Caritas Westerwald-Rhein-Lahn bildet Menschen aus arabischem Raum zu Pflegekräften aus
Von Wolfgang Rabsch
Der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn hatte in das Haus "Helena" nach Hachenburg eingeladen, um dort über sein Integrationsprojekt zu informieren. Bereits beim Betreten des Aufenthaltsraumes flog einem sofort ein überaus freundliches und warmes Gefühl entgegen. Kein Wunder, denn die Anwesenden hatten allen Grund, stolz zu sein.
Region. Die Hauptpersonen durften bei der kleinen Pressepräsentation natürlich nicht fehlen: Nicht alle der insgesamt 38 Auszubildenden aus dem arabischen Raum konnten anwesend sein, da sie noch in anderen Einrichtungen tätig sein mussten. So nahmen insgesamt neun Auszubildende an dem Pressegespräch teil, die sehr überzeugend nicht nur die übrigen Auszubildenden vertraten, sondern auch ihre eigenen Werdegänge, beruflichen Wünsche und Ziele, zum Ausdruck brachten. Von den Auszubildenden stammen 36 junge Männer und Frauen aus Marokko, dazu zwei Personen aus Palästina und aus dem Irak. Sie sind Teil eines wegweisenden Projektes des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn, mit dem Ziel, junge Menschen aus dem Ausland, zu staatlich anerkannten Pflegekräften in Deutschland auszubilden.
Erschienen waren auch Caritasdirektorin Stefanie Krones, von der Leitung des Hauses "Helena" die Einrichtungs- und Pflegedienstleiterin Anja Kohl, die Wohnbereichsleiterin und stellvertretende Pflegedienstleiterin Maria Mies, sowie Elena Klöckner als Wohnbereichsleiterin. Claudia Hülshörster als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit weilte ebenfalls unter den Anwesenden wie auch Claudia Brockers von der Abteilungsleitung Ambulante Hilfen sowie Volker Schwarz, der Pflegedienstleiter der Caritas Sozialstation Westerburg-Rennerod.
Anja Kohlhaas, Maria Mies und Elena Glöckner berichteten eingangs, wie die Suche nach Auszubildenden sich gestaltete. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz machte es möglich, dass insgesamt 38 junge Menschen die Ausbildung zu Pflegefachkräften in Deutschland beginnen dürfen. Sie sind zunächst in verschiedenen Einrichtungen der Caritas in Arzbach, Lahnstein, Westerburg, und Hachenburg tätig, wo sie in die praktische Pflegeausbildung eingewiesen werden.
Bevor die Auszubildenden nach Deutschland ausreisen konnten, wurden bereits in den Herkunftsländern intensive Kontakte mit ihnen geknüpft, teilweise sogar über Videokonferenzen, da wegen Corona eine persönliche Begegnung nicht möglich war. Eine der großen Voraussetzungen für die Ausbildung in Deutschland war das Erlernen der deutschen Sprache. Dazu besuchten die Interessierten Sprachschulen in Marokko und in Istanbul. Nach der erfolgreichen Absolvierung der Sprachschule, und dem Erreichen des Zertifikates B 1, konnten die Visumanträge für Deutschland gestellt werden, und die jungen Menschen durften einreisen.
Im Westerwald wurden sie mit offenen Armen empfangen, hatte doch der Caritasverband im Vorfeld bereits Wohnungen angemietet, damit sich dort WGs bilden konnten. Zudem wurden Paten für die jungen Leute gesucht, die ihnen bei der Erledigung von bürokratischen Angelegenheiten und bei der Eröffnung von Bankkonten behilflich zur Seite standen. Stefanie Krones zeigte sich begeistert von der Offenherzigkeit vieler Mitbürger, die nicht nur die Patenschaften übernahmen, sondern sich auch bei der Beschaffung von Wohnraum für die Neuankömmlinge ausgesprochen hilfsbereit erwiesen, weil sie ebenfalls von diesem Projekt sehr angetan waren. So kann man den Start der jungen Menschen in ihr neues Berufsleben, als durchaus erfolgsversprechend und für andere animierend beschreiben.
Übereinstimmend berichteten die anwesenden Auszubildenden, dass sie sich in ihren Heimatländern schon große Kenntnisse in der Pflege von älteren Menschen angeeignet haben, da es speziell in den arabischen Ländern ganz normal ist, dass Kinder, und Enkelkinder, ihre Eltern und Großeltern zu Hause pflegen, wenn die Pflegebedürftigkeit eintritt.
Im Rahmen der generalisierten Pflegeausbildung, die etwa dem Bachelor gleichzusetzen ist, können sie nach Ablegung ihres Examens in allen Berufen der Pflege arbeiten. Das heißt, die bisher getrennten Ausbildungen Altenpflege, Kinderkrankenpflege und Krankenpflege werden in einer dreijährigen Ausbildung zusammengefasst. Durch die Generalisierung der Pflegeausbildung werden Pflegekräfte auf sämtliche Aufgaben vorbereitet werden, die sie später im Berufsalltag erwarten. Es ermöglicht ihnen auch, sich nicht nur in Deutschland, sondern auch europaweit einen Arbeitsplatz zu suchen. Somit steht ihnen fast die gesamte Welt offen.
Stefanie Krones zeigte sich begeistert von den jungen Menschen, die auch mit Ihrer Freundlichkeit, Ehrlichkeit und Begeisterung alle Herzen im Sturm erobern. "Wir müssen immer viel lachen, wenn wir ihnen manchmal etwas Westerwälder Platt beibringen wollen. Es hört sich wirklich lustig an, wenn eine Auszubildende aus Marokko zu einem Mitarbeiter anstatt 'Hallo', 'Ei gude' sagt. Wir freuen uns sehr, dass unser Projekt so gut gestartet ist, und sich auch weiterentwickelt. Wir wollen dabei aber nicht vergessen, dass natürlich auch junge Menschen, die Interesse am Pflegeberuf haben, sich aus unserer Region natürlich bei uns um einen Ausbildungsplatz bewerben können", so die Direktorin.
Interessante Zahlen zum Verdienst während der Ausbildung und nach Ablegung des Examens konnten präsentiert werden. So erhalten die Auszubildenden im ersten Lehrjahr jeweils rund 1.120 Euro, im zweiten über 1.250 Euro und im dritten fast 1.360 Euro. Das Anfangsgehalt nach Abschluss der Ausbildung liegt bei einem Altenpflegerhelfer zurzeit bei 2.850 Euro, und bei einer examinierten Pflegefachkraft bei rund 3.300 Euro, jeweils monatlich in Vollzeit und mit Zulagen.
Wer sich durch diesen Artikel angesprochen fühlt, und weitere Fragen zu Bewerbung und Ausbildung hat, der kann sich an folgenden Anschriften wenden: anja.kohlhaas@cv-ww-rl.de oder www.caritas-ww-rl.de.
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