, so Hermes, Kinder können aus dem Moment heraus ihre Bewegung kreieren. Es sei nicht alles getaktet, so wie in einer kommerziellen Tanzschule, in der die Schüler alles statisch kopieren. Er möchte, dass sie mitdenken und mitfühlen, tanzen als Kommunikation nutzen. Stehen die Kinder einzeln auf der Tanzfläche, dann nehmen sie die Zuschauer mit, lernen voneinander und begeistern auf der einen Seite oder sind begeistert von dem, was sie gerade sehen. Im Hip-Hop gäbe es keine Toxizität, hier steht das Miteinander und der Respekt voreinander im Mittelpunkt. Selbst auf den Meisterschaften fühlen sich alle als Gewinner, ungeachtet dessen, wer aus der Gruppe gewonnen hätte. Am Ende gewänne immer das Team, erzählt der Europameister.
Seine emotionalsten Begegnungen, so frage ich ihn. "Als Ada die Medaille gewann" und "Wenn ich reinkomme und alle Bock haben". Ada? Ada ist fünfzehn Jahre alt und kommt aus Höhr- Grenzhausen. Er war sechs Jahre alt, da faszinierte ihn Michael Jacksons Moonwalk, auch diese Bewegung gehört zum Hip-Hop. Seit 2017 sei er bei Gabriel und es mache ihm sehr viel Spaß. Ada bewegt sich zur Musik und es ist nicht einfach ihm während des Tanzens Fragen zu stellen. Eine Antwort bekomme ich noch von ihm. Ich möchte wissen, was das Besondere an Gabriel sei: "Gabriel sei immer positiv, immer gut gelaunt und da geben wir uns Mühe". Nicht nur Ada steht bereits auf großen Bühnen, Gabriel unterrichtet nicht nur in Höhr- Grenzhausen, seine Woche ist durchgeplant und führt ihn in viele Tanzstudios. Er erarbeitet Choreografien, kümmert sich um das Outfit der Gruppen und ist für seine Schützlinge immer ansprechbar. Ein Leben im Tanz- so sehr es auch harte Arbeit sein mag, es ist seine Passion.
Während die Kinder trainieren schauen ein paar Mütter zu, die Chance für ein Gespräch. Alinas Mutter berichtet, dass ihre achtjährige Tochter schon immer tanzte. Sie begann mit dem Balletttanz und interessierte sich dann erst für den Hip-Hop. Nun kommt sie einmal in der Woche in die Tanzschule der "Zweiten Heimat" und ist mit großer Freude dabei. Daheim übt sie mit ihrem dreijährigen Bruder Malik, der auch heute seinen Platz in der Gruppe fand. Aleas Vater wartet draußen auf seine zehnjährige Tochter. "Warum Hip Hop?", frage ich ihn. Sie wollte schon immer tanzen, so seine Antwort. Doch über den Lehrer, da weiß er viel mehr zu sagen. Die freundliche Konsequenz, mit der unterrichtet würde. Die Kinder nicht wie kleine Kinder zu behandeln und auf jedes einzugehen, sie mögen ihn einfach.
Hip-Hop für alle Generationen
In Höhr-Grenzhausen ist er in seinem Element, begeistert mit seinen Workshops die Kinder und auch die kleine Gruppe, die aus Erwachsenen besteht und als letzte Gruppe am Donnerstag trainiert. Bauch-Beine-Po? Balance und die Beherrschung der Muskeln, von denen man manchmal vorher nicht weiß, dass es sie gibt. Man verrät mir, dass Hip-Hop die Kondition positiv beeinflusst und die Tanzschritte dann auch am Wochenende auf der Tanzfläche zum Einsatz kämen. Welches Alter auch immer, Hip-Hop scheint immer zu passen. Hip-Hop würde durch alle Generationen getragen, so Gabriel.
Viele Teilnehmer starten nur "so zum Spaß" und einige von ihnen gewannen Medaillen, mit Spaß. Gabriel Hermes wird noch viele Battles und Formationen auf die Tanzfläche bringen, begleiten und trainieren. All das hat aus ihm keinen unantastbaren Star gemacht, er ist und bleibt präsent, auf dem Boden und mit seiner Gabe zum Tanz anzuleiten werden auch seine Tanzschüler den Weg finden und sich mit ihrer Gruppe über jeden Sieg freuen, den sie gemeinsam oder einer von ihnen gewinnen wird.
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