Stöffel-Park Enspel: Horst Eckerts Krimi nimmt sich der Wirecard-Affäre an
Gut recherchierte Details, ein großes Thema ("Wordcard", inspiriert von Wirecard) und auch genügend Fantasie, um Fakten glaubhaft miteinander zu verbinden – das setzt der Politkrimiautor Horst Eckert bei seinem 18. Werk "Das Jahr der Gier" ein. Der Düsseldorfer war zu Gast bei der Literaturrunde in der Alten Schmiede im Stöffel-Park.
Enspel. Und seine Fähigkeit, lebhaft und freundlich aus seinem Arbeitsleben zu erzählen sowie Heinz Fischers gewohnt lockere Moderation boten letztlich noch viel mehr als einen Einblick in das neue Buch. Bei Simone Brög konnten sich die Zuhörer vor Ort mit Büchern versorgen und sich gleich ein Autogramm sichern.
Seit 1995 ist Eckert freier Autor, zuvor war er als Journalist tätig. Krimis locken ihn, weil durch sie – wie schon Friedrich Schiller wusste - die Moral der Gesellschaft und die Psyche des Menschen erfahrbar wird. "Im Krimi kann man alles erzählen, nur spannender", begeistert sich Eckert.
Außerdem macht ihm das Erfinden Spaß. Denn, wo eine journalistische Recherche aufhört, kann er nun "die verborgene Seite der Wirklichkeit“ selbst erstehen lassen. „In der Fantasie kann ich Fäden zusammenknüpfen". In dem Buch "Das Jahr der Gier" geraten die Ermittler auf der Spur von Gewalt und Mord unversehens in die Machenschaften um den "Wordcard-Betrug". Doch vor der Lesung rekapitulierte der Autor zunächst spannende Einzelheiten aus dem realen Wirecard-Betrug: Politiker und Amtsinhaber an prominenter Stelle waren beratend tätig für den Finanzdienstleister, der seinen Anlegern etliche Milliarden an Verlusten bescherte. Das Vorgehen der Bafin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) war dabei in mehreren Punkten erstaunlich, denn nicht einmal die Enthüllungen der "Financial Times" gaben ihr augenscheinlich zu denken. Noch immer ist der Wirtschaftskriminelle Jan Marsalek, ehemaliges Vorstandsmitglied von Wirecard, der für sich offensichtlich in Moskau den richtigen Platz gefunden hat, nicht gefasst.
Auf Fragen aus dem Publikum hin verrät Eckert, dass er Details so authentisch beschreiben kann, da er einen Brandgutachter sowie Polizeibeamten zu Rate zieht und sich über Abläufe gut informiert. Und selbst wenn ein Essen beschrieben wird, sieht er auf der Internetseite nach, was das betreffende Restaurant denn zu bieten hat. "In einem Film, der 90 Minuten dauert, fallen Ungereimtheiten weniger auf als in einem Buch, das man stundenlang liest".
Wie er als Krimiautor die negativen Themen verkraftet und Psychohygiene betreibt, will eine Zuhörerin wissen. Horst Eckert, der sehr aufgeschlossen und lebensbejahend wirkt, antwortet, dass ihn seine Buchthemen nicht so belasten – angesichts anderer Probleme wie beispielsweise der Krieg. Und er meint auch: "Corona ist härter, als alles, worüber ich schreibe". (PM)
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